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Judentum und Islam im Kontext von Religionsgeschichte, Glaubenspraxis und aktueller Beziehungen
(2024)
Die vorliegende Handreichung widmet sich den beiden abrahamitischen Religionen Judentum und Islam. Neben einer Nachzeichnung der religionshistorischen Genese, wird die Bedeutung des Narrativ des „Heiligen Land“ herausgearbeitet. Des Weiteren werden anhand exemplarischer Beispiele interreligiöse Wechselwirkungen zwischen Judentum und Islam unter islamischer Herrschaft nachgezeichnet. Ebenso werden die Erfahrungen von Juden und Muslimen, als religiöse Minderheit in Europa zu leben, thematisiert. Ein weiterer Abschnitt widmet sich den Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Glaubenspraxis beider Religionsgruppen. Alle Themenkomplexe werden gemäß der zeithistorischen Genese eingeführt; in einem nächsten Schritt werden sie für den unterrichtlichen Einsatz didaktisch und methodisch aufbereitet. Die Handreichung richtet sich an interessierte Lehrkräfte aller Schularten und versteht sich als „Gegenentwurf“ zu aktuellen (pädagogischen) Diskursen, welche die jüdisch-muslimischen Beziehungen zumeist in verengter Perspektive über den „Nahostkonflikt“ betrachten. Entstanden ist die Handreichung im Rahmen des von der Stiftung „evz - Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ geförderten Projektes „Gemeinsam Handeln - Bündnisse gegen Antisemitismus: Heidelberger Bündnis für Jüdisch-muslimische Beziehungen“ (2020-2022)
Die vorliegende Arbeit setzt an dem Gedanken an, dass sich die Professionalität von Lehrpersonen nicht allein schon aus dem bloßen beruflichen Agieren ergibt, sondern diese zunächst angeeignet und gepflegt werden muss. In der Schulentwicklungs- und Professionsforschung besteht jedoch das Problem, dass nicht ausreichend darüber aufgeklärt ist, inwiefern die Einzelschule als Sozialisationsort die Professionalisierung von Lehrpersonen bedingt. Dieses Problem wurde hier angegangen und es erfolgte der Bestimmungsversuch, ob und wie sich die Professionalisierung fördernde Rahmenbedingung von Einzelschulen bestimmen lassen. Über die Bearbeitung der Literatur zur Professionsforschung im Lehrberuf erfolgten vier zentrale Ergebnisse: Erstens konnte ein innovatives Modell zur Genese eines professionellen Habitus im Kontext vom beruflichen Agieren im Feld der Schule konzipiert werden. Eine zweite Modellkonzeption veranschaulicht die Dynamik zwischen Gelingensfaktoren von Professionalisierung im Lehrberuf. Drittens, erfolgte eine Bewertung der Schulkulturanalyse von Helsper et al. als eine geeignete Methode zur Bestimmung professionalisierungsfördernder Rahmenbedingungen von Schulen mithilfe von Fallstudien. Viertens konnte erörtert werden, warum sich professionelle Praxen im Feld immer fallspezifisch und aus sich selbst heraus bewähren müssen und sich Praxisformen nicht beliebig auf Schulen übertragen oder sich ihnen „überstülpen“ lassen. Indem diese Arbeit veranschaulicht, dass sich die Schule als Sozialisationsort maßgeblich auf die Herausbildung von professionellen oder nicht-professionellen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmustern auswirkt, zeigt sie, dass der Zusammenhang von Schulkultur und Professionalisierung in der Professions- und Schulentwicklungsforschung künftig stärker berücksichtigt werden sollte.
Die Kommunikations- und Sprachentwicklung von Kindern mit globaler Entwicklungsstörung ist erheblich beeinträchtigt. Die notwendige Frühintervention nutzt lautsprachunterstützende Gebärden (LUG), um den Kindern eine Kommunikation mit der Umwelt zu ermöglichen und den Einstieg in den Lautspracherwerb zu erleichtern. Hierzu ist es notwendig, die Eltern als Hauptbezugspersonen der Kinder in der Gebärdenanwendung zu schulen. In Deutschland fehlen häufig entsprechende Schulungsangebote oder es geschieht in vergleichsweise kurzen eintägigen Seminaren. Mit dem Programm „Kommunikation mit unterstützenden Gebärden – ein Eltern-Kind-Gruppenprogramm (KUGEL)“ wurde ein mehrteiliges Konzept zur systematischen Elternanleitung in der Kleingruppe entwickelt. Ein vergleichbares Programm zur Gebärdenanleitung liegt im deutschsprachigen Raum bislang nicht vor.
Die Evaluation des KUGEL-Programms erfolgte in einer randomisierten Studie im Prä-Post-Kontrollgruppendesign. Die Eltern der Kontrollgruppe nahmen an einer in der Praxis üblichen eintägigen Anleitung zum Einsatz von LUG teil, dem KUGEL-Tageskurs.
Die Eltern beider Gruppen äußerten sich nach der Intervention sehr zufrieden und gaben an, Gebärden zukünftig häufiger und mit mehr Freude einzusetzen. Darüber hinaus nahmen sie an, dass sich ihr sprachliches Verhalten gegenüber ihrem Kind positiv verändert hätte und sie besser in der Lage seien, ihr Kind in seiner kommunikativen und sprachlichen Entwicklung zu unterstützen. Objektiv erhobene Daten konnten dies bestätigen. Die Eltern beider Gruppen waren gleichermaßen befähigt, mehr Gebärden in Verbindung mit einer lautsprachlichen Äußerung in der Interaktion mit ihrem Kind zu verwenden und positiver auf die Gebärdenversuche des Kindes zu reagieren als vor der Intervention. Die Eltern des mehrteiligen KUGEL-Programms verfügten darüber hinaus über einen signifikant größeren Gebärden-Wortschatz und boten ihrem Kind signifikant mehr unterschiedliche Gebärden in der Interaktion an als Eltern aus dem KUGEL-Tageskurs.
