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Dieses Buch versammelt Studien zur Alltags- und Regionalgeschichte des Heidelberger Religionspädagogen und Kirchengeschichtlers Jörg Thierfelder. Es sind Studien, die nicht verloren gehen dürfen, weil diese Perspektive in der großen Geschichtsschreibung nur wenig vertreten wird.
Das Leben in und mit der Kirchen im 'Dritten Reich' und in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hat Jörg Thierfelder seit seiner Doktorarbeit über das Einigungswerk des württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm (1868-1953) nicht mehr losgelassen. Unermüdlich hat er die großen und die kleinen Verhältnisse erforscht, beschrieben und durch Ausstellungen bekannt gemacht. Das alltägliche Handeln ist ihm dabei über die Jahrzehnte immer wichtiger geworden. Er ist ihnen mit Sympathie gefolgt und hat sie auch dann zu verstehen und verständlich zu machen gesucht, wenn er ihr Verhalten nicht billigen konnte.
Die Olsztyner Hör Reime (OHR) können innerhalb der Pädagogischen Audiologie als zuverlässige Methode zur Optimierung der apparativen Versorgung von Kindern im Alter von 3-7 Jahren eingesetzt werden. Das Verfahren ist besonders kindgerecht, motivierend und interessant für das Kind gestaltet, wodurch differenzierte Aussagen in möglichst kurzen Untersuchungsphasen ermöglicht werden. Bei der Standardisierung des OHR-Verfahrens wurde eine Gesamtverständlichkeit von 98,92% der gesamten Wortlisten für die Normierung der Altersgruppe 3-4 Jahre und eine Gesamtverständlichkeit von 99,25% der Altersgruppe 5-7 Jahre bei hörenden Kindern erreicht. Die gesamte Durchführung (N=274) fand unter Einfluss von Störschall statt. Dieser wurde aus allen Ziel-Items des Verfahrens generiert und mit einem Nutzschall-Störschallverhältnis von S/N +6dB SPL dargeboten. Die gesamte Entwicklung und Durchführung der Olsztyner Hör Reime für die Pädagogische Audiologie im polnischen Sprachraum orientiert sich an neuesten Erkenntnissen der internationalen Sprachaudiometrie speziell für Kinder. Die Sprachaufnahmen selbst wurden daher in qualitativer Hinsicht in hohem Maße kindgerecht und im teacherese von einer Nativespeakerin aufgesprochen. Diese Methode ist innerhalb der Sprachaudiometrie originär, es stehen dazu keinerlei wissenschaftliche Daten zum Vergleich zur Verfügung. Sascha Bischoff
Die Auftragssituation in der Sprachtherapie ist sehr komplex. In einer Sprachtherapie sind oft unterschiedliche Personen invoviert, wie Eltern, Lehrer, zuweisende Stellen und das sprachauffällige Kind. Diese kommen mit vielfältigen, unklaren und oft widersprüchlichen Erwartungen. Die Autorrin geht von der Annahme aus, dass Therapien als befriedigend erlebt werden, wenn es der Sprachtherapeutin gelingt, die Aufträge der am therapeutischen System beteiligten Personen zu klären, unterschiedliche Anliegen zu einem gemeinsamen Auftrag zu integrieren und einen Konsens in Bezug auf das therapeutische Vorgehen herzustellen. Die Dissertation befasst sich eingehend mit der Bedeutung der Auftragsthematik in der Sprachtherapie und beschreibt die Auftragsklärung als einen wesentlichen Vorgehensschritt in der systemischen Arbeit. Die Dissertation besteht aus fünf Teilen. Teil eins bezieht sich auf den Bereich der Systemtherapie und des Konstruktivismus. Der Arbeit liegt die Annahme implizit zu Grunde, dass sich deren Prinzipien und Grundhaltungen analog auf die Sprachtherapie übertragen lassen. In Teil zwei beschreibt die Autorin, wie konkret ein systemisches Vorgehen in der Sprachtherapie aussehen kann. Sie reflektiert die Rolle der Sprachtherapeutin, die Rolle der Geschwister des sprachauffälligen Kindes und befasst sich mit der therapeutischen Technik des systemischen Fragens. Zudem zeigt sie Vorgehensschritte auf, die sich in der Praxis bewährten. Teil drei beinhaltet die Frage, wieweit erfolgreich erlebte Therapien in der Systemtherapie und in der Sprachbehindertenpädagogik thematisiert wurden. Da im empirischen Teil vier der Zusammenhang zwischen unbefriedigend erlebten Therapien und nicht eindeutig formulierten Aufträgen zur Sprache kommt, werden in Teil drei auf Grund persönlicher Praxiserfahrungen Variablen festgelegt, welche beim befriedigenden Erleben einer Therapie eine Rolle spielen. Die Autorin befasst sich in Teil vier in Form von Einzelfallstudien mit der Frage, wieweit ein Zusammenhang zwischen unbefriedigt erlebten Therapien und nicht eindeutig formulierten Aufträgen besteht. Für die Einzelfallstudien wurde folgendes Design gewählt: Die Versuchsleiterin suchte im Fachkreis der Sprachtherapeutinnen Personen, welche bereit waren, über unbefriedigend erlebte Sprachtherapien zu sprechen. Zudem sollten die Sprachtherapeutinnen die Eltern bitten, ebenfalls an der Befragung teilzunehmen. Es konnten sieben Interviewgruppen mit je einer Sprachtherapeutin und den Eltern des sprachauffälligen Kindes gebildet und befragt werden. In der Dissertation wird das Forschungsvorgehen vorgestellt. Es folgt anschließend eine Darstellung der Ergebnisse und die Interpretation der einzelnen Interviewgruppen sowie der gesamten Interviewgruppe. Zur Interpretation der Ergebnisse sei folgender Ausschnitt zitiert: „Wie die Gegenüberstellung der Erwartungen zeigte, kann die Sprachtherapeutin nämlich nicht davon ausgehen, dass sie dieselben Erwartungen wie die Eltern hat. Wünschenswert wäre, die unterschiedlichen Realitäten, die verschiedenen Wahrnehmungen der am therapeutischen System Beteiligten zu explorieren, indem die Sprachtherapeutin nach den Anliegen und Erwartungen fragt. Ziel ist, Unklarheiten und Widersprüche aufzudecken und einen gemeinsamen Auftrag zu formulieren. Dieser Prozess der Konsensfindung kann Missverständnissen und einem unbefriedigenden Erleben vorbeugen. Auftragsklärung kann in diesem Sinne als Prophylaxe verstanden werden. Die Einigung auf ein Ziel bietet der Sprachtherapeutin zudem eine Orientierungshilfe für die Planung und Durchführung ihrer Therapie. Auch können die Resultate besser überprüft und gegenüber den Eltern transparent gemacht werden (S. 207).