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In der vorliegenden Dissertationsschrift wird die Entwicklung einer adaptiven Lehrkompetenz im Umgang mit Heterogenität von Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern in drei Studien untersucht. Adaptive Lehrkompetenz wird als eine Kompetenz latent modelliert, welche die beiden Facetten Handlungs- und Planungskompetenz beinhaltet.
In der ersten Studie werden durch eine längsschnittliche Messung eine theoretisch konzeptualisierte Entwicklung adaptiver Handlungskompetenz innerhalb des Vorbereitungsdienstes empirisch geprüft (χ² (N = 148, df = 52) = 58.557, p = .247, χ²/df = 1.126, CFI = 0.960, RMSEA = .029) und intra-individuelle Entwicklungsverläufe abgebildet (aHK_1 = .678, p = .003; diff_aHK = .229, p = .106). Auf Basis dieser Datengrundlage werden in der zweiten Studie Hintergrundfaktoren (Lernen aus Fehlern, Fachliches und Pädagogisches Interesse als Berufswahlmotiv) der genannten Kompetenzfacette untersucht. Darüber hinaus wird in der dritten Studie ein Instrument zur Erfassung von Planungskompetenz in schriftlichen Unterrichtsentwürfen von angehenden Lehrkräften entwickelt und validiert (χ² (N = 82, df = 34) = 36.077, p = .371, χ²/df = 1.061, CFI = 0.953, RMSEA = .027, WRMR = 0.755), um eine postulierte adaptive Planungskompetenz innerhalb der Stichprobe quantifizieren zu können. Auf Basis des vorliegenden Datenmaterials wird das theoretisch postulierte Kompetenzmodell empirisch geprüft (χ² (N = 148, df = 73) = 76.081, p = .379, χ²/df = 1.042, CFI = 0.982, RMSEA = .017) und ein Zusammenhangmaß zwischen den beiden Kompetenzfacetten adaptive Handlungs- und Planungskompetenz identifiziert.
Die Befunde aus den Studien geben Aufschluss über den Entwicklungsprozess einer adaptiven Lehrkompetenz im Vorbereitungsdienst und tragen zu einer evidenzbasierten Lehrerbildung in der Zweiten Phase bei.
Zusammenfassung
Die Evidenzbasierte Praxis (EBP) wird beschrieben als der gewissenhafte, ausdrückliche und umsichtige Gebrauch aktuell verfügbarer Wirksamkeitsnachweise für die therapeutische Entscheidung in der Behandlung eines individuellen Patienten (vgl. Sackett et al. 1996). Die Entwicklung der Evidenzbasierten Praxis lässt sich unter anderem auf eine kanadische Ärztegruppe zurückführen, die den Begriff der evidence based medicine in einem Buch das erste Mal gebrauchte (vgl. Guyatt et al. 1992). Seitdem wird das Vorgehen diskutiert und findet über die Ärzteschaft hinaus auch in anderen Gesundheitsberufen ihre Anwendung. Sackett et al. (1996) beschreiben die Evidenzbasierte Praxis als ein 5-Schritte-Modell:
1) Formulierung einer klinischen Frage, 2) Literaturrecherche zum Auffinden der bestmöglichen Evidenz, 3) Bewertung der Evidenzen, 4) Integration der Evidenzen in die therapeutische Entscheidung, 5) Evaluation des eigenen Handelns. Durch die Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse bei der Auswahl therapeutischer Interventionen, bildet die EBP eine Brücke zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und klinischer Praxis. Durch diesen Wissenstransfer trägt die Evidenzbasierte Praxis zu einer Weiterentwicklung des einzelnen Therapeuten, aber auch der gesamten Profession bei.