Die Kinder beider Gruppen waren nach der Anleitung der Eltern besser in der Lage, ihre kommunikativen Intentionen auszudrücken und auf Interaktionsinitiierungen der Bezugspersonen zu reagieren. Sie nutzten gleichermaßen mehr Gebärden. Zudem zeigte sich bei den Kindern unabhängig von der Dauer der Anleitung der Eltern eine Verbesserung im passiven Wortschatz und die Kinder nutzen mehr lautliche Äußerungen als vor der Intervention.
Die vorliegende Dissertation liefert einen Überblick über die Evaluation des neu entwickelten Programms KUGEL im Vergleich zu einer eintägigen Elternanleitung. Es zeigte sich, dass Eltern grundsätzlich von einer Anleitung zum Einsatz von LUG profitieren. Sie sind befähigt, nach einer Anleitung ihr Sprach- und Interaktionsverhalten zu verändern, sodass die Kinder daraus einen Vorteil erzielen. Sowohl mit dem KUGEL-Programm als auch mit dem KUGEL-Tageskurs liegen zwei vollständig ausgearbeitete und evaluierte Konzepte für Gruppenangebote vor, die den Eltern neben Wissen auch Handlungskompetenz vermitteln. Eine gezielte Anleitung der Eltern zum Einsatz von LUG auf Basis einer sprachförderlichen Grundhaltung sollte als integraler Bestandteil therapeutischer Angebote bei Kindern mit globaler Entwicklungsstörung verstanden werden.
The term “disability“ seems to sum up a rather semantically fuzzy form of denotation and a huge amount of possible connotations. While researching the term “severe multiple disabilities”, an observer may conclude, that this form of semantical fuzziness continues into the conceptual world of this special kind of subcategory. Studying the group of people eligible for organizations called “Förder- und Betreuungsbereich”, abbreviated with “FuB”, or “day activity centers” this fuzziness shows up again. This linguistic phenomenon seems to be reflected once more in the variety of activities offered by these institutions. Popping up currently this semantical fuzziness seems to be less random than much more functional especially for this kind of organization. Since 10/09/2020 a new sort of activity has to be offered to people addressable by “FuBs” or “day activity centers”: According to law, eligible people have to be offered work-related activities by the organizational staff. The more deeply an observer deals with this phenomenon, the more he gets the impression, that there seems to be an inevitable connection between this special kind of semantically generated imagination and human interaction. Bringing together semantical and syntactical analysis and the research question concerning the social function of “FuBs” or “day activity centers”, sociological system theory offers not only the necessary theoretical complexity but also the tool called “functional analysis” to undergo this scientific challenge. System theory has been updated by Fuchs: Now an observer can consider social systems as distributors of opportunities for meaning-orientated interpretations and psychological systems, that can read and interpret these opportunities. Thus, individual people function as points of communicational offers and connections. That is why Fuchs and Rolf Balgo speak about the co-production of communicational systems, biological systems, and psychological systems, none of these systems can stand for itself alone. If one sort of system is missing, the others are not able to exist furthermore. An observer has just to consider the infant experiments to explore the original human language or the inhibiting impact of a lack of communication with infants, small children, and furthermore. The research results show clearly that “FuBs” and “day activity centers” function socially as inclusion systems: People eligible for these organizations for the most part are excluded from the services of almost every “functional system” despite healthcare and social welfare . While, due to the revised version of the German disability law, employees with disabilities of “workshops for disabled people” are more and more integrated into “sheltered employment”, people with severe and multiple disabilities remain in their communicational precarious state. Given this drift towards social exclusion, the staffs of “FuBs” and day activity centers have to provide their clients with a huge variety of activities simulating all kinds of different situations, if the organization wants to comply with the extent of inclusion required by modern society. Simulating social interactions oriented towards different functional systems is not inherently bad: If an observer takes a close look at the interactions between curative educators and severely multiple handicapped clients, most social theories are not complex enough to gather the instructive and innovative manuals designed by the most professionals in the field. The genuine conception of communication offered by Niklas Luhmann and Peter Fuchs can shield these approaches theoretically without lacking complexity. In analytical terms, communication can be understood here as a synthesis of three selections: information, message, and understanding. Understanding, in this case, does not mean cognitive comprehension but reacting towards a communicational offer. Because no observer can observe communication itself despite gathering a glimpse of the thoughts of the significant other, communication flags out as communication acts – attributable to the respective social address. In system theory terms an observer can attribute both communicational offers and communicational linking to different social addresses, created and provided by communication. That means communicational offers and communicational linking are achievements of observation. On the one hand, there is communication without observation. If it is valid that communicative linking also comes only to existence if it is observed and thus attributed to the social address of the significant other, an observer can indeed observe communication between curative educators and severely multiple handicapped clients: Psychological systems, even before being linguistically formatted through education and socialization, function as points of communication. Not only language functions as a communication medium but also the observed living body: Blushing with compliments, startling when frightened, increased pulse with joy, goose¬bumps while shivering and all the other body-related behavioral chances are just as suitable for communication as language, vocalizations, facial expressions, and gestures. To observe these basal forms of communicational offers and links the professional curative educator needs enough time but also an extremely precise and sensitive ability to observe. If this is the case, Fuchs speaks of top relevance. An observer usually can detect that highest form of observational relevance in families and partnerships, where every change in appearance and behavior can become the subject of system-specific communication because of the communication medium love. In professional inclusion-systems, an observer needs not seeking morality to describe the desired professional attitude: Fuchs introduces amicalitiy as the communication medium that makes the highest level of relevance in curative-educator-client communication probable. From the research results it follows that the clients of the “FuB” and the day activity centers are threatened by an exclusion drift not only beyond this professional communicational context: Only half a staff position is allocated to a client who behaves inconspicuously and therefore is considered as “easy to care for”. This drastically reduces the possible opportunities to treat him in the mode of top relevance. The new legal requirements that ought to increase the social participation of all people with disabilities only take into account those people with disabilities who can do whatever kind of minimum economically viable work. Except for the offers for job-related work, this group of people remains largely neglected. The expectations of many professionals in the field have been disappointed: no access to the entrance or the training areas of the workshops for people with disabilities, no participation and right of co-determination in organizational matters, no social response appropriate to their needs. If an observer considers, that the inclusion drift of workshop-employees with disabilities into sheltered employment results in a decrease of employees with disabilities at a given workshop for people with disabilities, a dark future seems to emerge for the clients of the spatially attached “FuB”: Either this form of inclusion system turns into a day activity center, that is spatially independent of the workshop, or the workshop opens its doors for this clientele or these clients run the risk of being deported to nursing homes and being robbed of their communicative relevant even more.