“ Die Autorin propagiert auf Grund der empirischen Überprüfung die Auftragsklärung zu Therapiebeginn, bzw. die Auftragsüberprüfung während des Therapieverlaufs als erfolgsversprechenden Ansatz in der Sprachtherapie. Sie ist der Meinung, dass eine Schulung der Sprachtherapeutinnen wünschenswert ist. In Teil fünf zeigt sie auf, wie Auftragsklärung im sprachtherapeutischen Alltag aussehen kann. Sie stellt die verschiedenen Phasen einer Therapie vor und veranschaulicht diese mit Hilfe von drei Praxisbeispielen: einer Therapie, die auf Grund der Auftragsklärung nicht stattfindet, einer Therapie mit einem stotternden Kind, einer Therapie mit einem stammelnden Kind. Die Dissertation richtet sich an Sprachtherapeutinnen und an Fachleute im sonderpädagogischen oder psychologischen Bereich.
Introduction This study aims to investigate the changes and developments in mathematics curricula, which approved by the Ministry of Education for teaching mathematics during the period (1964-1999). It also aims at highlighting the feature of every period of development and to review the reasons that lead to such development. The study has the aim to answer the following questions: 1.What are the developments that the learning objectives of mathematics curricula in Jordan have witnessed during the period (1964-1999) ? 2.What are the developments that the mathematical content of mathematics curricula in Jordan have witnessed during the period (1964-1999) ? 3.What are the developments that the instruction methods of mathematics curricula in Jordan have witnessed during the period (1964-1999)? 4.What are the developments that the evaluation methods of mathematics curricula in Jordan have witnessed during the period (1964 –1999)? The first chapter of the study describes some facts about Jordan, the educational system, and instructional plans for teaching mathematics, which was approved by MOE during the period (1964-1999), the need for developing mathematics curricula, and statement and significance of the study with the questions mentioned above, and includes the limitation of the study. The second Chapter includes on a review of literature through display the international development of mathematics curriculum and relative studies, the development of mathematics education in Germany, and the development of mathematics curriculum and relative studies in the Arab World, especially in Jordan. Chapter three describes the methodology and procedures which are used: the analysis method, (analysis procedures of content mathematics curricula, analysis tool), and the interview: (sample, interview procedures, tool, and procedures of interview analysis). Chapter four: contains the findings of the study represented with the analysis results of mathematics curriculum according to the study questions, the results of content analysis of Mathematics curricula according to the “Principles and Standards for School Mathematics” which issued by NCTM, the response and opinion of interview sample to the items of a study tool (questionnaire). Chapter five: Include discussion of the findings and the results of the study according to the study question, and investigate the characteristics and the reasons behind the development witnessed by the curricula of mathematics in Jordan during the period (1964-1999). The main analysis results of mathematics curriculum which approved by MOE in Jordan, and the opinions of the interview sample are concentrated on discussion and investigation the development characteristics of learning objectives of teaching mathematics, mathematical content, instructional and evaluation methods of teaching mathematics, according to the “Principles and Standards for School Mathematics”, and through division the whole period into three sub-periods. The curriculum documents (in English translation), the NCTM standards, and other data with additional information – among other things the results of the interviews – are arranged as appendix 1 to appendix 10. This study is significant as being one of the rare attempts in Jordan to explore the development of mathematics curricula. The study is also unique in the length of the period it has chosen, 1964-1999. As such, it can be referred to as a historical source for the evolution of mathematics curricula in Jordan, so that scholars benefit from its analysis and historical documentation of the period of the development of these curricula. It is also beneficial to the writers of school textbooks since it provides a list of universal standards used to analyze the mathematical content of curricula. These are attached in a short section as “recommendations”.
Die Arbeit untersucht das Zeitbewusstsein von Grundschulkindern, das sich aus den drei Komponenten Zeitperspektive, Zeiterleben und Umgang mit Zeit zusammensetzt. Dazu werden in den ersten Kapiteln philosophische, soziologische, psychologische und pädagogische Zeittheorien vorgestellt und als Grundlage zur Erarbeitung eines Designs für eine qualitative Studie genutzt, in deren Mittelpunkt Leitfadeninterviews mit Schülerinnen und Schülern der dritten Jahrgangsstufe stehen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Analyse des erhobenen Datenmaterials. Mittels der empirisch begründeten Typenbildung werden sechs verschiedene Zeittypen gebildet – zeitorganisierende, zeiterfüllende, zeithedonistische, zeitgezerrte, zeitzerstörende und zeitopfernde Kinder – und diese sowohl prototypisch als auch idealtypisch beschrieben. Abschließend werden Möglichkeiten, Chancen und Grenzen einer neuen Zeitkultur in der Schule reflektiert und Konsequenzen aus der empirischen Untersuchung gezogen.
