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Etwa 40% der Kinder, die zu Beginn ihrer Schulzeit einen sonderpädagogischen Bildungsanspruch Sprache hatten und in einer Sprachheilschule (sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum Sprache - SBBZ) beschult wurden, wechseln schon im Laufe der Grundschulzeit an die Regelschulen. Die Entscheidungen bezüglich des Lernorts fallen in erster Linie auf dem Hintergrund der Schulleistungen. Kinder, die durchschnittliche Schulleistungen erzielen, wechseln trotz ihres noch vorhandenen Förderbedarfs im sprachlichen Bereich in das Regelschulsystem. Dies bestätigt den Durchgangscharakter der exklusiven Beschulung, die bei ca. 80% mit dem Ende der Grundschulzeit endet. Die Schulleistungen werden durch die Lernausgangslage, insbesondere die Vorläuferfähigkeiten für den Schriftspracherwerb, die Leistungen im Sprachgedächtnis sowie die Intelligenz beeinflusst. Die sprachlichen Fähigkeiten gewinnen zunehmend Einfluss auf das schulische Lernen und beeinflussen somit auch die kognitiven Leistungen. Die Bildungsbedürfnisse sprachbeeinträchtigter Kinder, die bis zum Ende ihrer Schulzeit einen sonderpädagogischen Bildungsanspruch behalten, sind gekennzeichnet durch besondere Einschränkungen im Bereich der Speicherfähigkeit sowie des Sprachverstehens. Während der Förderbedarf im mündlichen Sprachgebrauch in der Sekundarstufe teilweise noch im Bereich der Grammatik erkennbar ist, betrifft er vor allem die tieferliegenden Sprachverarbeitungsprozesse und macht sich in der Schriftsprache bemerkbar. Die Jugendlichen haben u.a. Probleme, neue Begrifflichkeiten und Inhalte abzuspeichern.
Sie profitieren nach eigenen Aussagen vom Verständnis der Lehrkräfte für ihre Problematik und deren Berücksichtigung im Unterricht. Dies ist dann möglich, wenn die Lehrkräfte diagnostische Kompetenzen haben, um die individuellen Schwierigkeiten zu erkennen. Besondere Aufmerksamkeit von Seiten der Lehrkräfte erfordert die Sicherung des Sprach- und Textverständnisses durch Nachfragen, Wiederholen, Visualisieren, gemeinsames Erarbeiten, zusätzliche Erklärungen u.ä.
Mit Blick auf die Rahmenbedingungen der Beschulung hat sich in der Primarstufe ein hohes Maß an Doppelbesetzung im Unterricht (Teamteaching) als unterstützend erwiesen sowie flexible Einsatzmöglichkeiten der zusätzlichen Ressourcen je nach Förderbedarf der Kinder. Für den Förderschwerpunkt Sprache sind demnach in inklusiven Settings Gruppenlösungen sinnvoll, die eine Doppelbesetzung im Unterrichtsprozess von sonderpädagogischer Lehrkraft mit Förderschwerpunkt Sprache und Regelschullehrkraft ermöglichen. So können die sprachlichen Beeinträchtigungen durch gezielten Einsatz der Lehrersprache, Visualisierungen, Wortschatzarbeit, Sicherung von Sprachverständnis etc. jederzeit Berücksichtigung finden und Synergieeffekte zwischen sprachlicher Förderung und zu vermittelnden schulischen Inhalten hergestellt werden. Für einen geringen Prozentsatz der Jugendlichen sollten auch in der Sekundarstufe bzw. beim Übergang in den Beruf spezifische Bildungsangebote vorgehalten werden. Diese ermöglichen es den Betroffenen einen allgemeinen Schulabschluss zu erzielen, der höherwertig sein kann als er ohne spezifische Unterstützung im allgemeinen Schulsystem wäre. Die Betroffenen selbst beurteilen die Beschulung an einem SBBZ positiv und fühlen sich in ihrem Teilhabeerleben am Ende der Schulzeit kaum noch beeinträchtigt. Sie können sehr genau erläutern, was ihnen im Verlaufe der Schulzeit hilfreich war und damit Hinweise für die Gestaltung von Bildungsprozessen geben. Deshalb sollten die Betroffenen selbst in weitere Forschung konsequent einbezogen werden.
Die Einstellung und die Bereitschaft von Lehrkräften zu Inklusion sind für die erfolgreiche Implementierung inklusiver schulischer Settings maßgeblich. Um bedarfsorientierte Maßnahmen zur Unterstützung inklusiver Entwicklungsprozesse erarbeiten zu können, ist ein umfangreiches Wissen um beide Bereiche daher unabdingbar. Dennoch lassen sich für den internationalen wie auch für den deutschsprachigen Raum kaum geeignete Instrumente zur Einstellungsmessung finden. Diese sind jedoch für die Erhebung belastbarer Daten und deren weiterführender Analyse aus statistischer Sicht unbedingt notwendig. Die vorliegende Arbeit widmet sich daher der Entwicklung und Validierung einer Skala zur Einstellungserhebung und – darauf aufbauend – der Untersuchung der inhaltlichen Zusammenhänge zwischen der Einstellung und der Bereitschaft zu Inklusion mit verschiedenen Aspekten. Die empirische Untersuchung mündet in eine strukturgleichungsanalytische Modellierung der theoretisch vermuteten Zusammenhänge.
Die Arbeit ist in das Forschungsprojekt „Einstellungsforschung zu Inklusion“ (EFI) der Pädagogischen Hochschule eingebettet und bezieht sich auf eine Stichprobe von N = 652 Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen in den Städten Mannheim und Heidelberg.
Die Ergebnisse zeigen, dass es mit der Skala EFI-L (Einstellungsfragebogen zu Inklusion für Lehrkräfte) gelungen ist, ein adäquates Instrument zur Einstellungserhebung zu entwickeln, das anhand strenger statistischer Gütekriterien überprüft wurde. Inhaltlich ergeben sich u.a. durch die strukturgleichungsanalytische Untersuchung deutliche Hinweise für bedeutsame Zusammenhänge zwischen dem Besuch von Fortbildungen zu Inklusion, der Selbstwirksamkeitsüberzeugung und der Erfahrung mit Menschen mit Behinderung und der Einstellung sowie der Bereitschaft zu Inklusion. Implikationen für die Implementierung von Inklusion in schulischen Settings werden am Schluss der Arbeit abgeleitet.