Etwa 40% der Kinder, die zu Beginn ihrer Schulzeit einen sonderpädagogischen Bildungsanspruch Sprache hatten und in einer Sprachheilschule (sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum Sprache - SBBZ) beschult wurden, wechseln schon im Laufe der Grundschulzeit an die Regelschulen. Die Entscheidungen bezüglich des Lernorts fallen in erster Linie auf dem Hintergrund der Schulleistungen. Kinder, die durchschnittliche Schulleistungen erzielen, wechseln trotz ihres noch vorhandenen Förderbedarfs im sprachlichen Bereich in das Regelschulsystem. Dies bestätigt den Durchgangscharakter der exklusiven Beschulung, die bei ca. 80% mit dem Ende der Grundschulzeit endet. Die Schulleistungen werden durch die Lernausgangslage, insbesondere die Vorläuferfähigkeiten für den Schriftspracherwerb, die Leistungen im Sprachgedächtnis sowie die Intelligenz beeinflusst. Die sprachlichen Fähigkeiten gewinnen zunehmend Einfluss auf das schulische Lernen und beeinflussen somit auch die kognitiven Leistungen. Die Bildungsbedürfnisse sprachbeeinträchtigter Kinder, die bis zum Ende ihrer Schulzeit einen sonderpädagogischen Bildungsanspruch behalten, sind gekennzeichnet durch besondere Einschränkungen im Bereich der Speicherfähigkeit sowie des Sprachverstehens. Während der Förderbedarf im mündlichen Sprachgebrauch in der Sekundarstufe teilweise noch im Bereich der Grammatik erkennbar ist, betrifft er vor allem die tieferliegenden Sprachverarbeitungsprozesse und macht sich in der Schriftsprache bemerkbar. Die Jugendlichen haben u.a. Probleme, neue Begrifflichkeiten und Inhalte abzuspeichern.
Sie profitieren nach eigenen Aussagen vom Verständnis der Lehrkräfte für ihre Problematik und deren Berücksichtigung im Unterricht. Dies ist dann möglich, wenn die Lehrkräfte diagnostische Kompetenzen haben, um die individuellen Schwierigkeiten zu erkennen. Besondere Aufmerksamkeit von Seiten der Lehrkräfte erfordert die Sicherung des Sprach- und Textverständnisses durch Nachfragen, Wiederholen, Visualisieren, gemeinsames Erarbeiten, zusätzliche Erklärungen u.ä.
Mit Blick auf die Rahmenbedingungen der Beschulung hat sich in der Primarstufe ein hohes Maß an Doppelbesetzung im Unterricht (Teamteaching) als unterstützend erwiesen sowie flexible Einsatzmöglichkeiten der zusätzlichen Ressourcen je nach Förderbedarf der Kinder. Für den Förderschwerpunkt Sprache sind demnach in inklusiven Settings Gruppenlösungen sinnvoll, die eine Doppelbesetzung im Unterrichtsprozess von sonderpädagogischer Lehrkraft mit Förderschwerpunkt Sprache und Regelschullehrkraft ermöglichen. So können die sprachlichen Beeinträchtigungen durch gezielten Einsatz der Lehrersprache, Visualisierungen, Wortschatzarbeit, Sicherung von Sprachverständnis etc. jederzeit Berücksichtigung finden und Synergieeffekte zwischen sprachlicher Förderung und zu vermittelnden schulischen Inhalten hergestellt werden. Für einen geringen Prozentsatz der Jugendlichen sollten auch in der Sekundarstufe bzw. beim Übergang in den Beruf spezifische Bildungsangebote vorgehalten werden. Diese ermöglichen es den Betroffenen einen allgemeinen Schulabschluss zu erzielen, der höherwertig sein kann als er ohne spezifische Unterstützung im allgemeinen Schulsystem wäre. Die Betroffenen selbst beurteilen die Beschulung an einem SBBZ positiv und fühlen sich in ihrem Teilhabeerleben am Ende der Schulzeit kaum noch beeinträchtigt. Sie können sehr genau erläutern, was ihnen im Verlaufe der Schulzeit hilfreich war und damit Hinweise für die Gestaltung von Bildungsprozessen geben. Deshalb sollten die Betroffenen selbst in weitere Forschung konsequent einbezogen werden.
Bei der vorliegenden Masterarbeit handelt es sich um eine qualitativ rekonstruktive Studie, in deren Mittelpunkt die Frage steht, wodurch Menschen mit Depressionen ihr Stigmaerleben beeinflusst sehen. Dabei wird das Stigma-Konzept von Link und Phelan verwendet, in dem, anschließend an Goffmans Konzeptualisierung, gesellschaftliche Machtstrukturen und die soziale Konstruktion von Stigma in den Mittelpunkt gestellt werden und der aktive Prozess der Stigmatisierung betont wird.