In der Arbeit wird ein kognitionspsychologisches Modell des Lernprozesses zum Erwerb des Teilchenmodells der Stoffe im Anfangsunterricht der Chemie vorgestellt. Nach einer Sichtung der Fachliteratur werden für den ersten Unterricht über das Teilchenmodell drei Phänomene des Verhaltens von Gasen ausgewählt, die durch das Verhalten ihrer (angenommenen) kleinsten Teilchen erklärt werden sollen. Das Ergebnis von formalen Aufgabenanalysen dieser drei Erklärungsaufgaben zeigt, welche Wissenselemente benötigt werden, um sie im Rahmen des Lehrplanwissens des Anfangsunterrichts zu lösen. Auf dem Hintergrund der Forschungsliteratur zu Alltagskonzepten und den Ergebnissen der Aufgabenanalyse wird ein analogiebasierter Lernprozess vorgeschlagen, mit dem das für Erklärungs- und Prognoseaufgaben notwendige Wissen über das Teilchenmodell erworben werden kann. Als unterrichtspraktische Konsequenz und als Hilfsmittel für empirische Untersuchungen wird ein computerbasiertes Konstruktionsprogramm vorgestellt, mit dem Schülerinnen und Schüler eigene dynamische Teilchenmodelle zur Erklärung einfacher Stoffphänomene modellieren können. Danach explorieren und überprüfen drei empirische Untersuchungen den analogiebasierten Erwerbsprozess bezüglich verschiedener Einflussfaktoren und bezüglich der Lernwirksamkeit der Konstruktionsumgebung. Nachfolgend wird eine kognitive Simulation des Lernprozesses und der Testaufgabenlösung der letzten empirischen Studie zur Erzeugung und dem Gebrauch von Analogien mit dem Modell ACME (Verbindung von Analogiequelle und -ziel, Holyoak & Thagard, 1989) und dem Modell ECHO (zur Generierung von Erklärungen mithilfe der gefundenen Analogien, Thagard, 1989) vorgestellt. Die Simulationsläufe auf dem Rechner können die prototypischen Lernverläufe dieser Untersuchung nachbilden. Zum Schluss wird das entwickelte Lernprozessmodell und seine Anwendung im Unterricht kritisch mit anderen fachdidaktischen Ansätzen zum Erlernen des Teilchenmodells verglichen.
The main research aim of this Ph-D thesis is to develop students�understanding of the nature of science on the background of Alexander von Humboldt's legacy for Grade 5 and Grade 6 classrooms in Baden-Württemberg schools. The Ph-D research questions are: 1.What conceptions do students of the age group 10-12 regarding the nature of science hold? 2.Does students� understanding of science change as a result of discovery-based science activities taken from Alexander von Humboldt� scientific observations during his expedition to Latin America between 1799-1804? If yes, in what way? This was done by: 1.Gathering background information about students� images of scientists and how they work. 2.Designing the most appropriate learning environment for improving their understanding of science. At the beginning of the intervention study, Humboldt�s life was used as a stimulus of student�s thoughts about science at. Students were put in the same situation of a scientist: posing a question about a theme of their interest, designing and realizing an experiment in order to satisfy their curiosity. By doing so, students� understandings of the construction of scientific knowledge would be improved. After a preliminary study between June and July 2002 at the Bammental Gymnasium, a case study took place from March till July 2003 at the Realschule Linkenheim for students of Grade 5. Students� epistemologies about science and scientists at the Realschule Linkenheim were collected by using the current trends in science education research: pre- and post-questionnaires, classroom observation, pre- and post- interviews, the Draw-A-Scientist-Task and portfolio work. This intervention study was realized in 26 school sessions and all the work sessions were also video taped. Students� views about their actual nature of science aspects were characterized and coded using a framework drawing on the following areas: characteristics of scientists, history of science and the epistemology about science and scientists. Finally, students were asked to write about their learning process by using portfolios. As to the recommendations: This study suggests that in order to develop some aspects of the nature of science, students need a free space at school to realize hands-on inquiry and a trained teacher who can translate to his students besides content knowledge, the nature of knowledge and the historical evolution of scientific knowledge.
Eine Folge der Industrialisierungs- und Modernisierungsprozesse ist nicht nur die gesellschaftliche „Erfindung“, Definition und Anerkennung einer besonderen Jugendzeit, sondern etwa seit dem 19. Jahrhundert auch zweifellos die kontinuierliche Ausweitung dieser Lebensphase. Dabei entstanden vor allem in den letzten hundert Jahren für diese Altersgruppe besondere soziale Räume, die sich im historischen Rückblick teils als relativ geschlossene, teils als eher offene Lebensbereiche darstellen. Jugendliche und Heranwachsende können und konnten sich hier nicht nur in quasi gesellschaftlicher Funktionalität oder in dezidiert pädagogischer Absicht entfalten und auf ihr nachfolgendes Erwachsenenleben vorbereiten, sondern auch – wenngleich mit unterschiedlichen gesellschaftlich-politischen Toleranzmargen – in vielfältiger Weise selbst gestaltend eigene soziale und kulturelle Mikrokosmen schaffen und pflegen.