Die vorliegende Arbeit erörtert die Frage, in wieweit der Gedanke der EBP in der Sprachtherapie in Deutschland als eine Form der therapeutischen Entscheidungsfindung verbreitet ist. Dafür findet sich der Begriff der Dissemination abgeleitet vom lateinischen disseminare (= aussäen). Dissemination beschreibt die flächendeckende Umsetzung einer Idee oder in der Wissenschaft gleichsam die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen. Obwohl Einigkeit darüber besteht, dass die Evidenzbasierte Praxis bedeutsam für die therapeutische Versorgung von Menschen ist, wird die Umsetzbarkeit rege diskutiert. Die Herausforderung besteht darin, Maßnahmen zu entwickeln, die es erlauben, das evidenzbasierte Vorgehen routinemäßig in die Behandlung von Menschen mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen zu integrieren. Barrieren, wie fehlende zeitliche Ressourcen oder der Mangel an qualitativ hochwertigen Forschungsergebnissen in der Sprachtherapie, verhindern aktuell eine flächendeckende Umsetzung. Auch die nicht ausreichenden Kompetenzen zur Anwendung der EBP werden als ein Hindernis angesehen.
Die Ausbildung von Sprachtherapeuten bietet daher eine Möglichkeit, die Evidenzbasierte Praxis als eine grundlegende Form der therapeutischen Entscheidungsfindung zu vermitteln. Exemplarisch wurde, basierend auf Erkenntnissen aus internationalen Curricula zur EBP, ein Blended-Learning Seminar „Evidenzbasierte Praxis üben“ für Fach- und Hochschulen der Logopädie entwickelt und evaluiert. Blended-Learning ist eine Kombination aus E-Learning Komponenten und Präsenzlehre (vgl. Meier 2006). Das Seminar besteht aus zwei E-Learning Phasen, die durch eine Auftakt-, eine Zwischenpräsenz- und eine Abschlussveranstaltung begleitet werden und insgesamt zehn Wochen umfasst. Der E-Learning Teil der Veranstaltung wurde mithilfe der Lernplattform „moodle“ umgesetzt. Das gesamte Seminar orientiert sich an der Methode des fallbasierten Lernens und leitet die Teilnehmer anhand eines fiktiven Falls durch die einzelnen Schritte der EBP.
Die Evaluation des Grundlagenseminars „Evidenzbasierte Praxis üben“ wurde an zwei Fach- und einer Hochschule mit 56 Teilnehmern durchgeführt. Die Daten von insgesamt
39 Studierenden, die am Vor- und Nachtest teilnahmen, konnten in die Auswertung der Ergebnisse einfließen (Hochschule: N = 17; Fachschulen: N = 22). Vor allem aufgrund einer geringeren Teilnahme an der Abschlussveranstaltung kam es zu den insgesamt 17 Drop-Outs. Eine grundlegende Frage innerhalb des Evaluationsprojektes war, welche Erhebungsmethoden zum Erfassen des Wissens zur Evidenzbasierten Praxis genutzt werden können. Der standardisierte Fresno-Test (vgl. Ramos, Schafer und Tracz 2003) wurde als ein mögliches Verfahren identifiziert und für das vorliegende Projekt modifiziert. Der daraus entstandene für die Sprachtherapeuten adaptierte Test weist keine zufriedenstellende Güte auf, so dass die Ergebnisse nur unter Vorbehalt interpretiert werden dürfen. Für zukünftige Projekte wird es notwendig sein, ein standardisiertes Verfahren zur Erfassung von Kompetenzen der EBP für Sprachtherapeuten zu entwickeln und zu erproben. Neben dem modifizierten Fresno-Test wurden das Berliner Evaluationsinstrument für selbsteingeschätzte, studentische Kompetenzen (BEvaKomp, vgl. Braun et al. 2008), ein Fragebogen zur Erfassung der Einstellung zur EBP vor und nach dem Seminar (vgl. McAllister et al. 1999), sowie ein Fragebogen zur Einschätzung der Qualität des Seminars (vgl. Kreidl 2011) eingesetzt. Der tatsächliche Workload der Studierenden wurde orientierend mithilfe von Logfiles und der Anzahl bearbeiteter Aktivitäten innerhalb des E-Learning Portals erfasst. Das Seminar konnte den Teilnehmern (N = 39) einen Einstieg in das Thema EBP bieten und führte zu einem signifikanten Wissenszuwachs (p < ,001), wobei die Studierenden auch im Nachtest gerade mal 37% der Gesamtpunktwerte des Fresno-Tests erreichten. Die Studierenden der Hochschule starteten mit einem signifikanten Wissensvorsprung (p < ,001), erzielten im Nachtest jedoch die gleichen Ergebnisse wie die Teilnehmer der Fachschule.