Das in der Studie angewendete Vorgehen ist angelehnt an den Forschungsstil der Grounded Theory nach Anselm Strauss und dessen Weiterentwicklungen. Relevant wurden dabei vor allem auch die Ausführungen von Breuer und Muckel, die (Selbst-) Reflexivität während des Forschungsprozesses in den Mittelpunkt stellen. Aufgebaut ist die Arbeit so, dass sich die einzelnen Analyseschritte und die Vorgehensweise nachvollziehen lassen. Um dem Anspruch auf Reflexivität gerecht zu werden, findet sich ein ausführliches Kapitel zu den getroffenen Entscheidungen im Forschungsprozess, beispielsweise zur Datenauswahl oder zur schrittweisen Entwicklung der Fragestellung. Auch die herausgearbeiteten Kategorien und ihre Entstehung werden detailliert beschrieben.
Zur Beantwortung der Fragestellung wurden in einem iterativ-zyklischen Prozess Interviews mit Personen mit psychischen Erkrankungen geführt und Selbsthilfegruppenbeschreibungen analysiert. Dabei entstand eine Theorieskizze, in der die Kategorien Kenntnis der Erkrankung(en), Soziales Umfeld und Selbstverständnis inklusive vielfältiger Subkategorien als relevant für das Stigmaerleben herausgestellt wurden. Umspannt werden diese von der Kernkategorie der Diskriminierungserwartung. Die Erwartung, aufgrund der Erkrankung diskriminiert zu werden, wird ausschlaggebend für das Erleben der Depression als Stigma. Sie durchzieht alle anderen Kategorien und ist direkt anschlussfähig an das Stigma-Konzept von Link und Phelan.
In der vorliegenden Dissertationsschrift wird die Entwicklung einer adaptiven Lehrkompetenz im Umgang mit Heterogenität von Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern in drei Studien untersucht. Adaptive Lehrkompetenz wird als eine Kompetenz latent modelliert, welche die beiden Facetten Handlungs- und Planungskompetenz beinhaltet.
In der ersten Studie werden durch eine längsschnittliche Messung eine theoretisch konzeptualisierte Entwicklung adaptiver Handlungskompetenz innerhalb des Vorbereitungsdienstes empirisch geprüft (χ² (N = 148, df = 52) = 58.557, p = .247, χ²/df = 1.126, CFI = 0.960, RMSEA = .029) und intra-individuelle Entwicklungsverläufe abgebildet (aHK_1 = .678, p = .003; diff_aHK = .229, p = .106). Auf Basis dieser Datengrundlage werden in der zweiten Studie Hintergrundfaktoren (Lernen aus Fehlern, Fachliches und Pädagogisches Interesse als Berufswahlmotiv) der genannten Kompetenzfacette untersucht. Darüber hinaus wird in der dritten Studie ein Instrument zur Erfassung von Planungskompetenz in schriftlichen Unterrichtsentwürfen von angehenden Lehrkräften entwickelt und validiert (χ² (N = 82, df = 34) = 36.077, p = .371, χ²/df = 1.061, CFI = 0.953, RMSEA = .027, WRMR = 0.755), um eine postulierte adaptive Planungskompetenz innerhalb der Stichprobe quantifizieren zu können. Auf Basis des vorliegenden Datenmaterials wird das theoretisch postulierte Kompetenzmodell empirisch geprüft (χ² (N = 148, df = 73) = 76.081, p = .379, χ²/df = 1.042, CFI = 0.982, RMSEA = .017) und ein Zusammenhangmaß zwischen den beiden Kompetenzfacetten adaptive Handlungs- und Planungskompetenz identifiziert.
Die Befunde aus den Studien geben Aufschluss über den Entwicklungsprozess einer adaptiven Lehrkompetenz im Vorbereitungsdienst und tragen zu einer evidenzbasierten Lehrerbildung in der Zweiten Phase bei.
In der vorliegenden Dissertationsschrift werden zwei Studien vorgestellt. Sie hatten zum Ziel, das schreibdidaktische Wissen (= SDW) von angehenden Deutschlehrkräften zu diagnostizieren und zu fördern. Zur Erfassung schreibdidaktischen Wissens wurde ein Vignettentest (Keller, 2016; Keller & Glaser, 2019) eingesetzt. Im Test schätzen die Probandinnen und Probanden Handlungsalternativen einer fiktiven Lehrkraft in einer konstruierten Situation nach ihrer fachdidaktischen Angemessenheit ein. Die erste Studie erfasste die Veränderung schreibdidaktischen Wissens von N = 203 Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern im Verlauf ihres ersten Jahres im Vorbereitungsdienst für die Sekundarstufe I. In einem latenten Veränderungsmodell mit guter globaler Passung zu den Daten (CFI = .928) konnte ein kleiner negativer Effekt ermittelt werden (dCohen = −0.346, p ≤ .05). Dies bedeutet, dass das schreibdidaktische Wissen im Verlauf des ersten Jahres im Vorbereitungsdienst leicht abnimmt. In der zweiten Studie wurde eine Interventionsmaßnahme entwickelt und evaluiert, die zum Ziel hatte, schreibdidaktisches Wissen von Lehramtsstudierenden mit dem Fach Deutsch zu fördern. Die Intervention wurde evidenzbasiert sowie in enger Abstimmung mit Expertinnen und Experten aus dem Bereich der empirischen Schreibdidaktik konzipiert. Insgesamt wurden N = 554 Lehramtsstudierende zu ihrem schreibdidaktischen Wissen mittels des Vignettentests vor und nach deutschdidaktischen Veranstaltungen befragt. n = 152 Studierende durchliefen die Intervention in insgesamt 8 Blockveranstaltungen mit jeweils einem Workload von 28 Semesterwochenstunden; n = 109 Studierende besuchten Veranstaltungen ohne expliziten Schreibdidaktikbezug (Vergleichsgruppe 1) und n = 293 Studierende belegten Veranstaltungen mit explizitem Schreibdidaktikbezug (Vergleichsgruppe 2). In einem latenten Veränderungsmodell mit guter globaler Passung zu den Daten (CFI = .973) konnte jeweils ein mittlerer Interventionshaupteffekt in Relation zur Vergleichsgruppe 1 (rPearson = .27, p ≤ .05) sowie zur Vergleichsgruppe 2 (rPearson = .29, p ≤ .05) bestimmt werden. Studierende, die die Förderung erhielten, verfügten demnach nach der Intervention über ein höheres schreibdidaktisches Wissen. Zudem konnte gezeigt werden, dass Studierende mit niedrigem schreibdidaktischen Vorwissen stärker von den deutschdidaktischen Veranstaltungen profitierten als Studierende mit einem hohen schreibdidaktischen Vorwissen. In beiden Studien konnte für das schreibdidaktische Wissen Messinvarianz über die Zeit nachgewiesen werden. Die theoretisch angenommenen dreidimensionalen Modelle wurden empirisch zugunsten eindimensionaler Messmodelle mit korrelierten Residualvarianzen verworfen. Eine Einordnung der Befunde aus beiden Studien, Implikationen für die Wissenschaft und die Praxis sowie Ausblicke auf mögliche weitere Studien werden in dieser Dissertationsschrift diskutiert.