In den Sozialwissenschaften wurden diese „eigenen Welten“ lange Zeit als jugendliche Teil- oder Subkulturen beschrieben, die nach der berühmten Umschreibung des amerikanischen Soziologen Robert R. Bell jeweils „ein relativ kohärentes System...innerhalb des Gesamtsystems unserer nationalen Kultur“ bilden: „Solche Subkulturen entwickeln strukturelle und funktionale Eigenheiten, die ihre Mitglieder in einem gewissen Grade von der übrigen Gesellschaft unterscheiden“ (Bell 1965, S. 83). Real existieren hiernach solche Teil- oder Subkulturen in den Peergruppen der Heranwachsenden mit ihren spezifischen Normen, Werten und Orientierungsmustern und erfüllen dort als Statuspassage zwischen Kindheit und den sozialen Rollenanforderungen der Erwachsenenwelt die gesellschaftliche Funktion einer letztlich integrativen Übergangsregulierung (Parsons 1942). Andererseits wurden diese Kulturen der Gleichaltrigen mit ihren typischen Verhaltensmustern und Symbolen, ihrer teilweise zwanghaften Gruppenkonformität und Opposition gegenüber den Erwartungen und Autoritäten der Erwachsenengesellschaft sowie einer (aus Erwachsenensicht) oft unrealistischen Verherrlichung emotional bedeutsamer Objekte (Parsons 1950) als gesellschaftlich riskante Problemzonen verstanden, die unter bestimmten Bedingungen dann auch mehr
oder weniger heftige Konflikte untereinander und zwischen den Generationen auszulösen in der Lage sind. Dementsprechend thematisierte Subkulturforschung bis etwa 1975 insbesondere die Ambivalenz zwischen jugendlicher
Integration in gesellschaftlich kompatiblen Teilkulturen und jugendlichem
Protest und Widerstand in partiell oder total gegenkulturellen Entwürfen. Methodologisch verstand sie sich dabei vor allem als „Ethnologie im eigenen Land“ bzw. als „intrakulturelle Erforschung des Fremden“ (Griese 2000, S. 39).
Aus heutiger Sicht sind diese Definitionsversuche und die daraus resultierenden Forschungsperspektiven insofern ungenügend, als jugendliches Verhalten weder damals noch gegenwärtig sich empirisch als homogen erweist. Es muss nicht nur in komplexer Abhängigkeit von differenzierenden Variablen wie Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft, Schulbildung, Berufswahl usw. betrachtet werden, sondern auch unter den Aspekten ökonomischer und politischer Rückkopplungen. In vielfältiger Weise sind ja de facto Jugendliche und Heranwachsende durch Ausbildung und Lernen wirtschaftlich und sozial abhängig, d. h. auch weitgehend über Familien- und Bildungssystem existentiell in der Gesamtgesellschaft verortet, so dass sich
kulturelle Kreativitäten und Identitäten primär im Freizeitbereich entfalten (können). Die tatsächliche strukturbildende Bedeutung bestimmter Merkmalszusammenhänge erscheint somit keineswegs eindeutig geklärt und das etwas unscharfe Konzept der Teilkultur oder die Fixierung jugendsoziologischen Denkens auf die Idee gesonderter Subkulturen erweist sich als zu sehr mit der Gefahr einer vorschnellen Generalisierung verbunden (Henecka 1973, S. 102). Hinzu kommt, dass nicht nur zunehmend der intergesellschaftliche Charakter jugendlicher Mikrokosmen und deren kulturindustrielle und massenmediale Abhängigkeiten offenkundig wurde, sondern auch die alltagspraktische Bedeutung dieser Bezugssysteme und -gruppen sich für die Jugendlichen selbst immer variantenreicher gestaltete und nicht zuletzt auch unter dem Aspekt subjektiver Zurechnung Jugendlicher zu verschiedenen, teilweise sogar ineinander übergehender Gruppen, Szenen oder Stilen sich offener und vielfach unverbindlicher entwickelte.
Offensichtlich sind in den letzten Jahrzehnten für Jugendliche und Heranwachsende plurale und den Beobachter in ihrer Unübersichtlichkeit häufig verwirrende Kommunikations- und Handlungsfelder entstanden, so dass es nahe lag, diese eigentlich stets aktuelle Thematik als Gegenstand des alljährlich im Wintersemester an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg stattfindenden fächerübergreifenden Heidelberger Dienstagsseminars zu wählen. Unter dem Titel „Jugendkulturen“ wurde deshalb im Wintersemester 2003/04 Heidelberger Studierenden aber auch der interessierten Öffentlichkeit eine interdisziplinare Ringvorlesung angeboten, deren zentrale Vorträge in dem vorliegenden Band versammelt sind. Die öffentliche Ringvorlesung fand in Kooperation mit dem Erziehungswissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg und dem Verband der Badischen Sportjugend Karlsruhe statt und wurde von hochschulinternen und -externen Experten bestritten.