Aufgrund des Blended-Learning Formats mit hohem E-Learning Anteil war der tatsächliche Workload der Studierenden geringer als intendiert. Die Studierenden bearbeiteten im Durchschnitt gerade einmal 30% der angebotenen Aktivitäten. Auch während der Präsenzveranstaltungen kam es zum letzten Zeitpunkt zu einer hohen Fluktuation. Da die Studierenden eine Selbststudiumsaufgabe zur Vorbereitung der Abschlussveranstaltung nicht ausführten, konnte das Seminar nicht wie geplant durchgeführt werden. Die Studierenden bewerteten die Gestaltung des Seminars durchweg positiv, gaben in den freien Antworten des Fragebogens den Zeitmangel als einen Grund für den geringen Lerneinsatz an. Die Einstellung zur EBP erwies sich sowohl vor, als auch nach dem Seminar als durchweg positiv. Eine Entwicklung über die Zeit zeigte sich dahingehend, dass die Studierenden mögliche Barrieren in der Umsetzung des evidenzbasierten Handelns im klinischen Alltag, beispielsweise der Zugang zu qualitativ hochwertigen Studien, nach dem Seminar realistischer einschätzten.
Die vorliegende Arbeit bietet einen Überblick über die Bedeutung der Evidenzbasierten Praxis für die Sprachtherapie, wobei der Schwerpunkt auf der Implementierung der EBP in den Ausbildungskontext von Sprachtherapeuten liegt. Sie bietet eine Basis, um weitere Maßnahmen abzuleiten, die Dissemination der Evidenzbasierten Praxis in der Sprachtherapie voranzutreiben. Neben der Aufbereitung externer Evidenzen für die zeitökonomische Anwendung der EBP in der klinischen Praxis, müssen niedrigschwellige Zugänge zu diesen Ressourcen geschaffen werden. Die Weiterentwicklung von Schulungsangebote zur Evidenzbasierten Praxis in der Sprachtherapie bildet daneben eine Aufgabe der Lehr- und Lernforschung. Zur Evaluation dieser Programme müssen standardisierte Instrumente etabliert werden (vgl. Dawes et al. 2005). Insgesamt als hilfreich zu bewerten, ist die durchweg positive Einstellung der Studierenden gegenüber der Evidenzbasierten Praxis. Auf dieser Grundlage sollte die EBP standardmäßig Einzug in die Curricula der Ausbildung von Sprachtherapeuten erhalten.
Hintergrund: Der Schlaganfall ist eine der Erkrankungen, die weltweit die höchste Sterblichkeit oder
dauerhaft schwere Behinderungen verursacht. Eine resultierende Hemiparese kann die Ausübung der Aktivitäten des täglichen Lebens und die Partizipation am gesellschaftlichen Leben erschweren. Die Spiegeltherapie wurde erstmals vor circa 25 Jahren für den Einsatz bei Hemiparese nach einem Schlaganfall beschrieben. Ein erstes systematisches Review mit Meta-Analyse wurde hierzu im Jahr 2012 veröffentlicht. Der Effekt einer zusätzlichen Spiegeltherapie auf die motorische Funktion konnte belegt werden. Allerdings wurde die exakte Durchführung der Spiegeltherapie nicht konsequent beschrieben und ist über die Studien hinweg nicht einheitlich.
