Fakultät für Erziehungs- und Sozialwissenschaften (Fak. I)
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Im Kontext zunehmender Heterogenität in der Bildungslandschaft ist die Professionalisierung von Lehramtsstudierenden für inklusiven Unterricht ein Ziel vieler hochschulischer Lehrangebote. Auch Bildungsangebote, die Bildungsfachkräfte an Hochschulen ausbringen, fokussieren diese Zielsetzung. Bildungsfachkräfte sind Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, die nach ihrer Tätigkeit an einer Werkstatt für behinderte Menschen eine dreijährige Vollzeitqualifizierung durchlaufen haben. Im Rahmen der Bildungsangebote stellen die Bildungsfachkräfte ihre reflektierten Erfahrungen mit Inklusion und Exklusion dar und regen einen Austausch mit den Lehramtsstudierenden an. Bislang liegen nur vereinzelt Studien dazu vor, auf welche Weise und inwieweit diese Bildungsangebote auf Lehramtsstudierende wirken. Die vorliegende Untersuchung kommt diesem Desiderat mit einem Mixed-Methods-Design nach: In zwei quantitativen quasi-experimentellen Teilstudien wurden Prä- und Post-Erhebungen durchgeführt (Teilstudien I und III). Die Erhebungen fanden vor und nach einem Bildungsangebot (Experimentalgruppe) bzw. einem regulären Lehrangebot zum Thema Inklusion (Vergleichsgruppe) statt. In Teilstudie I (N = 120) wurden Sichtweisen zu Inklusion und Menschen mit Behinderungen erhoben. Es zeigte sich, dass sich die impliziten Einstellungen zu Inklusion nach Besuch eines Bildungsangebots (n = 53) positiver entwickeln als in der Vergleichsgruppe (n = 67). Darüber hinaus wurden in einer qualitativen Studie (Teilstudie II) offene Fragen (n = 60), Fokusgruppeninterviews (n = 13) und Einzelinterviews (n = 5) eingesetzt, um insgesamt 78 Lehramtsstudierende über die Wirkungen der Bildungsangebote von Bildungsfachkräften zu befragen. Über eine qualitative Inhaltsanalyse konnten drei Kategorien mit mehreren Subkategorien herausgearbeitet werden: (1) Soziale Kompetenzen (z.B. Perspektivübernahme), (2) Sichtweisen auf Inklusion und Menschen mit Behinderungen (z.B. Selbstreflexion) und (3) berufsbezogene Kompetenzen (z.B. Verhaltensintention als Lehrkraft). In der abschließenden Teilstudie III (N = 57) wurden Procedere und Untersuchungsinstrument entsprechend den Ergebnissen aus den vorherigen Studien angepasst, indem Sichtweisen zu Inklusion und Menschen mit Behinderungen, die Sicherheit im Umgang mit ihnen und lehramtsbezogene Überzeugungen sowie die subjektive Einschätzung des Lernertrags erfasst wurden. Es wurden positive Wirkungen auf explizite Einstellungen zu Inklusion bei der Experimentalgruppe gemessen und der Lernertrag der Bildungsangebote subjektiv als positiv eingeschätzt. Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass Bildungsangebote von Bildungsfachkräften einen Beitrag zur Kompetenzentwicklung von Lehramtsstudierenden im Rahmen der Professionalisierung für Inklusion leisten.
Emotionen sind ein fundamentaler Bestandteil unseres menschlichen Wesens und beeinflussen maßgeblich unser Denken, Lernen und Handeln. Dabei prägen Emotionen unsere Beziehungen, unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und auch unsere Lebensqualität. Als essenzieller Bestandsteil zwischenmenschlicher Kommunikation und emotionaler Entwicklung spielt die emotionale Kompetenz (d. h. die Fähigkeiten sowohl eigene Emotionen zu regulieren und auszudrücken als auch Emotionen des Gegenübers zu erkennen, entsprechend zu interpretieren und darauf adäquat zu reagieren) eine entscheidende Rolle.