Dass es sich beim Erwerb der geschriebenen Sprache um Lernprozesse handelt, bei denen der eigenaktiven Aneignung eine besondere Bedeutung zukommt, kann in der Sprachdidaktik als weithin geteilte Einsicht gelten. Kinder, die Lesen und Schreiben lernen, gehen auf eine intensivierte Suche nach Strukturen, nach Invarianzen auf dem für sie neuen Gegenstandsfeld der Schrift. Sie konstruieren bei ihren Lese- und Schreibversuchen subjektive, hypothetische Wissensbestände über Funktion und Strukturmerkmale der geschriebenen Sprache und nutzen sie für ihre eigenen Strategien zur Problemlösung beim Lesen und Schreiben. Dabei lässt sich beobachten, dass ihre Strategien im Erwerbsverlauf trotz individueller Varianz charakteristischen Mustern folgen, die in Stufenmodellen des Schriftspracherwerbs formuliert werden konnten (vgl. z.B. Frith 1985 und 1986, Eichler 1992, Brügelmann/Brinkmann 1994, Dehn 1994, Günther 1995, Valtin 2000, Scheerer-Neumann 2003). Die Herausbildung solcher Erwerbsmuster, die zu einem erheblicher Teil unabhängig von bestimmten Unterrichtsmethoden erfolgen kann, ist vor einem doppelten Hintergrund zu sehen. Einmal ist dies die Sachstruktur des Lerngegenstandes, also des Schriftsystems einer Sprache, dann sind es die Charakteristika der gegenstandsbezogenen (hier also sprachbezogenen) Lernprozesse.
Aus dieser Sachlage ergibt sich für die Fachdidaktik ein zweifaches Interesse. Sie fragt aus der Erwerbsperspektive heraus nach Strukturmerkmalen des Gegenstandsfeldes der geschriebenen Sprache und sie fragt nach den Aneignungsweisen der Lernenden in ihrer jeweiligen spezifischen Ausprägung. Tragfähige Antworten auf diese beiden Fragen sind eine notwendige Voraussetzung, um adäquate didaktische Modellbildungen zu ermöglichen und Lernende zu unterstützen.
Die Orientierung am Erwerbsgedanken ist für die im vorliegenden Band zusammengestellten Beiträge gemeinsame Gesprächsgrundlage. Dabei wird die Fruchtbarkeit des Gedankens weit über den Schriftspracherwerb im engeren Sinn hinaus deutlich. Der thematische Bogen reicht vom Phantasiespiel der Kinder im Vorschulalter über den schulischen Schriftspracherwerb und seine sachstrukturelle Fundierung bis zum Rechtschreiben und zum Formulieren auf der Sekundarstufe sowie zur Herausbildung der Kompetenzzum wissenschaftlichen Schreiben im Studium.
Zur Zeit sind Bestrebungen aktuell, Kindergartenkinder in dem Bereich Naturwissenschaften zu fördern. Die Jungen und Mädchen sind in diesem Alter in der Lage, selbständig zu erkunden, zu forschen und zu erklären. Dieser Drang kann durch frei zugängliche interaktive Experimentier-Stationen wesentlich gefördert werden. In dem Projekt „Versuch macht klug“ an Hamburger Kitas erfolgte die Entwicklung und Evaluation solcher Experimentierstationen. Der vorliegende Bericht beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern man von „Lernen“ sprechen kann, wenn sich Vorschulkinder mit solchen interaktiven Stationen auseinandersetzen. Der Autor benutzt dabei die in Science Centern erprobte Methode zur Ermittlung „Tiefe des Lernens“. Die Beobachtungen erfolgten mit Hilfe der Videographie und ermöglichte eine kategoriegeleitete Untersuchung an einer exemplarischen Station. Die Auswertung zeigt, wie erfolgreich die Kinder an der Station arbeiten und welche äußeren Bedingungen darauf Einfluss haben können.
Die Arbeit bietet zunächst eine Aufarbeitung des theoretischen Hintergrundes der Spracherwerbsstörung und setzt sich dabei mit Fragen des ungestörten und gestörten Grammatikerwerbs, der Ätiologie, der Persistenz von Spracherwerbsstörungen, der Therapieeffektivität und der Diagnostik auseinander. Im Mittelpunkt steht dann die Darstellung einer Therapieeffektivitätsstudie, die den therapie- und unterrichtsdidaktischen Ansatz der "Kontextoptimierung" in der Kleingruppentherapie sowie im therapieintegrierten Unterricht an 6 Schulen für Sprachbehinderte (Klassenstufe 3 und 4) evaluiert. Das Ziel der Intervention lag dabei in der Förderung des Nebensatzerwerbs. Für die Erhebung des jeweils erreichten Erwerbsstands komplexer syntaktischer Fähigkeiten wurde ein in der Arbeit dokumentiertes Diagnostikverfahren (Screening im Klassenverband und umfassenderes Material für die Einzelüberprüfung) entwickelt. Die durchgeführte Intervention wird anhand praktischer Beispiele konkretisiert. Der Therapieerfolg wurde zu zwei Zeitpunkten (Posttest I: unmittelbar nach der Intervention; Postest II: nach einer interventionsfreien Phase 3 Monate nach Therapieabschluss) erhoben. Die Auswertung erfolgte sowohl gruppenbezogen als auch einzelfallbezogen und vergleicht jeweils - den Ausgangsstand und den nach der Förderung erreichten Stand des Nebensatzerwerbs, - die auf den Nebensatz bezogenen sprachlichen Leistungen in der Experimentalgruppen und einer Kontrollgruppe sowie - den Einfluss unterschiedlicher Faktoren (u. a. Alter, Mehrsprachigkeit, auditive Verarbeitungsfähigkeiten) auf den Therapieerfolg. Ergänzend wurde eine Pilotstudie in die Untersuchung integriert, in der die Weiterentwicklung grammatischer Fähigkeiten in einem (auf das spezielle Ziel des Nebensatzwerwerbs bezogen)interventionsfreien Zeitraum bei spracherwerbsgestörten Kindern überprüft wurde, die in der Eingangsuntersuchung der Produktion von Nebensätzen bereits einen Korrektheitsgrad von mindestens 60% erreicht hatten.