Methode: Zunächst wurde eine aktualisierende Darstellung der bestehenden Evidenz zum Einsatz
der Spiegeltherapie im Hinblick auf die Verbesserung der Bewegungsfähigkeit nach einem Schlaganfall anhand eines systematischen Reviews mit Meta-Analyse durchgeführt. Mittels dieser Evidenz wurden nachfolgend die Gestaltungsvarianten der Spiegeltherapie für die obere Extremität quantitativ analysiert. Im Weiteren wurde ein Handbuch für Anwender*innen zur standardisierten Durchführung und Dokumentation der Spiegeltherapie bei Parese der oberen Extremität zur Verbesserung der Bewegungsfähigkeit erarbeitet. Dieses beruhte auf der Optimierung eines Therapieprotokolls, welcher eine Evaluation der Vorversion vorausgegangen war.
Ergebnisse: Die aktuelle Evidenz zeigte statistisch signifikante Effekte der Spiegeltherapie auf die
Bewegungsfähigkeit als zusätzliche Anwendung. Ein Einfluss der Gestaltungsvarianten auf den Effekt
der Bewegungsfähigkeit der oberen Extremität konnte aufgezeigt werden. Es zeigten sich größere statistisch signifikante Effekte, wenn die Spiegeltherapie mit einem großen Spiegel, unilateral und ohne den Einsatz von Objekten durchgeführt wurde. Das BeST – Berliner Spiegeltherapieprotokoll folgt einer standardisierten Durchführung und Dokumentation. Es integriert die drei Gestaltungsparameter und die Grundprinzipien motorischen Lernens.
Diskussion: Es wurde eine hohe Heterogenität festgestellt. Weitere Untersuchungen sollten daher die profitierende Studienpopulation, das Therapiesetting und die Therapiedurchführung in den Fokus setzen. Darüber hinaus werden Studien benötigt, die die Spiegeltherapie, routinemäßig angewendeten Therapiekonzepten gegenüberstellen. Die Standardisierung bietet Raum für weitere Entwicklungen, zum Beispiel im Bereich von Eigentrainings oder von technischen Lösungen.
The term “disability“ seems to sum up a rather semantically fuzzy form of denotation and a huge amount of possible connotations. While researching the term “severe multiple disabilities”, an observer may conclude, that this form of semantical fuzziness continues into the conceptual world of this special kind of subcategory. Studying the group of people eligible for organizations called “Förder- und Betreuungsbereich”, abbreviated with “FuB”, or “day activity centers” this fuzziness shows up again. This linguistic phenomenon seems to be reflected once more in the variety of activities offered by these institutions. Popping up currently this semantical fuzziness seems to be less random than much more functional especially for this kind of organization. Since 10/09/2020 a new sort of activity has to be offered to people addressable by “FuBs” or “day activity centers”: According to law, eligible people have to be offered work-related activities by the organizational staff. The more deeply an observer deals with this phenomenon, the more he gets the impression, that there seems to be an inevitable connection between this special kind of semantically generated imagination and human interaction. Bringing together semantical and syntactical analysis and the research question concerning the social function of “FuBs” or “day activity centers”, sociological system theory offers not only the necessary theoretical complexity but also the tool called “functional analysis” to undergo this scientific challenge. System theory has been updated by Fuchs: Now an observer can consider social systems as distributors of opportunities for meaning-orientated interpretations and psychological systems, that can read and interpret these opportunities. Thus, individual people function as points of communicational offers and connections. That is why Fuchs and Rolf Balgo speak about the co-production of communicational systems, biological systems, and psychological systems, none of these systems can stand for itself alone. If one sort of system is missing, the others are not able to exist furthermore. An observer has just to consider the infant experiments to explore the original human language or the inhibiting impact of a lack of communication with infants, small children, and furthermore. The research results show clearly that “FuBs” and “day activity centers” function socially as inclusion systems: People eligible for these organizations for the most part are excluded from the services of almost every “functional system” despite healthcare and social welfare . While, due to the revised version of the German disability law, employees with disabilities of “workshops for disabled people” are more and more integrated into “sheltered employment”, people with severe and multiple disabilities remain in their communicational precarious state. Given this drift towards social exclusion, the staffs of “FuBs” and day activity centers have to provide their clients with a huge variety of activities simulating all kinds of different situations, if the organization wants to comply with the extent of inclusion required by modern society. Simulating social interactions oriented towards different functional systems is not inherently bad: If an observer takes a close look at the interactions between curative educators and severely multiple handicapped clients, most social theories are not complex enough to gather the instructive and innovative manuals designed by the most professionals in the field. The genuine conception of communication offered by Niklas Luhmann and Peter Fuchs can shield these approaches theoretically without lacking complexity. In analytical terms, communication