In der Interaktion mit Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung gestaltet sich das gegenseitige emotionale Verstehen herausfordernd, da diese meist weder verbal noch mit anderen subsidiären Kommunikationsmöglichkeiten Emotionen anderer kommentieren noch eigene Emotionen äußern können. Dementsprechend fällt dem Umfeld eine essenzielle und herausfordernde Rolle zu, da u. a. der Emotionsausdruck des Gegenübers mit schwerer und mehrfacher Behinderung anhand des Verhaltens interpretiert und dementsprechend reagiert werden muss. Studien im Kontext dieses Personenkreises und der Emotionsforschung sind allerdings trotz insgesamt steigender empirischer Forschungsbemühungen nur partiell vorhanden. Ein Grund liegt u. a. in den forschungsethischen Herausforderungen, die sich beim Einbezug dieser Zielgruppe in Forschungsvorhaben stellen.
Die vorliegende Dissertation greift mit der Analyse des Emotionsausdrucks von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung als forschungsethische Herausforderung und Indikator für Lebensqualität die zuvor skizzierten Themen- und Forschungsfelder (d. h. Lebensqualität, Forschungsethik, Emotionen, Forschungsmethoden, Zielgruppe) auf. Als theoretische Arbeiten widmeten sich Publikation I der Darstellung des aktuellen Forschungsstands zur Lebensqualität des Personenkreises (Forschungsfrage I) und Publikation II der Diskussion forschungsethischer Herausforderungen und Lösungsansätze beim Einbezug der Zielgruppe in Forschung (Forschungsfrage II). Als empirische Arbeiten untersuchten die Publikationen III und IV den Emotionsausdruck von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung anhand der expressiven (d. h. Mimik, Gestik, Körperhaltung und Vokalisationen) sowie physiologischen Emotionskomponente (d. h. Hautleitwert, Herzfrequenz(-variabilität) und Bewegungsaktivität) und thematisierten die dadurch entstehenden Konsequenzen für pädagogische Szenarien (Forschungsfrage III).
Forschungsfrage I wurde durch die Zusammenstellung (inter-)nationaler Studien zur Lebensqualität der Zielgruppe adressiert. Verschiedene Möglichkeiten zur Annäherung an Lebensqualität (d. h. die direkte Interaktion, stellvertretende Befragungen, Verhaltensbeobachtungen und technikgestützte Ansätze) wurden identifiziert. Es zeigten sich Fortschritte, aber weiterhin Handlungsbedarf in verschiedenen Lebensbereichen bzgl. der Verbesserung der Lebensqualität. Besonders wichtig erschien die Berücksichtigung der Bedürfnisse und Wünsche einer Person mit schwerer und mehrfacher Behinderung, um sie aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.
Mit Forschungsfrage II wurden die forschungsethischen Reflexionsaspekte beim Einbezug der Zielgruppe in Forschung untersucht. Vier Leitfragen zu Forschungsbegründung, Einwilligungsmöglichkeiten, Sicherstellung von Schutz und Wohlergehen sowie Ergebnisbewertung und -kommunikation wurden herausgearbeitet. Bestehende Herausforderungen wurden identifiziert, und Lösungsansätze – veranschaulicht am eigenen Forschungsvorgehen – präsentiert. Demnach wird als Zielsetzung für Forschung empfohlen, diese forschungsethischen Aspekte im Kontext schwerer und mehrfacher Behinderung zu wahren und gleichzeitig die Zielgruppe an Forschung(sergebnissen) teilhaben zu lassen.
Forschungsfrage III wurde in kontrollierten Einzelfallstudien nachgegangen und der Emotionsausdruck von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung analysiert. Dabei ermöglichten die Emotional Profiles der Teilnehmenden die Unterscheidung der Emotionsausdrücke anhand von Verhaltenssignalen. Die mittels Wearable gemessenen physiologischen Parameter wurden mit statistischen Analysen und maschinellem Lernen untersucht. Diverse Studienergebnisse der Emotionsforschung konnten bestätigt werden. Die vielversprechendsten Ergebnisse wurden bei der emotionalen Erregung erreicht. Demnach ist der Einbezug physiologischer Parameter ein gewinnbringender Ansatz zur Analyse emotionaler Reaktionen bei dieser Zielgruppe. Abschließend wurden darauf basierende pädagogische Implikationen explorativ diskutiert.