Schülerinnen und Schüler mit schweren und mehrfachen Behinderungen sind in allen Lebensbereichen auf umfassende Unterstützung angewiesen. Für die schulische Bildung ergibt sich daraus die Notwendigkeit der Kooperation verschiedener Berufsgruppen (z.B. Pädagogen, Therapeuten, Pflegekräften). Dennoch wurde bislang nicht umfassend untersucht, wie sich die interprofessionelle Zusammenarbeit in diesem Arbeitsfeld gestaltet. Die übergeordnete Fragestellung der vorliegenden Arbeit, lässt sich - abgeleitet aus der psychologischen und (sonder-)pädagogischen Literatur zur Teamarbeit - in die Untersuchungsschwerpunkte Planung und Konzeption der Kooperation, Unterschiede zwischen den Berufsgruppen und die konkrete Zusammenarbeit gliedern. Die konkreten Fragestellungen in diesen Schwerpunkten werden durch verschiedene methodische Zugänge bearbeitet. Da die Untersuchung an das Forschungsprojekt BiSB (Bildungsrealität von Kindern und Jugendlichen mit schweren und mehrfachen Behinderungen) der Pädagogischen Hochschule Heidelberg angegliedert ist, kann dabei auf die umfangreichen Methoden des Projekts zurückgegriffen werden: Zum einen auf eine flächendeckende, mehrperspektivische Fragebogenerhebung in Baden-Württemberg, zum anderen auf sechs videobasierte, einwöchige Einzelfallstudien sowie auf das Teamklima-Inventar (TKI). Die Ergebnisse der Fragebogenerhebung zeigen u.a., dass interprofessionelle Teamarbeit nicht an allen Schulen konzeptionell verankert ist und dass Teamsitzungen nur bei ca. einem Drittel der untersuchten Schulen regelmäßig wöchentlich stattfinden. Außerdem wird deutlich, dass sich die Berufsgruppen - wie erwartet - hinsichtlich ihrer Voraussetzungen, ihrer Kenntnisse und Einstellungen voneinander unterscheiden. Die Untersuchung der konkreten Zusammenarbeit durch die Befragung (also durch Einschätzungen) und durch Videoanalysen zeigt, dass die Aufgabenverteilung und der Kompetenztransfer in den verschiedenen Teams sehr unterschiedlich geregelt sind und dass es hinsichtlich der Nutzung der Personalressourcen Qualifikations- und Verbesserungsbedarf gibt. Abschließend werden Implikationen für die Teammitglieder, die Schulleitungen und die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften abgeleitet.
Seit dem Jahr 2000 läuft an der Pädagogischen Hochschule unter der Leitung von Prof. Theo Klauß und Prof. Wolfgang Lamers ein von der Hochschule gefördertes sehr umfangreiches Projekt in dem die "Bildungsrealität von Kindern und Jugendlichen mit schweren und mehrfachen Behinderungen (BISB)" untersucht wird. Das Projekt bezieht sich auf die Forderung von Johan COMENIUS (1592-1670): Alle Kinder alles auf allumfassende Weise zu lehren (Omnes Omnia Omnina Docere). Kinder mit geistigen Behinderungen gehen in Deutschland erst seit den späten 60-er Jahren in die Schule, Kinder mit schweren und mehrfachen Behinderungen wurden erst seit 1979 in die Sonderschulen aufgenommen. In vielen Ländern gibt es bis heute für sie kein Recht auf Bildung. In den Schulen existieren vielfältige Varianten, diese Schüler zu unterrichten, dennoch herrscht offenbar Unsicherheit, ob dies ihnen wirklich entspricht. Es wurde bislang nicht umfassend untersucht, wie sich ihr Schulalltag gestaltet, wer mit ihnen arbeitet, wie die Rahmenbedingungen sind und wie die Kooperation gelingt. Diesen Fragen wurde im Projekt BiSB durch ein mehrperspektivisches Design nachgegangen, indem zu jeweils zwei Schülern aus allen in Frage kommenden Schulen Baden-Württembergs alle Teammitglieder und die Eltern befragt wurden. Auf diese Weise können gleichzeitig Unterschiede in Bezug auf Qualifikationen, Einstellungen und Sichtweisen zwischen den Berufsgruppen festgestellt werden (vgl. Janz 2006). Die Beteiligung der Schulen war mit 96% (109 von 114 Schulen)ausgesprochen hoch. Insbesondere wurden Daten zu folgenden Bereichen erhoben: - Beeinträchtigungen und Hilfebedarf (entsprechend ICF) - Qualifikationen der Teammitglieder - Kenntnis und Anwendung verschiedener pädagogischer Konzepte - Rahmenbedingungen - Einstellungen und Haltungen der Teammitglieder - Klassenzusammensetzung - Hilfsmittelausstattung - Kooperation mit Eltern Die Ergebnisse des hier vorgestellten ersten Projektteils zeigen, dass die Kinder gut in die Schulen integriert sind und sich nach Meinung ihrer Eltern, Lehrer und Therapeuten wohlfühlen. Der pflegerische Standard ist gut und die Kooperation mit den Eltern findet in ausgeprägter Form statt. Denoch sehen die Teammitglieder auch Verbesserungsbedarf. Es gibt Unsicherheiten, ob das Angebot diesen Kindern tatsächlich entspricht, ob eine Beschulung in homogenen oder heterogenen Klassen sinnvoller ist, bzw. ob die Einzelförderung stärkeres Gewicht erhalten sollte. Der Bericht gibt einen umfassenden Überblick über die Vielzahl an Ergebnissen zu den oben angeführten Themenbereichen.