Mütter ohne Migrationshintergrund und Mütter mit türkischem Migrationshintergrund, die ein Kleinkind mit oder ohne (drohende) Behinderung erziehen, wurden zu ihren gemeinsamen Alltagsaktivitäten und ihren mütterlichen Erziehungseinstellungen, ihren mütterlichen Ressourcen und zu ihrem mütterlichen Belastungserleben befragt. Es zeigten sich kaum Unterschiede in den geprüften Variablen. Der Faktor des türkischen Migrationshintergrundes wirkte sich dennoch stärker auf die geprüften Variablen aus als der Faktor der (drohenden) Behinderung. Diesbezüglich maßen die Mütter mit türkischem Migrationshintergrund eines Kindes mit (drohender) Behinderung der sozialen Integration eine höhere Bedeutung bei als die Mütter ohne Migrationshintergrund. Zwischen den deutschen Müttern und den Müttern mit türkischem Migrationshintergrund eines altersgemäß entwickelten Kindes zeigten sich darüber hinaus signifikante Unterschiede in der mütterlichen Selbstwirksamkeit, in der alltäglichen Stressbelastung sowie in der Partnerschaftsbelastung. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen sprechen für unterschiedliche Zusammenhangsmuster. In der Gruppe der Mütter mit türkischem Migrationshintergrund eines Kindes mit (drohender) Behinderung erwies sich die Zufriedenheit mit der Förderung des Kindes durch die Fachkräfte der Frühförderung als wichtigster Einflussfaktor auf die alltägliche Stressbelastung und die depressive Stimmungslage. Implikationen für die Praxis der Frühförderung werden diskutiert.
Zum Schuljahr 2012/2013 wurde in Baden-Württemberg die Gemeinschaftsschule additiv zu Haupt- und Werkrealschule, Realschule und Gymnasium eingeführt. Weiterhin existieren zudem Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ). Die vorliegende Dissertation widmet sich der Frage, wie sich die Schulleistungen und das schulische Selbstkonzept der Schülerinnen und Schüler an den unterschiedlichen Schularten der Sekundarstufe I entwickeln.
An der Längsschnittstudie haben Schülerinnen und Schüler der Schularten Realschule, Gemeinschaftsschule und SBBZ mit Förderschwerpunkt Lernen teilgenommen. Die Entwicklung ihrer Schulleistungen in Mathematik und Deutsch (Rechtschreibung, Leseverständnis) wird für Gruppen beschrieben, welche nach vergleichbarer Lernausgangslage, kognitiver Grundfähigkeit und dem Sprachgebrauch der Probanden gebildet wurden. Ebenso wird das schulische Selbstkonzept der Probanden und dessen Entwicklung an den unterschiedlichen Schularten in den Fokus genommen.
Die Ergebnisse stellen die Bedeutsamkeit der Individualisierung im Unterricht heraus.
Einstellungen zu Inklusion gelten als ein möglicher Prädiktor für die Umsetzung von Inklusion (z.B. Boer, 2012). Die Einstellungen von Schüler*innen werden dabei jedoch häufig vernachlässigt. Ferner findet kaum international vergleichende Forschung in Bezug auf die Einstellungen zu Inklusion statt. In der vorliegenden Dissertation werden die Konstruktion und Validierung des Einstellungsfragebogens zu Inklusion für Kinder und Jugendliche auf Deutsch (EFI-kids-D) und Norwegisch (EFI-kids-N) dargestellt. Die Skala wurde mit dem Ziel konstruiert, die Einstellungen von Schüler*innen zu den Spezifika von inklusiven Lernsettings erstmals umfänglich erfassen zu können. Sie fokussiert daher inhaltlich sowohl unterrichtspraktische und adaptive Maßnahmen als auch generelle Positionierungen zu Inklusion in der Schule. Die Validierung des Instruments wurde an einer Stichprobe von N = 2894 deutschen und norwegischen Schüler*innen der Sekundarstufe I vorgenommen. Anhand einer konfirmatori¬schen Faktorenanalyse (Strukturgleichungsmodellierung) konnte eine zweifaktorielle Struktur identifiziert werden, die die beiden Faktoren Einstellung zu adaptiven Maßnahmen im inklusiven Unterricht und Einstellung zu segregativen Maßnahmen beinhaltet. Damit können erstmals sowohl die Einstellungen in Bezug auf mögliche Unterstützungen im inklusiven Unterricht als auch die Einstellungen zu segregierenden Maßnahmen valide erfasst werden. Die Skala leistet somit einen bedeutenden Beitrag, um Erkenntnisse zu den Einstellungen von Schüler*innen zur inklusiven Unterrichtspraxis im nationalen wie internationalen Raum zu gewinnen.