Aufbauend auf den in dieser Arbeit erbrachten forschungsethischen und -methodischen sowie empirisch-inhaltlichen Erkenntnissen sollte zukünftige Forschung die Themen Lebensqualität und emotionale Kompetenz im Kontext schwerer und mehrfacher Behinderung durch längerfristige und in den Alltag integrierte Studien weiter im Fokus behalten.
Ausgehend von einer Krisensituation – den Herausforderungen und Belastungen durch die pandemiebedingte Umstellung auf Emergency Remote Teaching (ERT) – wird mit der Individual Digital Readiness (IDR) als Bereichsspezifität von Resilienz ein theoriegeleitetes und evidenzbasiertes Konzept vorgeschlagen, das sich mit den Gelingensfaktoren einer erfolgreichen Adaptation an digitale Lehr-/Lernbedingungen beschäftigt und das sowohl im Hinblick auf die Bewältigung zukünftiger Katastrophen als auch im Hinblick auf sich verändernde Lehr- und Lernkulturen über die COVID-19-Pandemie hinaus relevant sein wird.
Basierend auf Resilienz als theoretischem Rahmen wurde ein explorativ-sequenzielles Mixed-Methods-Design durchgeführt, um 1) adaptive (resiliente) Verhaltensreaktionen auf ERT zu identifizieren und von nicht-adaptivem Verhalten zu unterscheiden und 2) auf der theoretischen Konzeptualisierung aufbauend die Anpassungsfähigkeit an digitale Lehr-/Lernbedingungen zu operationalisieren. Hinweise auf Adaptationsprozesse konnten zu acht Hauptkategorien verdichtet werden: Lösungsorientierung, Digitale Sozialität, Reflexivität, Lernbereitschaft, Selbstorganisation, Zukunftsorientierung, Technikaffinität, Digitale Partizipation. Es wurde eine ökonomische Kurzskala (IDR-24) mit drei Items pro Merkmalsdimension entwickelt und validiert, die es erlaubt, die individuelle Ausprägung der IDR in ihren unterschiedlichen Facetten zu erfassen, Handlungsempfehlungen abzuleiten und Ansatzpunkte zur Intervention aufzuzeigen.
Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist die empirische Analyse angemessener Unterstützungsformate des Promotionsprozesses in den Bildungswissenschaften. Dabei werden die Wichtigkeit verschiedener Unterstützungsarten (fachlich, emotional, netzwerkintegratorisch und karriereplanerisch) nach Jaksztat, Brandt, Vogel und Briedis (2017) für das Voraschreiten des Promotionsprozesses und eine sinkende Wahrscheinlichkeit von Abbruchgedanken analysiert. Zudem wird die Möglichkeit eines differenzierten Monitorings des Promotionsfortschrittes getestet. Zunächst werden Promovierende verschiedener Forschungsfelder aus unterschiedlichen Forschungskulturen (Physik; Maschinenbau; Wirtschaftswissenschaften; Geschichte und Germanistik sowie Psychologie und Erziehungswissenschaften; Becher, 1994) miteinander bezüglich der Wichtigkeit hoher wahrgenommener Unterstützung für ein Voranschreiten des Promotionsprozesses und das Wegbleiben ernsthafter Abbruchsabsichten verglichen. Anschließend wird analysiert, wie wichtig die vier Arten hoher Unterstützung für Promovierende mit einem zur Promotion berechtigenden Lehramtsabschluss sind.
Für diese ersten beiden Forschungsziele werden mit den Daten der National Academics Panel Study (NACAPS) des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) von 2019 mit über 20,000 Teilnehmenden bundesweit (Adrian et al., 2020) lineare Quantile Regressionen sowie lineare Probability-Regressionen durchgeführt. Zudem wird ein Index entwickelt, der ein differenziertes Nachverfolgen des Promotionsfortschrittes und eine differenzierte Analyse angemessener Unterstützungsarten ermöglicht. Validiert wird dieser Index an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mit zwei schriftlichen Promovierendenbefragungen. Zum ersten Messzeitpunkt beteiligten sich 53 Promovierende im bildungswissenschaftlichen Forschungsfeld mit unterschiedlichen Studienabschlüssen. Zum zweiten Messzeitpunkt nahmen 16 Promovierende mit einem Lehramtsabschluss erneut teil.