Die hier vorgelegte Untersuchung verfolgt die Absicht, die Bedingungen, unter denen sich die literarische Sozialisation im ‚Bildungskeller’ vollzieht, am Beispiel von Schülerinnen und Schülern der Förderschule näher auszuleuchten. Drei Problemzusammenhänge – der Verlauf der Medien- und Lesesozialisation, die Erfahrungen mit Literatur, die Kompetenzen zur literarischen Rezeption – markieren die zentralen Forschungsanliegen der Arbeit. Die theoretisch ausgerichteten Kapitel der Untersuchung erörtern Fragestellungen der Lesesozialisationsforschung und des Literaturunterrichts an Förderschulen, der Forschungsmethodologie und der Entwicklung des literarischen Verstehens. In den Teilen der Arbeit, die der Darstellung und Auswertung empirisch erhobener Daten dienen, rücken die Perspektive und die Kompetenzen der SchülerInnen in den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses: Zum einen werden mittels einer Befragung erhobene Befunde zur schulischen und außerschulischen Medien- und Lesesozialisation dargelegt, zum anderen werden Schülerarbeiten vorgestellt und im Hinblick auf literarische Verstehensleistungen analysiert. Durch die gewählte Vorgehensweise wird vielfältiges Material gewonnen, das eine Annäherung an den Themenkomplex ‚Literaturerwerb im Bildungskeller’ aus unterschiedlichen Blickwinkeln erlaubt. Anhand einschlägiger Ergebnisse der Lesesozialisationsforschung sowie der Analyse didaktisch-methodischer Vorschläge zum Literaturunterricht in der Sonderschule werden zunächst die Perspektiven der Leseforschung und der sonderpädagogischen Didaktik eruiert. Die Selbstaussagen der befragten Jugendlichen wiederum erlauben eine Problematisierung, Ergänzung und Modifikation dieser Befunde und Sichtweisen. Aus der Zusammenschau dieser unterschiedlichen Aspekte kristallisiert sich ein beträchtliches Spannungsverhältnis zwischen den Erkenntnissen der empirischen Lesesozialisationsforschung und der literaturdidaktischen Theoriebildung auf der einen Seite sowie der sonderpädagogischen Didaktik und Unterrichtspraxis auf der anderen Seite heraus. Schlüssig lässt sich daraus die Notwendigkeit einer Neuakzentuierung des Literaturunterrichts herleiten. Mit den im Rahmen der Unterrichtsforschung gewonnenen Erkenntnissen steht ein Baustein bereit, der erste Hinweise auf eine mögliche Neukonzeption des sonderpädagogischen Literaturunterrichts gestattet – zeichnet sich doch in der Analyse der Rezeptionsprodukte ein Potenzial an literarischen Kompetenzen ab, das in bislang vorliegenden Vorschlägen zur Gestaltung des Literaturunterrichts an Förderschulen keine Beachtung findet.
Ziel der Arbeit ist, jugendliches Essverhalten für die Lebensbereiche Familie und Peergroup zu differenzieren. Dazu werden Bedeutungen des Essens aus der Perspektive der Jugendlichen im häuslichen und außerhäuslichen Bereich untersucht. Aus den Ergebnissen des Beitrags zur Zielgruppenanalyse werden Folgerungen für die schulischen Ernährungsbildung abgeleitet. Forschungsfragen: Lässt sich jugendliches Essverhalten von dem anderer Altersgruppen abgrenzen? Welchen Einfluss hat die Lebensphase Jugend auf die alltägliche Esskultur von Jugendlichen? Wie kann jugendliches Essverhalten hinsichtlich der Bedeutungen der Lebensbereiche Familie und Peergroup, der Familienmahlzeiten und des Körpers näher charakterisiert werden? Theoretische Verortung: Ausgehend von der Ernährungs- und Haushaltswissenschaft und ihrer Didaktik werden Erkenntnisse aus anderen Disziplinen, v. a. aus Bereichen der Ernährungs- und Jugendsoziologie, Entwicklungsbiologie und -psychologie herangezogen, um der Komplexität des Forschungsgegenstandes gerecht zu werden. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen prägen menschliches Handeln. Ohne diese außer Acht zu lassen, rücken der handelnde Mensch und die subjektive Bedeutungen in den Mittelpunkt der vorliegenden Forschungsarbeit, um der Interdependenz beider Perspektiven gerecht zu werden. Entsprechend wird der Forschungsgegenstand aus der Perspektive der Jugendlichen beleuchtet und mit kritischem Bezug auf Theorien zu gesellschaftlichen und soziokulturellen Rahmenbedingungen diskutiert. Vorgehen: Aus der Auswertung von Literatur und Studien, ergänzt durch eigene Beobachtungen und Interviews werden Hypothesen generiert, die einer ersten empirischen Prüfung in der „Jugendesskulturstudie 2001“ in Berlin unterzogen werden. Ergebnisse: Jugendliche konnten aufgrund des historischen Wandels eine altersgruppenspezifische Esskultur entwickeln. Jugendliches Essverhalten unterscheidet sich von dem anderer Altersgruppen aufgrund entwicklungsphasentypischer Brechungen und der jugendspezifischen Situation in Abhängigkeit des elterlichen Haushaltes. Zugleich sind sie auch Träger des Wandels der allgemeinen Esskultur und fungieren überdies vielfach als Trendsetter für die Veränderungen in der Esskultur.