can be understood here as a synthesis of three selections: information, message, and understanding. Understanding, in this case, does not mean cognitive comprehension but reacting towards a communicational offer. Because no observer can observe communication itself despite gathering a glimpse of the thoughts of the significant other, communication flags out as communication acts – attributable to the respective social address. In system theory terms an observer can attribute both communicational offers and communicational linking to different social addresses, created and provided by communication. That means communicational offers and communicational linking are achievements of observation. On the one hand, there is communication without observation. If it is valid that communicative linking also comes only to existence if it is observed and thus attributed to the social address of the significant other, an observer can indeed observe communication between curative educators and severely multiple handicapped clients: Psychological systems, even before being linguistically formatted through education and socialization, function as points of communication. Not only language functions as a communication medium but also the observed living body: Blushing with compliments, startling when frightened, increased pulse with joy, goose¬bumps while shivering and all the other body-related behavioral chances are just as suitable for communication as language, vocalizations, facial expressions, and gestures. To observe these basal forms of communicational offers and links the professional curative educator needs enough time but also an extremely precise and sensitive ability to observe. If this is the case, Fuchs speaks of top relevance. An observer usually can detect that highest form of observational relevance in families and partnerships, where every change in appearance and behavior can become the subject of system-specific communication because of the communication medium love. In professional inclusion-systems, an observer needs not seeking morality to describe the desired professional attitude: Fuchs introduces amicalitiy as the communication medium that makes the highest level of relevance in curative-educator-client communication probable. From the research results it follows that the clients of the “FuB” and the day activity centers are threatened by an exclusion drift not only beyond this professional communicational context: Only half a staff position is allocated to a client who behaves inconspicuously and therefore is considered as “easy to care for”. This drastically reduces the possible opportunities to treat him in the mode of top relevance. The new legal requirements that ought to increase the social participation of all people with disabilities only take into account those people with disabilities who can do whatever kind of minimum economically viable work. Except for the offers for job-related work, this group of people remains largely neglected. The expectations of many professionals in the field have been disappointed: no access to the entrance or the training areas of the workshops for people with disabilities, no participation and right of co-determination in organizational matters, no social response appropriate to their needs. If an observer considers, that the inclusion drift of workshop-employees with disabilities into sheltered employment results in a decrease of employees with disabilities at a given workshop for people with disabilities, a dark future seems to emerge for the clients of the spatially attached “FuB”: Either this form of inclusion system turns into a day activity center, that is spatially independent of the workshop, or the workshop opens its doors for this clientele or these clients run the risk of being deported to nursing homes and being robbed of their communicative relevant even more.
Einstellungen zu Inklusion gelten als ein möglicher Prädiktor für die Umsetzung von Inklusion (z.B. Boer, 2012). Die Einstellungen von Schüler*innen werden dabei jedoch häufig vernachlässigt. Ferner findet kaum international vergleichende Forschung in Bezug auf die Einstellungen zu Inklusion statt. In der vorliegenden Dissertation werden die Konstruktion und Validierung des Einstellungsfragebogens zu Inklusion für Kinder und Jugendliche auf Deutsch (EFI-kids-D) und Norwegisch (EFI-kids-N) dargestellt. Die Skala wurde mit dem Ziel konstruiert, die Einstellungen von Schüler*innen zu den Spezifika von inklusiven Lernsettings erstmals umfänglich erfassen zu können. Sie fokussiert daher inhaltlich sowohl unterrichtspraktische und adaptive Maßnahmen als auch generelle Positionierungen zu Inklusion in der Schule. Die Validierung des Instruments wurde an einer Stichprobe von N = 2894 deutschen und norwegischen Schüler*innen der Sekundarstufe I vorgenommen. Anhand einer konfirmatori¬schen Faktorenanalyse (Strukturgleichungsmodellierung) konnte eine zweifaktorielle Struktur identifiziert werden, die die beiden Faktoren Einstellung zu adaptiven Maßnahmen im inklusiven Unterricht und Einstellung zu segregativen Maßnahmen beinhaltet. Damit können erstmals sowohl die Einstellungen in Bezug auf mögliche Unterstützungen im inklusiven Unterricht als auch die Einstellungen zu segregierenden Maßnahmen valide erfasst werden. Die Skala leistet somit einen bedeutenden Beitrag, um Erkenntnisse zu den Einstellungen von Schüler*innen zur inklusiven Unterrichtspraxis im nationalen wie internationalen Raum zu gewinnen.