Die Ergebnisse zeigen, dass alle Arten hoher Unterstützung mit einem relativ zur bisherigen Promotionsdauer weiter fortgeschrittenen Promotionsstand und einer sinkenden Wahrscheinlichkeit von Abbruchgedanken verbunden sind. Dabei zeigen sich aber Unterschiede zwischen den einzelnen untersuchten Forschungsfeldern. Ferner ist der Zusammenhang von hoher wahrgenommener fachlicher, emotionaler und netzwerkintegratorischer Unterstützung und einem fortgeschrittenen Promotionsstand für Promovierende mit Lehramtsabschluss im Vergleich zu Promovierenden ohne Lehramtsabschluss in den gleichen Forschungsfeldern besonders stark. Schließlich wird ein Index angelehnt an den Forschungsprozess von Döring und Bortz (2016) entwickelt, welcher elf aufeinander aufbauende Schritte beinhaltet. Mit diesem Index können die befragten Promovierenden ihren Forschungsstand zuverlässig widergeben. Zudem können heterogene Promotionsfortschritte bzw. -rückschritte innerhalb eines festgelegten Zeitraums festgestellt werden. Ergebnisse von fallvergleichenden Qualitative Comparative Analysen (QCA) zeigen zudem eine heterogene Bedeutung unterschiedlicher Unterstützungsarten für einen großen Fortschritt in den unterschiedlichen Promotionsschritten des Index. Die Befragten profitieren beispielsweise bei der Aufarbeitung des Forschungsstandes von hoher emotionaler und netzwerkintegratorischer Unterstützung zu Promotionsbeginn. Fachliche Unterstützung ist bei der Einordnung der Forschungsergebnisse im fortgeschrittenen Promotionsstadium besonders hilfreich.
Judentum und Islam im Kontext von Religionsgeschichte, Glaubenspraxis und aktueller Beziehungen
(2024)
Die vorliegende Handreichung widmet sich den beiden abrahamitischen Religionen Judentum und Islam. Neben einer Nachzeichnung der religionshistorischen Genese, wird die Bedeutung des Narrativ des „Heiligen Land“ herausgearbeitet. Des Weiteren werden anhand exemplarischer Beispiele interreligiöse Wechselwirkungen zwischen Judentum und Islam unter islamischer Herrschaft nachgezeichnet. Ebenso werden die Erfahrungen von Juden und Muslimen, als religiöse Minderheit in Europa zu leben, thematisiert. Ein weiterer Abschnitt widmet sich den Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Glaubenspraxis beider Religionsgruppen. Alle Themenkomplexe werden gemäß der zeithistorischen Genese eingeführt; in einem nächsten Schritt werden sie für den unterrichtlichen Einsatz didaktisch und methodisch aufbereitet. Die Handreichung richtet sich an interessierte Lehrkräfte aller Schularten und versteht sich als „Gegenentwurf“ zu aktuellen (pädagogischen) Diskursen, welche die jüdisch-muslimischen Beziehungen zumeist in verengter Perspektive über den „Nahostkonflikt“ betrachten. Entstanden ist die Handreichung im Rahmen des von der Stiftung „evz - Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ geförderten Projektes „Gemeinsam Handeln - Bündnisse gegen Antisemitismus: Heidelberger Bündnis für Jüdisch-muslimische Beziehungen“ (2020-2022)
Die vorliegende Arbeit setzt an dem Gedanken an, dass sich die Professionalität von Lehrpersonen nicht allein schon aus dem bloßen beruflichen Agieren ergibt, sondern diese zunächst angeeignet und gepflegt werden muss. In der Schulentwicklungs- und Professionsforschung besteht jedoch das Problem, dass nicht ausreichend darüber aufgeklärt ist, inwiefern die Einzelschule als Sozialisationsort die Professionalisierung von Lehrpersonen bedingt. Dieses Problem wurde hier angegangen und es erfolgte der Bestimmungsversuch, ob und wie sich die Professionalisierung fördernde Rahmenbedingung von Einzelschulen bestimmen lassen. Über die Bearbeitung der Literatur zur Professionsforschung im Lehrberuf erfolgten vier zentrale Ergebnisse: Erstens konnte ein innovatives Modell zur Genese eines professionellen Habitus im Kontext vom beruflichen Agieren im Feld der Schule konzipiert werden. Eine zweite Modellkonzeption veranschaulicht die Dynamik zwischen Gelingensfaktoren von Professionalisierung im Lehrberuf. Drittens, erfolgte eine Bewertung der Schulkulturanalyse von Helsper et al. als eine geeignete Methode zur Bestimmung professionalisierungsfördernder Rahmenbedingungen von Schulen mithilfe von Fallstudien. Viertens konnte erörtert werden, warum sich professionelle Praxen im Feld immer fallspezifisch und aus sich selbst heraus bewähren müssen und sich Praxisformen nicht beliebig auf Schulen übertragen oder sich ihnen „überstülpen“ lassen. Indem diese Arbeit veranschaulicht, dass sich die Schule als Sozialisationsort maßgeblich auf die Herausbildung von professionellen oder nicht-professionellen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmustern auswirkt, zeigt sie, dass der Zusammenhang von Schulkultur und Professionalisierung in der Professions- und Schulentwicklungsforschung künftig stärker berücksichtigt werden sollte.
