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Die Maske im Unterricht – Eine gouvernementale Fallstudie zu Ungewissheitsbedingungen von Politik
(2024)
Am 07. April 2023 liefen die letzten Corona-Schutzmaßnahmen aus. Am 05. Mai 2023 erklärte Tedros Adhanom Ghebreyesus als Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ende von COVID-19. Die Pandemie war offiziell beendet.
Doch auch wenn sie für beendet erklärt wurde, ist ihr politisches Potenzial noch lange nicht erloschen. Die Konflikte im Jahr 2024 drehen sich um die Frage, ob Enquete-Kommissionen, Bürgerräte oder parlamentarische Untersuchungsausschüsse geeignete Instrumente zur Aufarbeitung der Pandemiejahre sind. Auch wenn die Gesundheitspandemie vorbei zu sein scheint, die agonale Struktur des Politischen ist es nicht.
Die vorliegende Arbeit mit dem Titel "Die Maske im Unterricht – Eine gouvernementale Fallstudie zu Ungewissheitsbedingungen von Politik" folgt dieser vielschichtigen Diskursivität und rekonstruiert den Diskurs rund um die Maske im Unterricht in den Hochjahre der Pandemie 2020/2021. Als Dissertation rekonstruiert sie den Maskendiskurs im Kontext von Schule, Gesellschaft, ihren Inhalts- und Machtperspektiven und richtet sich an ein Publikum, das an Forschungsmethodik, theoretischen Hintergründen und dem vielfältigen Zusammenspiel von Forschungsperspektiven, -interessen und -ergebnissen interessiert ist. Darüber hinaus wird eine gekürzte Fassung der Arbeit als Buch in der Schriftenreihe der Pädagogischen Hochschule Heidelberg erscheinen.
Die hier vorliegende Dissertationsfassung zur Coronamaske im Unterricht der Jahre 2020/2021 stellt die Ergebnisse in vier Hauptkapiteln dar. In Teil A legt die Arbeit ihren gouvernementalen Forschungszugriff dar und erläutert ihre Grundannahmen und empirischen Konzeptionen. Teil B der Arbeit übernimmt die situierte Beschreibung der Rahmenbedingungen, unter denen die Maske diskutiert wurde. Darüber hinaus rekonstruiert die Arbeit in Teil C, wie der Staat seine Ansätze zum Pandemiemanagement umsetzt. Die Arbeit geht davon aus, dass politisches Handeln immer in politischen Hegemoniefeldern wetteifert. In einem solchen Feld findet der Diskurs um die Maske statt, den die Arbeit in ihrem Hauptteil analysiert. Sie rekonstruiert den Diskurs inhaltlich und untersucht ihn mittels einer Diskursfunktionsanalyse auf horizontale und vertikale Spannungen. Der abschließende Teil D beschreibt die gouvernementale Vorstellung, dass der politische Prozess mit der Betrachtung von Problem und Lösung, also von Situierung und Hegemonie, noch nicht abgeschlossen ist. Die Arbeit schließt mit der Frage, was wir aus der Fallstudie der Maske im Unterricht lernen können.
Das deutsche Bildungssystem hat ausgelöst durch den „PISA-Schock“ im Jahr 2000 eine Bildungsreform erfahren. Damit einhergehend erfolgte eine Kompetenzorientierung, die durch die Verabschiedung zentraler Bildungsstandards im Jahr 2004 eingeleitet wurde. Für den naturwissenschaftlichen Unterricht bedeutet dies die Implementation des funktionalen Bildungskonzeptes von Scientific Literacy, welches dem Programme for International Student Assessment (PISA) zugrunde liegt. Damit erfährt die Dimension des epistemischen Wissens eine konkrete Beachtung in der Unterrichtsgestaltung sowie einen Aufschwung in der empirischen Bildungsforschung: das Verständnis des Ursprungs, der Art und der Grenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnis aus metakognitiver Perspektive als das Wesen der Naturwissenschaften (Nature of Science, NOS) wird damit explizit berücksichtigt.