Auf Grundlage der Skalen EFI-kids-D und EFI-kids-N konnte außerdem im Vergleich zwischen Deutschland und Norwegen gezeigt werden, dass norwegische Schüler*innen insgesamt positivere Einstellungen zu inklusiver Unterrichtspraxis aufweisen als deutsche Schüler*innen. Erwartungskonform zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen den Konstrukten Einstellungen zu inklusiver Unterrichtspraxis und Einstellungen zu Menschen mit Behinderung. Letztere erweisen sich sowohl in Deutschland als auch in Norwegen als stärkster Prädiktor für die Einstellungen zu inklusiver Unterrichtspraxis. Auf der Grundlage von Regressionsmodellen sowie einer Mehrgruppenanalyse konnten verschiedene weitere Einflussfaktoren auf die Einstellungen zu inklusiver Unterrichtspraxis eruiert werden: Das prosoziale Verhalten, das Alter der Schüler*innen, die Tendenz, ein*e Mobbingtäter*in zu sein sowie der vorherige Kontakt zu Menschen mit Behinderung. Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden Implikationen für die Praxis abgeleitet.
Hintergrund: Der Schlaganfall ist eine der Erkrankungen, die weltweit die höchste Sterblichkeit oder
dauerhaft schwere Behinderungen verursacht. Eine resultierende Hemiparese kann die Ausübung der Aktivitäten des täglichen Lebens und die Partizipation am gesellschaftlichen Leben erschweren. Die Spiegeltherapie wurde erstmals vor circa 25 Jahren für den Einsatz bei Hemiparese nach einem Schlaganfall beschrieben. Ein erstes systematisches Review mit Meta-Analyse wurde hierzu im Jahr 2012 veröffentlicht. Der Effekt einer zusätzlichen Spiegeltherapie auf die motorische Funktion konnte belegt werden. Allerdings wurde die exakte Durchführung der Spiegeltherapie nicht konsequent beschrieben und ist über die Studien hinweg nicht einheitlich.
Methode: Zunächst wurde eine aktualisierende Darstellung der bestehenden Evidenz zum Einsatz
der Spiegeltherapie im Hinblick auf die Verbesserung der Bewegungsfähigkeit nach einem Schlaganfall anhand eines systematischen Reviews mit Meta-Analyse durchgeführt. Mittels dieser Evidenz wurden nachfolgend die Gestaltungsvarianten der Spiegeltherapie für die obere Extremität quantitativ analysiert. Im Weiteren wurde ein Handbuch für Anwender*innen zur standardisierten Durchführung und Dokumentation der Spiegeltherapie bei Parese der oberen Extremität zur Verbesserung der Bewegungsfähigkeit erarbeitet. Dieses beruhte auf der Optimierung eines Therapieprotokolls, welcher eine Evaluation der Vorversion vorausgegangen war.
Ergebnisse: Die aktuelle Evidenz zeigte statistisch signifikante Effekte der Spiegeltherapie auf die
Bewegungsfähigkeit als zusätzliche Anwendung. Ein Einfluss der Gestaltungsvarianten auf den Effekt
der Bewegungsfähigkeit der oberen Extremität konnte aufgezeigt werden. Es zeigten sich größere statistisch signifikante Effekte, wenn die Spiegeltherapie mit einem großen Spiegel, unilateral und ohne den Einsatz von Objekten durchgeführt wurde. Das BeST – Berliner Spiegeltherapieprotokoll folgt einer standardisierten Durchführung und Dokumentation. Es integriert die drei Gestaltungsparameter und die Grundprinzipien motorischen Lernens.
Diskussion: Es wurde eine hohe Heterogenität festgestellt. Weitere Untersuchungen sollten daher die profitierende Studienpopulation, das Therapiesetting und die Therapiedurchführung in den Fokus setzen. Darüber hinaus werden Studien benötigt, die die Spiegeltherapie, routinemäßig angewendeten Therapiekonzepten gegenüberstellen. Die Standardisierung bietet Raum für weitere Entwicklungen, zum Beispiel im Bereich von Eigentrainings oder von technischen Lösungen.
Die Lehrkräfte-Selbstwirksamkeitserwartung stellt eine wichtige Komponente der beruflichen Professionalität von Lehrkräften dar (Baumert & Kunter, 2006). Es zeigen sich beispielsweise Zusammenhänge mit einer größeren Berufszufriedenheit (Schmitz, 1999) und einer höheren Lehrleistung (Klassen & Tze, 2014). Da eigene Könnenserfahrungen die Hauptquelle der Selbstwirksamkeitserwartungen darstellen (Bandura, 2012) und zudem von einer zunehmenden Veränderungsresistenz ausgegangen wird (Tschannen-Moran, Woolfolk Hoy & Hoy, 1998), ist insbesondere ihre anfängliche Entwicklung während der Praxisphasen des Lehramtsstudiums von Bedeutung. Dabei scheint es plausibel, dass der Einfluss dieser ersten Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen auf die Selbstwirksamkeitserwartung unter anderem davon abhängt, mit welchen Ursachen deren Entstehung erklärt wird (Bandura, 2012; Weiner, 1994b). In dieser Arbeit wurde daher in drei aufeinander aufbauenden Studien der Zusammenhang der Selbstwirksamkeitserwartung von Lehramtsstudierenden in Bezug auf ihren späteren Beruf als Lehrkraft und ihre Attributionsstile im Kontext ihres Semesterpraktikums untersucht.
In der ersten Studie konnte im Rahmen einer querschnittlichen Fragebogenerhebung ein positiver Zusammenhang der Selbstwirksamkeitserwartung der Lehramtsstudierenden mit ihrer Attribuierung fiktiver Unterrichtserfolge auf internale Ursachen sowie mit einer höheren Betreuungsqualität und mit einem ländlicheren Ort der Praktikumsschule gezeigt werden. Darauf aufbauend wurde in der zweiten Studie in einem längsschnittlichen Design ein Anstieg der Selbstwirksamkeitserwartung während des Semesterpraktikums festgestellt, welcher durch eine internale, stabile und kontrollierbare Erfolgsattribution zu Beginn des Praktikums vorhergesagt werden konnte. In der dritten Studie wurde der Attributionsstil der Lehramtsstudierenden anhand ihrer eigenen Unterrichtserfolge bzw.