Die Kommunikations- und Sprachentwicklung von Kindern mit globaler Entwicklungsstörung ist erheblich beeinträchtigt. Die notwendige Frühintervention nutzt lautsprachunterstützende Gebärden (LUG), um den Kindern eine Kommunikation mit der Umwelt zu ermöglichen und den Einstieg in den Lautspracherwerb zu erleichtern. Hierzu ist es notwendig, die Eltern als Hauptbezugspersonen der Kinder in der Gebärdenanwendung zu schulen. In Deutschland fehlen häufig entsprechende Schulungsangebote oder es geschieht in vergleichsweise kurzen eintägigen Seminaren. Mit dem Programm „Kommunikation mit unterstützenden Gebärden – ein Eltern-Kind-Gruppenprogramm (KUGEL)“ wurde ein mehrteiliges Konzept zur systematischen Elternanleitung in der Kleingruppe entwickelt. Ein vergleichbares Programm zur Gebärdenanleitung liegt im deutschsprachigen Raum bislang nicht vor.
Die Evaluation des KUGEL-Programms erfolgte in einer randomisierten Studie im Prä-Post-Kontrollgruppendesign. Die Eltern der Kontrollgruppe nahmen an einer in der Praxis üblichen eintägigen Anleitung zum Einsatz von LUG teil, dem KUGEL-Tageskurs.
Die Eltern beider Gruppen äußerten sich nach der Intervention sehr zufrieden und gaben an, Gebärden zukünftig häufiger und mit mehr Freude einzusetzen. Darüber hinaus nahmen sie an, dass sich ihr sprachliches Verhalten gegenüber ihrem Kind positiv verändert hätte und sie besser in der Lage seien, ihr Kind in seiner kommunikativen und sprachlichen Entwicklung zu unterstützen. Objektiv erhobene Daten konnten dies bestätigen. Die Eltern beider Gruppen waren gleichermaßen befähigt, mehr Gebärden in Verbindung mit einer lautsprachlichen Äußerung in der Interaktion mit ihrem Kind zu verwenden und positiver auf die Gebärdenversuche des Kindes zu reagieren als vor der Intervention. Die Eltern des mehrteiligen KUGEL-Programms verfügten darüber hinaus über einen signifikant größeren Gebärden-Wortschatz und boten ihrem Kind signifikant mehr unterschiedliche Gebärden in der Interaktion an als Eltern aus dem KUGEL-Tageskurs.
Die Kinder beider Gruppen waren nach der Anleitung der Eltern besser in der Lage, ihre kommunikativen Intentionen auszudrücken und auf Interaktionsinitiierungen der Bezugspersonen zu reagieren. Sie nutzten gleichermaßen mehr Gebärden. Zudem zeigte sich bei den Kindern unabhängig von der Dauer der Anleitung der Eltern eine Verbesserung im passiven Wortschatz und die Kinder nutzen mehr lautliche Äußerungen als vor der Intervention.
