150 Psychologie
Refine
Document Type
- Doctoral Thesis (2)
Language
- German (2)
Has Fulltext
- yes (2)
Is part of the Bibliography
- no (2)
Keywords
- Lehrerbildung (2) (remove)
Die Lehrkräfte-Selbstwirksamkeitserwartung stellt eine wichtige Komponente der beruflichen Professionalität von Lehrkräften dar (Baumert & Kunter, 2006). Es zeigen sich beispielsweise Zusammenhänge mit einer größeren Berufszufriedenheit (Schmitz, 1999) und einer höheren Lehrleistung (Klassen & Tze, 2014). Da eigene Könnenserfahrungen die Hauptquelle der Selbstwirksamkeitserwartungen darstellen (Bandura, 2012) und zudem von einer zunehmenden Veränderungsresistenz ausgegangen wird (Tschannen-Moran, Woolfolk Hoy & Hoy, 1998), ist insbesondere ihre anfängliche Entwicklung während der Praxisphasen des Lehramtsstudiums von Bedeutung. Dabei scheint es plausibel, dass der Einfluss dieser ersten Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen auf die Selbstwirksamkeitserwartung unter anderem davon abhängt, mit welchen Ursachen deren Entstehung erklärt wird (Bandura, 2012; Weiner, 1994b). In dieser Arbeit wurde daher in drei aufeinander aufbauenden Studien der Zusammenhang der Selbstwirksamkeitserwartung von Lehramtsstudierenden in Bezug auf ihren späteren Beruf als Lehrkraft und ihre Attributionsstile im Kontext ihres Semesterpraktikums untersucht.
In der ersten Studie konnte im Rahmen einer querschnittlichen Fragebogenerhebung ein positiver Zusammenhang der Selbstwirksamkeitserwartung der Lehramtsstudierenden mit ihrer Attribuierung fiktiver Unterrichtserfolge auf internale Ursachen sowie mit einer höheren Betreuungsqualität und mit einem ländlicheren Ort der Praktikumsschule gezeigt werden. Darauf aufbauend wurde in der zweiten Studie in einem längsschnittlichen Design ein Anstieg der Selbstwirksamkeitserwartung während des Semesterpraktikums festgestellt, welcher durch eine internale, stabile und kontrollierbare Erfolgsattribution zu Beginn des Praktikums vorhergesagt werden konnte. In der dritten Studie wurde der Attributionsstil der Lehramtsstudierenden anhand ihrer eigenen Unterrichtserfolge bzw.
-misserfolge erhoben, wobei sowohl internale als auch unkontrollierbare Misserfolgsattributionen zu Beginn des Praktikums eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung am Ende vorhersagten. In anschließenden Interviews mit Studierenden konnten diese Befunde im Rahmen eines Vertiefungsdesigns bestärkt und erklärt werden.
Insgesamt stützen die Ergebnisse dieser Arbeit die Annahme eines günstigen Einflusses bestimmter Attributionsstile auf die Selbstwirksamkeitserwartung. Dieser Zusammenhang könnte längerfristig als potenzielle Unterstützungsmöglichkeit für die Selbstwirksamkeitserwartung in der Praktikumsbegleitung berücksichtigt werden.
In der vorliegenden Studie wurde ein standardisiertes Testverfahren zur Erfassung des fachdidaktischen Wissens im Leseunterricht bei angehenden Lehrkräften entwickelt und validiert. Dazu wurden basierend auf der lesedidaktischen und kognitionspsychologischen Forschung Testaufgaben in Form von Unterrichtssituationen (sog. Vignetten) erstellt, die von angehenden Lehrkräften hinsichtlich einer fachdidaktisch relevanten Fragestellung in einem geschlossenen Antwortformat bewertet werden sollten.
Die inhaltliche Validität der Testaufgaben wurde durch eine mehrstufige Expertenbefragung mit qualitativen (N = 7) und quantitativen (N = 87) Befragungen sichergestellt.
Zur Überprüfung der psychometrischen Eigenschaften wurden Deutschstudierende aller Semester und Referendare mit dem Fach Deutsch (N = 581) sowie Kontrollgruppen (fachfremdes Lehramt, Germanistik, Psychologie; N = 147) untersucht.
Die Analysen zur Datenstruktur zeigen den guten Modellfit eines eindimensionalen Modells des lesedidaktischen Wissens (χ² (N = 578, df = 54) = 73.67, p = 0.04, χ²/df = 1.36, RMSEA = 0.03, CFI = 0.93). Der Vignettentest wurde anschließend mit dem Partial Credit Model skaliert. Die Infit- und Outfitindices bescheinigen eine sehr gute Passung der Vignetten zum Modell (Werte zwischen 0.98 und 1.00, alle ps ≤ 0.05). Die Reliabilität des Testverfahrens ist als akzeptabel zu bezeichnen (EAP-Reliabilität = 0.59). Weiterführende Analysen zur Validität des Testverfahrens haben gezeigt, dass sowohl die Lehrerfahrung als auch die Nutzung spezifischer Lerngelegenheiten die Testleistung der Studierenden signifikant vorhersagen (alle ps ≤ 0.05). Zudem weisen Deutschstudierende einen signifikant höheren Testscore als die Psychologiestudierenden und die Germanistikstudierenden (p ≤ 0.05) und einen deskriptiv höheren Testscore als die Studierenden fachfremder Lehrämter auf.
Diese Ergebnisse sollen durch anschließende Studien mit teilweise längsschnittlichen Fragestellungen und Designs ergänzt und präzisiert werden.