-misserfolge erhoben, wobei sowohl internale als auch unkontrollierbare Misserfolgsattributionen zu Beginn des Praktikums eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung am Ende vorhersagten. In anschließenden Interviews mit Studierenden konnten diese Befunde im Rahmen eines Vertiefungsdesigns bestärkt und erklärt werden.
Insgesamt stützen die Ergebnisse dieser Arbeit die Annahme eines günstigen Einflusses bestimmter Attributionsstile auf die Selbstwirksamkeitserwartung. Dieser Zusammenhang könnte längerfristig als potenzielle Unterstützungsmöglichkeit für die Selbstwirksamkeitserwartung in der Praktikumsbegleitung berücksichtigt werden.
Im Rahmen der vorliegenden Dissertationsstudie wurde ein standardisiertes Testverfahren zur Erfassung pädagogisch-psychologischen Professionswissens (PPK) bei angehenden Lehrkräften entwickelt und validiert. Auf Grundlage eines aus der Theorie abgeleiteten hierarchischen Strukturmodells dieser Professionswissensfacette wurden über das innovative Aufgabenformat der Textvignetten Lehr-Lernsituationen konzipiert, die von angehenden Lehrkräften in Hinblick auf pädagogisch-psychologisch relevante Fragestellungen in einem geschlossenen Antwortformat bewertet werden sollten. Ziel der Verwendung von Vignetten war die simultane Erfassung sowohl deklarativer als auch prozeduraler sowie konditionaler Wissensaspekte. Zudem sollte über die kontextnahe Beschreibung von Lehr-Lernsituationen eine hohe ökologische Validität generiert werden. Ein weiterer Fokus der Testentwicklung lag auf dem Nebengütekriterium der Ökonomie, um ein Verfahren für die Evaluation von Lehrveranstaltungen, Lehrmodulen oder Praxisphasen mit pädagogisch-psychologischem Bezug im Kontext der Forschung zur Lehrerbildung zu konzipieren.
Im Ergebnis der Konstruktvalidierung des Verfahrens unter Teilnahme von N = 623 Lehramtsstudierenden (MAlter = 22.47, SDAlter = 2.75; MFachsemester = 3.92, SDFachsemester = 2.54; 83.7 % weiblich) wies das Higher-Order-Modell mit PPK als Generalfaktor und den drei spezifischen PPK-Facetten „Lernen und Lernende“, „Klassenführung“ und „Diagnostik und Evaluation“ einen guten Modellfit auf (χ2 (N = 623, df = 24) = 52.20, p = 0.001, CFI = .96, TLI = .93, RMSEA = .04). Die Reliabilität des Testinstruments ist als akzeptabel zu bezeichnen (ω = 0.73). Das Verfahren erweist sich zudem sensitiv für Lerngelegenheiten im Lehramtsstudium. So zeigte ein quasilängsschnittlicher Gruppenvergleich über drei Studienstufen einen deutlichen Anstieg von PPK über das Studium an. Zudem konnte mit Hilfe des Verfahrens ein Wissensanstieg im Rahmen von begleiteten Praxisphasen konstatiert werden. Des Weiteren bildeten sich erwartungskonforme Zusammenhänge zwischen PPK und den motivationalen Orientierungen sowie distal-motivationalen, intellektuell-kognitiven und persönlichkeitsbezogenen Lernvoraussetzungen von Lehramtsstudierenden ab. In weiteren Analysen wurden Einflussfaktoren der PPK-Genese fokussiert.
Eine Integration generierter Befunde in ein zentrales Modell der Entwicklung professioneller Kompetenz gelingt. Unter Einsatz des neuentwickelten Testverfahrens sollte der Fokus weiterführender Forschung auf der Frage liegen, inwieweit professionelle Kompetenz in professionelles Verhalten von (angehenden) Lehrkräften überführt werden kann.
Die Dissertation befasst sich mit der Angliederung des präventiven Angebots des Family Outreach Service aus England an deutsche Kinder- und Familienzentren, die nach dem Early Excellence-Ansatz arbeiten. Es handelt sich um eine empirische Arbeit, die u.a. auf Hospitationen in England sowie Interviews fusst.
Theoretischer Hintergrund
Die Zahl unreif geborener Kinder hat in den vergangenen Jahren durch die steigende Überlebenschance extrem unreif geborener Kinder und die Einrichtung von Perinatalzentren in Deutschland zugenommen. Studien haben gezeigt, dass die weitere Entwicklung der unreif geborenen Kinder mit einer Gefährdung der körperlichen Entwicklung und entwicklungspsychologischen Risiken einhergeht. Bisherige wissenschaftliche Untersuchungen zu vorsprachlicher Kommunikation und sprachlichen Fähigkeiten der unreif geborenen Kinder sind unzureichend, um spezifische, auch präventive Interventionsprogramme ableiten zu können.
Ziel
Ziel der Studie ist es herauszufinden, ob bei unreif geborenen Kinder wechselseitige Abstimmungsprozesse und kommunikative Verhaltensweisen als Prädiktoren für die weitere Sprachentwicklung genutzt werden können und somit eine Interaktionsanalyse für die Praxis einen Mehrwert gegenüber herkömmlichen diagnostischen Verfahren, wie Entwicklungstests, hat.