Auf Grundlage der Skalen EFI-kids-D und EFI-kids-N konnte außerdem im Vergleich zwischen Deutschland und Norwegen gezeigt werden, dass norwegische Schüler*innen insgesamt positivere Einstellungen zu inklusiver Unterrichtspraxis aufweisen als deutsche Schüler*innen. Erwartungskonform zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen den Konstrukten Einstellungen zu inklusiver Unterrichtspraxis und Einstellungen zu Menschen mit Behinderung. Letztere erweisen sich sowohl in Deutschland als auch in Norwegen als stärkster Prädiktor für die Einstellungen zu inklusiver Unterrichtspraxis. Auf der Grundlage von Regressionsmodellen sowie einer Mehrgruppenanalyse konnten verschiedene weitere Einflussfaktoren auf die Einstellungen zu inklusiver Unterrichtspraxis eruiert werden: Das prosoziale Verhalten, das Alter der Schüler*innen, die Tendenz, ein*e Mobbingtäter*in zu sein sowie der vorherige Kontakt zu Menschen mit Behinderung. Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden Implikationen für die Praxis abgeleitet.
Bilder nehmen in unserer Lebenswelt eine wesentliche Rolle ein. Ihre Allgegenwärtigkeit, die Möglichkeiten der modernen Bildtechniken und der Wunsch nach visueller Teilhabe beeinflusst auch kontinuierlich die Wissenschaften. Überhaupt ist kaum ein anderes Phänomen in den unterschiedlichsten Disziplinen so sehr vertreten wie das Bild. Längst haben sich Bilder zum eigenständigen Zeichensystem mit eigener Ausdrucksweise entwickelt, vergleichbar mit der Kulturtechnik Schrift. Auch Bilder kann man „lesen“ bzw. „sehen lernen“; die Sensibilisierung und Trainierbarkeit der Bildwahrnehmung ist lern- und lehrbar.
Da Bilder in der schulischen Praxis fest installiert sind, sollten sie auch in der Lehrerbildung einen festen Platz einnehmen. Zu diesem Zwecke plädiert die folgende Arbeit für einen kultivierten Bildumgang und die Ausbildung einer grundlegenden „Bilder-Bildung“ für Lehramtsstudierende. Sie stellt die Komplexität, Multiperspektivität und Vielseitigkeit der Bilder heraus und macht zugleich auf die Notwendigkeit sie „lesen“ und verstehen zu können aufmerksam.
Die hier durchgeführte empirische Studie (Teil I) legt die zum Teil instinktiv verwendeten Bildzugänge der Lehramtsstudierenden frei. Auf dieser Basis konnte ein Modell entwickelt werden, welche eine gezielt mehrperspektivische Bildzugangsweise ermöglicht und fördert. Mit der exemplarischen Anwendung des entwickelten Bildzugangsmodells auf drei, maximal kontrastierende Bilder (Teil II) konnte zum einen die Funktionalität des Modells bestätigt und zum anderen Grundlagen bildwissenschaftlicher Theorien und Inhalte für das Konzept zur Förderung von Bildliteralität herausgearbeitet werden (Teil III), welches zuletzt (Teil IV) vorgestellt wird.