Seit der Bildungsreform sind zwei Jahrzehnte vergangen und eine Vielzahl von nationalen und internationalen Forschungsarbeiten zeigen insbesondere für den epistemischen Wissensbereich kaum Verbesserungen in den Lernerfolgen von Schülerinnen und Schülern, Lehramtsstudierenden sowie Lehrkräften. Obwohl insbesondere in der naturwissenschaftsdidaktischen Forschung ein nationaler und internationaler Boom in der Erforschung von NOS und dem individuellen Wissenschaftsverständnis erfolgte, bleibt der erhoffte Erfolg in der Förderung angemessener NOS-Ansichten aus. Diese Schieflage soll im Folgenden analysiert werden und Gründe für eine (noch) nicht geglückte vollständige Implementation des Bildungskonzeptes von Scientific Literacy herausgestellt werden. Hierbei sollen insbesondere verschiedene NOS-Modellierungen, Interventionsmaßnahmen und Erhebungsinstrumente in den Blick genommen werden. Daraus lassen sich abschließend Förderstellschrauben zur Entwicklung angemessener NOS-Ansichten und somit Handlungsbedarfe für den naturwissenschaftlichen Unterricht und die Lehramtsausbildung in der ersten Phase herauskristallisieren. Zusätzlich werden dabei die drei der Arbeit zugrundeliegenden Publikationen innerhalb der Argumentation verortet, da sie jeweils unterschiedliche Perspektiven zur Förderung angemessener NOS-Ansichten thematisieren.
Eine ausreichende Leseflüssigkeit gilt in Prozessmodellen der Lesedidaktik als zentrale Voraussetzung für die Möglichkeit der mentalen Orientierung auf das Verstehen schriftlicher Texte. Das Projekt „Erwerb von Leseflüssigkeit gering literalisierter Erwachsener: Explorative Untersuchung von Lernangeboten und deren Nutzung“ (LegelitE) ermittelte, ob und wie in Grundbildungs- und Alphabetisierungs-Kursen der Erwachsenenbildung Verfahren zur Förderung der Leseflüssigkeit integriert werden.
Auf Grundlage von 64 Unterrichtsbeobachtungen, 57 Lernstandseinschätzungen und Interviews mit 23 Kursleitenden und 63 Teilnehmenden identifizierten die Projektmitarbeitenden verschiedene Hemmfaktoren und gelingende Komponenten für die Förderung der Leseflüssigkeit. Der inhaltliche Fokus des Kursgeschehens liegt nicht auf dem Aufbau von Leseflüssigkeit, obwohl sie nicht gegeben ist. Ausdruck findet diese Vernachlässigung in den vorherrschenden Förderverfahren: Überwiegend wird nicht wiederholend bzw. chorisch oder im Tandem gelesen, das Textmaterial ist meistens überfordernd, und Feedback wird nicht immer in angemessener Form geleistet. Es konnten Routinen des Leseunterrichts auf Wort-, Satz- und Textebene identifiziert und beschrieben werden, in die sich Flüssigkeitsförderung je spezifisch einpassen lässt. Auch konnten vereinzelt Unterrichtssequenzen mit Lautlese-Verfahren beobachtet werden, die exemplarisch zeigen, dass und wie sie für die unterschiedlichen Alpha-Level implementiert werden kann.
Auch noch für Lernende der Sekundarstufe I kann die Kasusflexion eine Herausforderung darstellen. Kasus formal- und funktionalsprachlich passend markieren zu können, ist allerdings von großer Relevanz, da Kasus u. a. für die Produktion eindeutiger Aussagen und das Textverstehen von Bedeutung ist. Dennoch stellen wissenschaftlich fundierte und empirisch evaluierte, integrative Sprachförderangebote zum Ausbau der Kasusflexion für die Sekundarstufe I ein Desiderat dar. Die übergeordnete Forschungsfrage dieser Arbeit lautet deshalb: Wie kann Sprachförderung integriert in den Regelunterricht der Sekundarstufe I zum Ausbau der Kasusflexion bei Deutsch-als-Zweitsprache-Lernenden mit einem spät-sukzessiven Spracherwerbstyp gestaltet werden?
