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Auch noch für Lernende der Sekundarstufe I kann die Kasusflexion eine Herausforderung darstellen. Kasus formal- und funktionalsprachlich passend markieren zu können, ist allerdings von großer Relevanz, da Kasus u. a. für die Produktion eindeutiger Aussagen und das Textverstehen von Bedeutung ist. Dennoch stellen wissenschaftlich fundierte und empirisch evaluierte, integrative Sprachförderangebote zum Ausbau der Kasusflexion für die Sekundarstufe I ein Desiderat dar. Die übergeordnete Forschungsfrage dieser Arbeit lautet deshalb: Wie kann Sprachförderung integriert in den Regelunterricht der Sekundarstufe I zum Ausbau der Kasusflexion bei Deutsch-als-Zweitsprache-Lernenden mit einem spät-sukzessiven Spracherwerbstyp gestaltet werden?
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde sich dem Design-Based Research-Ansatz bedient, da eine wissenschaftlich fundierte Konzeption noch nicht garantiert, dass das Design auch in der und für die Schulpraxis funktioniert. In einem ersten Schritt wurden anhand von Erkenntnissen verschiedener Forschungsdisziplinen (Linguistik, Zweitspracherwerbsforschung, Psycholinguistik, Sprach- sowie Fremdsprachdidaktik) ein erster Prototyp des Sprachförderkonzepts namens FLEX und Gestaltungsannahmen für in den Regelunterricht integrierte Sprachfördermaßnahmen entwickelt. Diese wurden dann in insgesamt sieben Teilstudien mit insgesamt 35 Proband:innen und unter Einbezug von insgesamt 426 Schriftprodukten (z. B. Heftaufschriebe oder Förderaufgaben) empirisch untersucht. Im Fokus standen insbesondere die Kognitionen der Lernenden, die Praktikabilität für die Unterrichtspraxis und die Wirksamkeit des Designs.
Die Ergebnisse dieser Arbeit bestehen übergeordnet auf theoretischer Seite aus fachlich und empirisch fundierten, kontextsensitiven Gestaltungsprinzipien zur Konzeption integrativer Sprachfördermaßnahmen zum Ausbau der Kasusflexion in der nicht gymnasialen Sekundarstufe, die über didaktische Empfehlungen hinausgehen. Demnach sollte eine integrative Sprachförderung sprachstandsdifferenziert, analog zur Erwerbsprogression und durchgängig erfolgen. Das Förderverfahren sollte zur Förderart, der Zielgruppe und dem Erwerbsgegenstand passen sowie wirksam sein. Auf bildungspraktischer Seite liegt als Ergebnis das Sprachförderkonzept FLEX zum unterrichtsbegleitenden Ausbau der Kasusflexion bei Deutsch-als-Zweitsprache-Lernenden mit einem spät-sukzessiven Spracherwerbstyp der Sekundarstufe I vor. Durch die fachwissenschaftlich fundierte Konzeption, wiederholte empirische Implementierung sowie zyklische Weiterentwicklung des Designs kann davon ausgegangen werden, dass FLEX in der Praxis adhärent umgesetzt werden kann. Im Zuge der Förderung mittels FLEX wird zuerst der Sprachstand der Lernenden im Bereich der Kasusmarkierung mittels einer Sprachstandseinschätzung ermittelt. Die Förderung erfolgt unterrichtsbegleitend entweder an Schriftstücken, welche im Regelunterricht produziert werden oder an Förderaufgaben, die im Unterrichtsgeschehen eingesetzt werden. Immer wenn Lernende einen Kasusfehler produzieren, welcher ihrem Sprachstand entspricht, erhalten sie schriftliches, fokussiertes, metasprachlich-indirektes, korrektives Feedback.
Eine ausreichende Leseflüssigkeit gilt in Prozessmodellen der Lesedidaktik als zentrale Voraussetzung für die Möglichkeit der mentalen Orientierung auf das Verstehen schriftlicher Texte. Das Projekt „Erwerb von Leseflüssigkeit gering literalisierter Erwachsener: Explorative Untersuchung von Lernangeboten und deren Nutzung“ (LegelitE) ermittelte, ob und wie in Grundbildungs- und Alphabetisierungs-Kursen der Erwachsenenbildung Verfahren zur Förderung der Leseflüssigkeit integriert werden.
Auf Grundlage von 64 Unterrichtsbeobachtungen, 57 Lernstandseinschätzungen und Interviews mit 23 Kursleitenden und 63 Teilnehmenden identifizierten die Projektmitarbeitenden verschiedene Hemmfaktoren und gelingende Komponenten für die Förderung der Leseflüssigkeit. Der inhaltliche Fokus des Kursgeschehens liegt nicht auf dem Aufbau von Leseflüssigkeit, obwohl sie nicht gegeben ist. Ausdruck findet diese Vernachlässigung in den vorherrschenden Förderverfahren: Überwiegend wird nicht wiederholend bzw. chorisch oder im Tandem gelesen, das Textmaterial ist meistens überfordernd, und Feedback wird nicht immer in angemessener Form geleistet. Es konnten Routinen des Leseunterrichts auf Wort-, Satz- und Textebene identifiziert und beschrieben werden, in die sich Flüssigkeitsförderung je spezifisch einpassen lässt. Auch konnten vereinzelt Unterrichtssequenzen mit Lautlese-Verfahren beobachtet werden, die exemplarisch zeigen, dass und wie sie für die unterschiedlichen Alpha-Level implementiert werden kann.