Nicht erst im Zuge des Aufbaus eines inklusiven Schul- und Gesellschaftssystems für Menschen mit und ohne Behinderung erscheinen der Autorin eine reflexive Auseinandersetzung mit dem Phänomen Behinderung insbesondere für Lehrkräfte und Schüler_innen wünschenswert. In der vorliegenden Arbeit wird Behinderung als Unterrichtsthema hierfür didaktisch aufbereitet und umgesetzt.
Behinderung wird dabei – im Sinne der „Disability Studies“ – grundsätzlich als ein kulturelles Phänomen verstanden. Die Kategorisierung von Menschen in behindert und nicht-behindert wirkt sich demnach sowohl auf das persönliche Leben jedes einzelnen Menschen (insbesondere mit Behinderung) als auch auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen deutlich aus. Gleichzeitig seien es die Werte, Ideale und Normen der Gesellschaft, in der wir leben, die unsere Einteilungen, unsere Meinungen, unsere Vorstellungsbilder von und unseren Umgang mit Menschen mit Behinderung auf persönlicher und alltäglicher und ebenso auf politischer und institutioneller Ebene prägen.
Die vorliegende Arbeit weist darauf hin, dass die kollektiven Bilder, Bewertungen und Stereotype über Leben mit abweichendem Körper zu großen Teilen bestimmt seien durch die Art und Weise, wie Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft dargestellt, das heißt repräsentiert werden. Diese Vorstellungsbilder wiederum führten zu bestimmten gesellschaftlichen sowie persönlichen Praktiken und Umgangsweisen und prägten dadurch das reale Leben auf subjektiver und sozialer Ebene von Menschen mit Behinderung. Eine Chance zu Emanzipation und gesellschaftlicher Akzeptanz von behinderten Menschen wird in der Erneuerung dieser Darstellungsweisen gesehen. Kunst – und eine künstlerische Art zu denken – werden nun als Möglichkeiten für diese notwendige Erneuerung vorgeschlagen. Hier wird ein erweiterter Kunstbegriff in der Tradition von Joseph Beuys verwendet, um Potentiale der Kunst auf politischer Ebene aufzuzeigen. Die künstlerische Bildung nach Carl-Peter Buschkühle erscheint als diejenige Didaktik, welche sich die Kunst im erweiterten Sinne als produktive Kraft für Bildungsprozesse zu Nutze macht.
Die Überlegungen zu Behinderung und Kunst münden in der kunstdidaktischen Aufbereitung des Themas Behinderung. Es wird hierfür ein künstlerisches Projekt zum Thema Behinderung mit dem Titel „ganz.schön.behindert.“ für Studierende der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg entworfen, geplant, durchgeführt und schließlich reflektiert und ausgewertet. Anhand des Projekttitels „ganz.schön.behindert.“ lässt sich das Ziel dieser Arbeit und des durchgeführten künstlerischen Projekts deutlich machen: Behinderung wird in den Kontext von Idealen menschlicher Vollkommenheit ( ganz) und unversehrter Schönheit ( ganz = schön) gestellt, um schließlich als negative Differenzkategorie überwunden zu werden, vor allem auf der individuellen Ebene im Denken und Handeln der Projektteilnehmer und Teilnehmerinnen.
An Schulen und in besonderer Weise an Sonderschulen bzw. in inklusiven Klassen werde eine solche Thematisierung sinnvoll und wichtig, so die Autorin der Arbeit. Wichtig auf individueller Ebene für die emanzipierte Arbeit an einem positiven Selbstbild auch für Schüler und Schülerinnen mit Behinderung, auf sozialer Ebene für die Möglichkeit der Anerkennung und Unterstützung menschlicher Vielfalt und auf politischer Ebene für die Umgestaltung ausgrenzender gesellschaftlicher Vorstellungen von Normalität, Schönheitsidealen und Menschen- und Behinderungsbildern.
Die Dissertation befasst sich mit der Angliederung des präventiven Angebots des Family Outreach Service aus England an deutsche Kinder- und Familienzentren, die nach dem Early Excellence-Ansatz arbeiten. Es handelt sich um eine empirische Arbeit, die u.a. auf Hospitationen in England sowie Interviews fusst.