Methode
An der Untersuchung nahmen 27 monolingual deutsche Mutter-Kind-Paare teil (Gruppe der unreif geborenen Kinder: 13 Mutter-Kind-Paare, durchschnittliches Gestationsalter der Kinder 28 Schwangerschaftswochen, durchschnittliches Geburtsgewicht 1022g, Kontrollgruppe: 14 Mutter-Kind-Paare, durchschnittliches Gestationsalter der Kinder 39 Schwangerschaftswochen, durchschnittliches Geburtsgewicht 3530g). Die Datenerhebung fand an zwei Messzeitpunkten bei den Familien zu Hause statt. Am ersten Messzeitpunkt im (korrigierten) Alter der Kinder von zwölf Monaten wurden die (vor-)sprachlichen kommunikativen Fähigkeiten von Mutter und Kind anhand einer videobasierten differenzierten Interaktionsanalyse von drei je zehnminütigen Interaktionssequenzen erhoben. Zudem wurde der kindliche Entwicklungsstand anhand der Griffiths Entwicklungsskalen ermittelt. Am zweiten Messzeitpunkt im (korrigierten) Alter von 24 Monaten wurde der Sprachstand der Kinder mittels des SETK-2 erfasst.
Ergebnisse
Die Studie zeigt, dass in der Gruppe der unreif geborenen Kinder die Dauer der Situationen geteilter Aufmerksamkeit in der Sequenz Symbolspiel im Alter von zwölf Monaten signifikant und stark mit dem produktiven Sprachwert im Alter von 24 Monaten korreliert (r (10) = .656, p ≤ .01). Das Herstellen von Situationen geteilter Aufmerksamkeit gelingt dabei unabhängig von der mütterlichen Stressbelastung, dem medizinischen Risiko bei Geburt und dem kindlichen Entwicklungsquotienten. Eine große Effektstärke war in der kumulativen Untersuchung des Einflusses von Frühgeburt, mütterlicher Belastung und Dauer von Situationen geteilter Aufmerksamkeit zu finden (F (1, 27) = 4.5, p ≤ .1, ŋ2 = .530). Nicht der Entwicklungsquotient gesamt sondern nur die Unterskalen Persönlich-Sozial und Leistung korrelieren mit den sprachlichen Fähigkeiten im Alter von 24 Monaten (Persönlich-Sozial: Produktion von Wörtern (r (10) = .705, p ≤ .01) und Produktion von Sätzen (r (10) = .730, p ≤ .01), Leistung: Produktion von Wörtern (r (10) = .686, p ≤ .01)). Die Anwendung dieser Teilskalen der Griffiths Entwicklungsskalen ermöglicht daher zwar eine Vorhersage späterer sprachlicher Leistungen, erlaubt jedoch keine konkrete Therapie- oder Beratungsplanung.
Die produktiven sprachlichen Fähigkeiten im Alter von zwei Jahren waren bei den unreif geborenen Kindern signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (SETK-2 Produktion II: p=0.04).
Schlussfolgerung
Es konnte belegt werden, dass ein Zusammenhang zwischen der Dauer der Situationen geteilter Aufmerksamkeit in der Mutter-Kind-Interaktion und der weiteren produktiven Sprachentwicklung besteht. Aus einer Interaktionsbeobachtung können daher konkrete Inhalte für die Beratung von Müttern unreif geborener Kinder sowie Förderungs- und Therapieinhalte abgeleitet werden. Die Interaktionsbeobachtung hat somit einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Durchführung eines allgemeinen Entwicklungstests wie den Griffiths Entwicklungsskalen.
Um allgemein gültige Aussagen treffen zu können, müsste die Untersuchung jedoch an einer größeren und eventuell bezüglich des mütterlichen Bildungsniveaus risikogefährdeteren Stichprobe wiederholt werden. Dabei wäre es sinnvoll, eine in ihrer Kodierkomplexität reduzierte Version der Interaktionsbeobachtung zu erproben, um eine für die Praxis taugliche Variante zu entwickeln.
Die hier vorliegende wissenschaftliche Arbeit setzt sich mit konzeptionellen Entwicklungen in der Blindenpädagogik auseinander – angefangen von der Weimarer Republik bis hin zur Nachkriegszeit. Anhand von Publikationen u.a. in Fachzeitschriften und Kongressberichten wird aufgezeigt, wie sich der Nationalsozialismus auf das pädagogische Denken und Wirken der Lehrkräfte auswirkte. Was geschah mit den didaktischen Konzepten der Weimarer Republik? Wurden diese nach 1933 fortgeführt, weiterentwickelt oder gab es einen Bruch?
Antworten darauf fanden sich in den schriftlichen Arbeiten der Blindenpädagogen Eduard Bechthold (1890-1962), Aloysius Kremer (1895-1955), Friedrich Liebig (1901-1982) und Joseph Mayntz (1885-n.n.), welche als Lehrer und/ oder Schulleiter an verschiedenen deutschen Blindenanstalten gewirkt haben.
Im Mittelpunkt der „Qualitativen Inhaltsanalyse“ nach Philipp Mayring stehen die folgenden sechs Bereiche:
Der blinde Mensch, Die Blindenpädagogik, Der Unterricht, Erziehungswerte und -ziele, Außerschulische Erziehungsfelder, Der Lehrer
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Mängel, die im griechischen Gesundheits- und Bildungswesen vorliegen und auf die Schwachstellen im staatlichen System, die ein Realisieren der Rechte von autistischen Menschen erschweren. Eine –so objektiv wie möglich– Darstellung der zurzeit vorhandenen Probleme im Bereich der Autismus-Spektrum-Störung sollte als erster Schritt zu ihrer Lösung beitragen.
Die Arbeit gliedert sich inhaltlich in zwei Teile: Im ersten – dem Theoretischen Teil – wird zunächst auf das Erscheinungsbild der Autismus-Spektrum-Störung hingewiesen. Gleichzeitig wird speziell auf das familiäre Umfeld eines Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung eingegangen. Im Fokus stehen dabei hauptsächlich die Eltern, ihre Gefühle und Belastungen. Der theoretische Teil schließt mit der Präsentation der staatlichen Dienstleistungen zur Förderung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung in Griechenland.
Im zweiten Teil der Arbeit –dem Empirischen Teil– werden die Fragestellung, die Erhebungsinstrumente und die Stichprobe der Untersuchung vorgestellt. Gleichzeitig werden die qualitativen und quantitativen Ergebnisse präsentiert und im Anschluss danach vergleichend diskutiert.