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In der vorliegenden Dissertationsschrift werden zwei Studien vorgestellt. Sie hatten zum Ziel, das schreibdidaktische Wissen (= SDW) von angehenden Deutschlehrkräften zu diagnostizieren und zu fördern. Zur Erfassung schreibdidaktischen Wissens wurde ein Vignettentest (Keller, 2016; Keller & Glaser, 2019) eingesetzt. Im Test schätzen die Probandinnen und Probanden Handlungsalternativen einer fiktiven Lehrkraft in einer konstruierten Situation nach ihrer fachdidaktischen Angemessenheit ein. Die erste Studie erfasste die Veränderung schreibdidaktischen Wissens von N = 203 Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern im Verlauf ihres ersten Jahres im Vorbereitungsdienst für die Sekundarstufe I. In einem latenten Veränderungsmodell mit guter globaler Passung zu den Daten (CFI = .928) konnte ein kleiner negativer Effekt ermittelt werden (dCohen = −0.346, p ≤ .05). Dies bedeutet, dass das schreibdidaktische Wissen im Verlauf des ersten Jahres im Vorbereitungsdienst leicht abnimmt. In der zweiten Studie wurde eine Interventionsmaßnahme entwickelt und evaluiert, die zum Ziel hatte, schreibdidaktisches Wissen von Lehramtsstudierenden mit dem Fach Deutsch zu fördern. Die Intervention wurde evidenzbasiert sowie in enger Abstimmung mit Expertinnen und Experten aus dem Bereich der empirischen Schreibdidaktik konzipiert. Insgesamt wurden N = 554 Lehramtsstudierende zu ihrem schreibdidaktischen Wissen mittels des Vignettentests vor und nach deutschdidaktischen Veranstaltungen befragt. n = 152 Studierende durchliefen die Intervention in insgesamt 8 Blockveranstaltungen mit jeweils einem Workload von 28 Semesterwochenstunden; n = 109 Studierende besuchten Veranstaltungen ohne expliziten Schreibdidaktikbezug (Vergleichsgruppe 1) und n = 293 Studierende belegten Veranstaltungen mit explizitem Schreibdidaktikbezug (Vergleichsgruppe 2). In einem latenten Veränderungsmodell mit guter globaler Passung zu den Daten (CFI = .973) konnte jeweils ein mittlerer Interventionshaupteffekt in Relation zur Vergleichsgruppe 1 (rPearson = .27, p ≤ .05) sowie zur Vergleichsgruppe 2 (rPearson = .29, p ≤ .05) bestimmt werden. Studierende, die die Förderung erhielten, verfügten demnach nach der Intervention über ein höheres schreibdidaktisches Wissen. Zudem konnte gezeigt werden, dass Studierende mit niedrigem schreibdidaktischen Vorwissen stärker von den deutschdidaktischen Veranstaltungen profitierten als Studierende mit einem hohen schreibdidaktischen Vorwissen. In beiden Studien konnte für das schreibdidaktische Wissen Messinvarianz über die Zeit nachgewiesen werden. Die theoretisch angenommenen dreidimensionalen Modelle wurden empirisch zugunsten eindimensionaler Messmodelle mit korrelierten Residualvarianzen verworfen. Eine Einordnung der Befunde aus beiden Studien, Implikationen für die Wissenschaft und die Praxis sowie Ausblicke auf mögliche weitere Studien werden in dieser Dissertationsschrift diskutiert.
In der vorliegenden Studie wurde ein standardisiertes Testverfahren zur Erfassung des fachdidaktischen Wissens im Leseunterricht bei angehenden Lehrkräften entwickelt und validiert. Dazu wurden basierend auf der lesedidaktischen und kognitionspsychologischen Forschung Testaufgaben in Form von Unterrichtssituationen (sog. Vignetten) erstellt, die von angehenden Lehrkräften hinsichtlich einer fachdidaktisch relevanten Fragestellung in einem geschlossenen Antwortformat bewertet werden sollten.
Die inhaltliche Validität der Testaufgaben wurde durch eine mehrstufige Expertenbefragung mit qualitativen (N = 7) und quantitativen (N = 87) Befragungen sichergestellt.
Zur Überprüfung der psychometrischen Eigenschaften wurden Deutschstudierende aller Semester und Referendare mit dem Fach Deutsch (N = 581) sowie Kontrollgruppen (fachfremdes Lehramt, Germanistik, Psychologie; N = 147) untersucht.
Die Analysen zur Datenstruktur zeigen den guten Modellfit eines eindimensionalen Modells des lesedidaktischen Wissens (χ² (N = 578, df = 54) = 73.67, p = 0.04, χ²/df = 1.36, RMSEA = 0.03, CFI = 0.93). Der Vignettentest wurde anschließend mit dem Partial Credit Model skaliert. Die Infit- und Outfitindices bescheinigen eine sehr gute Passung der Vignetten zum Modell (Werte zwischen 0.98 und 1.00, alle ps ≤ 0.05). Die Reliabilität des Testverfahrens ist als akzeptabel zu bezeichnen (EAP-Reliabilität = 0.59). Weiterführende Analysen zur Validität des Testverfahrens haben gezeigt, dass sowohl die Lehrerfahrung als auch die Nutzung spezifischer Lerngelegenheiten die Testleistung der Studierenden signifikant vorhersagen (alle ps ≤ 0.05). Zudem weisen Deutschstudierende einen signifikant höheren Testscore als die Psychologiestudierenden und die Germanistikstudierenden (p ≤ 0.05) und einen deskriptiv höheren Testscore als die Studierenden fachfremder Lehrämter auf.
Diese Ergebnisse sollen durch anschließende Studien mit teilweise längsschnittlichen Fragestellungen und Designs ergänzt und präzisiert werden.