Die vorliegende Dissertation liefert einen Überblick über die Evaluation des neu entwickelten Programms KUGEL im Vergleich zu einer eintägigen Elternanleitung. Es zeigte sich, dass Eltern grundsätzlich von einer Anleitung zum Einsatz von LUG profitieren. Sie sind befähigt, nach einer Anleitung ihr Sprach- und Interaktionsverhalten zu verändern, sodass die Kinder daraus einen Vorteil erzielen. Sowohl mit dem KUGEL-Programm als auch mit dem KUGEL-Tageskurs liegen zwei vollständig ausgearbeitete und evaluierte Konzepte für Gruppenangebote vor, die den Eltern neben Wissen auch Handlungskompetenz vermitteln. Eine gezielte Anleitung der Eltern zum Einsatz von LUG auf Basis einer sprachförderlichen Grundhaltung sollte als integraler Bestandteil therapeutischer Angebote bei Kindern mit globaler Entwicklungsstörung verstanden werden.
The term “disability“ seems to sum up a rather semantically fuzzy form of denotation and a huge amount of possible connotations. While researching the term “severe multiple disabilities”, an observer may conclude, that this form of semantical fuzziness continues into the conceptual world of this special kind of subcategory. Studying the group of people eligible for organizations called “Förder- und Betreuungsbereich”, abbreviated with “FuB”, or “day activity centers” this fuzziness shows up again. This linguistic phenomenon seems to be reflected once more in the variety of activities offered by these institutions. Popping up currently this semantical fuzziness seems to be less random than much more functional especially for this kind of organization. Since 10/09/2020 a new sort of activity has to be offered to people addressable by “FuBs” or “day activity centers”: According to law, eligible people have to be offered work-related activities by the organizational staff. The more deeply an observer deals with this phenomenon, the more he gets the impression, that there seems to be an inevitable connection between this special kind of semantically generated imagination and human interaction. Bringing together semantical and syntactical analysis and the research question concerning the social function of “FuBs” or “day activity centers”, sociological system theory offers not only the necessary theoretical complexity but also the tool called “functional analysis” to undergo this scientific challenge. System theory has been updated by Fuchs: Now an observer can consider social systems as distributors of opportunities for meaning-orientated interpretations and psychological systems, that can read and interpret these opportunities. Thus, individual people function as points of communicational offers and connections. That is why Fuchs and Rolf Balgo speak about the co-production of communicational systems, biological systems, and psychological systems, none of these systems can stand for itself alone. If one sort of system is missing, the others are not able to exist furthermore. An observer has just to consider the infant experiments to explore the original human language or the inhibiting impact of a lack of communication with infants, small children, and furthermore. The research results show clearly that “FuBs” and “day activity centers” function socially as inclusion systems: People eligible for these organizations for the most part are excluded from the services of almost every “functional system” despite healthcare and social welfare . While, due to the revised version of the German disability law, employees with disabilities of “workshops for disabled people” are more and more integrated into “sheltered employment”, people with severe and multiple disabilities remain in their communicational precarious state. Given this drift towards social exclusion, the staffs of “FuBs” and day activity centers have to provide their clients with a huge variety of activities simulating all kinds of different situations, if the organization wants to comply with the extent of inclusion required by modern society. Simulating social interactions oriented towards different functional systems is not inherently bad: If an observer takes a close look at the interactions between curative educators and severely multiple handicapped clients, most social theories are not complex enough to gather the instructive and innovative manuals designed by the most professionals in the field. The genuine conception of communication offered by Niklas Luhmann and Peter Fuchs can shield these approaches theoretically without lacking complexity. In analytical terms, communication can be understood here as a synthesis of three selections: information, message, and understanding. Understanding, in this case, does not mean cognitive comprehension but reacting towards a communicational offer. Because no observer can observe communication itself despite gathering a glimpse of the thoughts of the significant other, communication flags out as communication acts – attributable to the respective social address. In system theory terms an observer can attribute both communicational offers and communicational linking to different social addresses, created and provided by communication. That means communicational offers and communicational linking are achievements of observation. On the