Innovativ Schule entwickeln : Kompetenzen, Praxis und Visionen ; 7. Heidelberger Dienstagsseminar
(2006)
Der vorliegende Band ist aus einzelnen Beiträgen des 7. Heidelberger Dienstagsseminars mit dem Titel „Schule entwickeln ... Visionen, Strukturen, Prozesse, Kompetenzen“ entstanden. In Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg und der Schulverwaltung hat die Pädagogische Hochschule Heidelberg ein breites, umfassendes Veranstaltungsprogramm entwickelt, das aktuelle Ansätze der Schulentwicklung widerspiegelt. Eingeladen zur Veranstaltungsreihe waren in erster Linie Studierende der Pädagogischen Hochschule und der Universität Heidelberg, Kolleginnen und Kollegen, die im pädagogischen Feld tätig sind sowie die interessierte Öffentlichkeit. Ziel war es, über die drängenden Fragen im Bereich der Schulentwicklung miteinander ins Gespräch zu kommen und vielseitige Anregungen für das Leben und die Arbeit in Bildungseinrichtungen zu vermitteln.
Mit dem Titel Innovativ Schule entwickeln wollen wir deutlich machen, dass unser Bildungswesen in Bewegung geraten ist, Modernisierungen in Gang gekommen sind und dennoch weitere Entwicklungsschritte dringend anstehen. Innovative Konzepte liegen dazu vor. Sie orientieren sich an der Idee des Prozesses vom lebenslangen Lernen und weitergehend in der Perspektive, die Beteiligten aktiv in die Konzepte und in die Realisation einzubeziehen. Welche Chance die Referenten für die Schule und unser Bildungssystem sehen, werden in den einzelnen Beiträgen dargelegt.
Die neuen Ansätze für Schulentwicklung gehen in Richtung einer erweiterten Selbständigkeit der Einzelschule, die gewährleisten soll, daß in Schulen nicht nur anders und anderes gelernt wird, sondern dass sie darüber hinaus in die Lage versetzt werden, sich selbst zu verändern. Wenn in Projektteams ein Schulprogramm entwickelt, Zielvereinbarungen getroffen und neue Unterrichtsformen entwickelt werden sollen, fordert dies von den Lehrern die grundsätzliche Bereitschaft zu Zusammenarbeit und Austausch. Damit üben die neuen Aufgaben, die die bisherigen Grenzen von Klasse und Fach überschreiten, einen deutlichen Druck auf die traditionelle Verfasstheit der Lehrerrolle aus. Gerade der bisherige, aus der Isolation am Arbeitsplatz resultierende Lehrerindividualismus, stellt jedoch ein entscheidendes Hemmnis für die weitere Professionalisierung der Berufsgruppe dar. Um die aus der Berufsgruppe selbst erwachsende Form von Professionalität zu entwickeln, beschreiben Schulforscher die neue Lernrichtung dahingehend, dass die individuelle Autonomie durch kommunikative Vernetzung ergänzt werden muss. Ob die Kommunikationsstruktur in Schulen sich durch ein Training in systemisch-konstruktivistischer Gesprächsführung verbessern lässt, ist von daher das zentrale Thema der vorliegenden Arbeit.
Die Reformen im Bildungswesen der Bundesrepublik Deutschland haben den naturwissenschaftlichen Unterricht sehr betont in das öffentliche Bewusstsein geraten lassen. Es wurde die Frage aufgeworfen, was das Ergebnis der unterrichtlichen Bemühungen zum Aufbau des Verstehens der Naturwissenschaften ist, welchen Stellenwert wir einer naturwissenschaftlichen Bildung in der Gesellschaft beimessen sollten, welche Probleme für Schülerinnen und Schüler beim Lernen der Naturwissenschaften bestehen und welche Perspektiven sich für eine Weiterentwicklung im naturwissenschaftlichen Unterricht abzeichnen. Im Rahmen der an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg bestehenden Reihe der Dienstagsseminare wurden diese und weitere Fragen auf der Grundlage von Beiträgen unterschiedlicher namhafter wissenschaftlicher Disziplinen ausgiebig diskutiert. Dies geschah, um den Zusammenhang zwischen den Naturwissenschaften und den Geisteswissenschaften zu klären, ganz konkret auf der fachdidaktischen Ebene von
Biologie, Chemie und Physik zur Frage, was im Klassenraum auf verschiedenen Altersstufen angeboten werden sollte und ebenso auf der Ebene der Lehrerbildung in Bezug auf die Ausbildungskonzeptionen für angemessen vorbereitete Lehrkräfte.
Die in diesem Band zusammengetragenen Aufsätze stellen einen Querschnitt von grundlegenden, aber auch spezifischen und differenzierten Überlegungen zu solchen Fragen dar.
Das Werk beschreibt ein Forschungsprojekt, das im Auftrag der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung im Zeitraum von 2001 bis 2005 in der Rhein-Neckar-Region durchgeführt wurde. Es handelt sich um einen systemischen Forschungs- und Entwicklungsansatz, mit dem die unterrichtlichen Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Forderung Selbstgesteuerten Lernens der Schüler verändert wurden und die Auswirkungen dieser Maßnahmen durch die integrierte Begleitforschung evaluiert wurden. Die theoretischen und praktischen Überlegungen des Vorhabens basierten auf dem Konzept der „Professional Development School“, das sich durch eine enge Verbindung von Lehrerbildung, Forschung und Entwicklung mit der Zielstellung auszeichnet, die Qualität von Unterricht zu verbessern.