one hand, there is communication without observation. If it is valid that communicative linking also comes only to existence if it is observed and thus attributed to the social address of the significant other, an observer can indeed observe communication between curative educators and severely multiple handicapped clients: Psychological systems, even before being linguistically formatted through education and socialization, function as points of communication. Not only language functions as a communication medium but also the observed living body: Blushing with compliments, startling when frightened, increased pulse with joy, goose¬bumps while shivering and all the other body-related behavioral chances are just as suitable for communication as language, vocalizations, facial expressions, and gestures. To observe these basal forms of communicational offers and links the professional curative educator needs enough time but also an extremely precise and sensitive ability to observe. If this is the case, Fuchs speaks of top relevance. An observer usually can detect that highest form of observational relevance in families and partnerships, where every change in appearance and behavior can become the subject of system-specific communication because of the communication medium love. In professional inclusion-systems, an observer needs not seeking morality to describe the desired professional attitude: Fuchs introduces amicalitiy as the communication medium that makes the highest level of relevance in curative-educator-client communication probable. From the research results it follows that the clients of the “FuB” and the day activity centers are threatened by an exclusion drift not only beyond this professional communicational context: Only half a staff position is allocated to a client who behaves inconspicuously and therefore is considered as “easy to care for”. This drastically reduces the possible opportunities to treat him in the mode of top relevance. The new legal requirements that ought to increase the social participation of all people with disabilities only take into account those people with disabilities who can do whatever kind of minimum economically viable work. Except for the offers for job-related work, this group of people remains largely neglected. The expectations of many professionals in the field have been disappointed: no access to the entrance or the training areas of the workshops for people with disabilities, no participation and right of co-determination in organizational matters, no social response appropriate to their needs. If an observer considers, that the inclusion drift of workshop-employees with disabilities into sheltered employment results in a decrease of employees with disabilities at a given workshop for people with disabilities, a dark future seems to emerge for the clients of the spatially attached “FuB”: Either this form of inclusion system turns into a day activity center, that is spatially independent of the workshop, or the workshop opens its doors for this clientele or these clients run the risk of being deported to nursing homes and being robbed of their communicative relevant even more.
Etwa 40% der Kinder, die zu Beginn ihrer Schulzeit einen sonderpädagogischen Bildungsanspruch Sprache hatten und in einer Sprachheilschule (sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum Sprache - SBBZ) beschult wurden, wechseln schon im Laufe der Grundschulzeit an die Regelschulen. Die Entscheidungen bezüglich des Lernorts fallen in erster Linie auf dem Hintergrund der Schulleistungen. Kinder, die durchschnittliche Schulleistungen erzielen, wechseln trotz ihres noch vorhandenen Förderbedarfs im sprachlichen Bereich in das Regelschulsystem. Dies bestätigt den Durchgangscharakter der exklusiven Beschulung, die bei ca. 80% mit dem Ende der Grundschulzeit endet. Die Schulleistungen werden durch die Lernausgangslage, insbesondere die Vorläuferfähigkeiten für den Schriftspracherwerb, die Leistungen im Sprachgedächtnis sowie die Intelligenz beeinflusst. Die sprachlichen Fähigkeiten gewinnen zunehmend Einfluss auf das schulische Lernen und beeinflussen somit auch die kognitiven Leistungen. Die Bildungsbedürfnisse sprachbeeinträchtigter Kinder, die bis zum Ende ihrer Schulzeit einen sonderpädagogischen Bildungsanspruch behalten, sind gekennzeichnet durch besondere Einschränkungen im Bereich der Speicherfähigkeit sowie des Sprachverstehens. Während der Förderbedarf im mündlichen Sprachgebrauch in der Sekundarstufe teilweise noch im Bereich der Grammatik erkennbar ist, betrifft er vor allem die tieferliegenden Sprachverarbeitungsprozesse und macht sich in der Schriftsprache bemerkbar. Die Jugendlichen haben u.a. Probleme, neue Begrifflichkeiten und Inhalte abzuspeichern.
Sie profitieren nach eigenen Aussagen vom Verständnis der Lehrkräfte für ihre Problematik und deren Berücksichtigung im Unterricht. Dies ist dann möglich, wenn die Lehrkräfte diagnostische Kompetenzen haben, um die individuellen Schwierigkeiten zu erkennen. Besondere Aufmerksamkeit von Seiten der Lehrkräfte erfordert die Sicherung des Sprach- und Textverständnisses durch Nachfragen, Wiederholen, Visualisieren, gemeinsames Erarbeiten, zusätzliche Erklärungen u.ä.
Mit Blick auf die Rahmenbedingungen der Beschulung hat sich in der Primarstufe ein hohes Maß an Doppelbesetzung im Unterricht (Teamteaching) als unterstützend erwiesen sowie flexible Einsatzmöglichkeiten der zusätzlichen Ressourcen je nach Förderbedarf der Kinder. Für den Förderschwerpunkt Sprache sind demnach in inklusiven Settings Gruppenlösungen sinnvoll, die eine Doppelbesetzung im Unterrichtsprozess von sonderpädagogischer Lehrkraft mit Förderschwerpunkt Sprache und Regelschullehrkraft ermöglichen. So können die sprachlichen Beeinträchtigungen durch gezielten Einsatz der Lehrersprache, Visualisierungen, Wortschatzarbeit, Sicherung von Sprachverständnis etc. jederzeit Berücksichtigung finden und Synergieeffekte zwischen sprachlicher Förderung und zu vermittelnden schulischen Inhalten hergestellt werden. Für einen geringen Prozentsatz der Jugendlichen sollten auch in der Sekundarstufe bzw. beim Übergang in den Beruf spezifische Bildungsangebote vorgehalten werden. Diese ermöglichen es den Betroffenen einen allgemeinen Schulabschluss zu erzielen, der höherwertig sein kann als er ohne spezifische Unterstützung im allgemeinen Schulsystem wäre. Die Betroffenen selbst beurteilen die Beschulung an einem SBBZ positiv und fühlen sich in ihrem Teilhabeerleben am Ende der Schulzeit kaum noch beeinträchtigt. Sie können sehr genau erläutern, was ihnen im Verlaufe der Schulzeit hilfreich war und damit Hinweise für die Gestaltung von Bildungsprozessen geben. Deshalb sollten die Betroffenen selbst in weitere Forschung konsequent einbezogen werden.
Bei der vorliegenden Masterarbeit handelt es sich um eine qualitativ rekonstruktive Studie, in deren Mittelpunkt die Frage steht, wodurch Menschen mit Depressionen ihr Stigmaerleben beeinflusst sehen. Dabei wird das Stigma-Konzept von Link und Phelan verwendet, in dem, anschließend an Goffmans Konzeptualisierung, gesellschaftliche Machtstrukturen und die soziale Konstruktion von Stigma in den Mittelpunkt gestellt werden und der aktive Prozess der Stigmatisierung betont wird.
Das in der Studie angewendete Vorgehen ist angelehnt an den Forschungsstil der Grounded Theory nach Anselm Strauss und dessen Weiterentwicklungen. Relevant wurden dabei vor allem auch die Ausführungen von Breuer und Muckel, die (Selbst-) Reflexivität während des Forschungsprozesses in den Mittelpunkt stellen. Aufgebaut ist die Arbeit so, dass sich die einzelnen Analyseschritte und die Vorgehensweise nachvollziehen lassen. Um dem Anspruch auf Reflexivität gerecht zu werden, findet sich ein ausführliches Kapitel zu den getroffenen Entscheidungen im Forschungsprozess, beispielsweise zur Datenauswahl oder zur schrittweisen Entwicklung der Fragestellung. Auch die herausgearbeiteten Kategorien und ihre Entstehung werden detailliert beschrieben.
Zur Beantwortung der Fragestellung wurden in einem iterativ-zyklischen Prozess Interviews mit Personen mit psychischen Erkrankungen geführt und Selbsthilfegruppenbeschreibungen analysiert. Dabei entstand eine Theorieskizze, in der die Kategorien Kenntnis der Erkrankung(en), Soziales Umfeld und Selbstverständnis inklusive vielfältiger Subkategorien als relevant für das Stigmaerleben herausgestellt wurden. Umspannt werden diese von der Kernkategorie der Diskriminierungserwartung. Die Erwartung, aufgrund der Erkrankung diskriminiert zu werden, wird ausschlaggebend für das Erleben der Depression als Stigma. Sie durchzieht alle anderen Kategorien und ist direkt anschlussfähig an das Stigma-Konzept von Link und Phelan.