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde sich dem Design-Based Research-Ansatz bedient, da eine wissenschaftlich fundierte Konzeption noch nicht garantiert, dass das Design auch in der und für die Schulpraxis funktioniert. In einem ersten Schritt wurden anhand von Erkenntnissen verschiedener Forschungsdisziplinen (Linguistik, Zweitspracherwerbsforschung, Psycholinguistik, Sprach- sowie Fremdsprachdidaktik) ein erster Prototyp des Sprachförderkonzepts namens FLEX und Gestaltungsannahmen für in den Regelunterricht integrierte Sprachfördermaßnahmen entwickelt. Diese wurden dann in insgesamt sieben Teilstudien mit insgesamt 35 Proband:innen und unter Einbezug von insgesamt 426 Schriftprodukten (z. B. Heftaufschriebe oder Förderaufgaben) empirisch untersucht. Im Fokus standen insbesondere die Kognitionen der Lernenden, die Praktikabilität für die Unterrichtspraxis und die Wirksamkeit des Designs.
Die Ergebnisse dieser Arbeit bestehen übergeordnet auf theoretischer Seite aus fachlich und empirisch fundierten, kontextsensitiven Gestaltungsprinzipien zur Konzeption integrativer Sprachfördermaßnahmen zum Ausbau der Kasusflexion in der nicht gymnasialen Sekundarstufe, die über didaktische Empfehlungen hinausgehen. Demnach sollte eine integrative Sprachförderung sprachstandsdifferenziert, analog zur Erwerbsprogression und durchgängig erfolgen. Das Förderverfahren sollte zur Förderart, der Zielgruppe und dem Erwerbsgegenstand passen sowie wirksam sein. Auf bildungspraktischer Seite liegt als Ergebnis das Sprachförderkonzept FLEX zum unterrichtsbegleitenden Ausbau der Kasusflexion bei Deutsch-als-Zweitsprache-Lernenden mit einem spät-sukzessiven Spracherwerbstyp der Sekundarstufe I vor. Durch die fachwissenschaftlich fundierte Konzeption, wiederholte empirische Implementierung sowie zyklische Weiterentwicklung des Designs kann davon ausgegangen werden, dass FLEX in der Praxis adhärent umgesetzt werden kann. Im Zuge der Förderung mittels FLEX wird zuerst der Sprachstand der Lernenden im Bereich der Kasusmarkierung mittels einer Sprachstandseinschätzung ermittelt. Die Förderung erfolgt unterrichtsbegleitend entweder an Schriftstücken, welche im Regelunterricht produziert werden oder an Förderaufgaben, die im Unterrichtsgeschehen eingesetzt werden. Immer wenn Lernende einen Kasusfehler produzieren, welcher ihrem Sprachstand entspricht, erhalten sie schriftliches, fokussiertes, metasprachlich-indirektes, korrektives Feedback.
Selbstreguliertes Lernen (SRL) als die zielgerichtete Steuerung von Gedanken, Emotionen und Handlungen stellt eine Schlüsselkompetenz für erfolgreiche Wissens- und Kompetenzaneignung am Arbeitsplatz dar. In einem arbeitsbezogenen Kontext ist SRL insbesondere für bewusste Lernprozesse relevant, die in alltäglichen Situationen vorkommen und meist die Lösung eines spezifischen Handlungsproblems zur Ursache haben. Derartige intentionale informelle Lernprozesse treten im beschriebenen Kontext wesentlich häufiger auf, als klassische formale. Für Wissensarbeiter, die gut ausgebildet und erfahren sind sowie Tätigkeiten mit hohem Wissensbezug ausüben, rückt die Fähigkeit zum SRL im Zuge informeller Lernprozesse aufgrund ihrer wenig standardisierten und eigenverantwortlichen Arbeitsweise zunehmend in den Fokus. Da der Bereich des SRL in Bezug zu informellem arbeitsbezogenem Lernen bislang wenig beforscht ist, werden weitere Belege zu Zusammenhängen zwischen den beiden Konzepten und kontextuellen Einflussfaktoren gefordert. Ziel dieser Arbeit war es daher, ein existierendes Selbstberichts-Instrument, den Self-Regulated Learning at Work Questi-onnaire (SRLWQ) für einen deutschen Wissensarbeitskontext zu übersetzen und Belege für dessen Validität und Reliabilität zu finden. Der übersetzte Fragebogen wurde an Wissensarbeiter einer deutschen Unternehmensgruppe für Dienstleistungen im Bankenbereich ausgegeben. Mittels der Stichprobendaten (n = 122) wurden Analysen zweier Studien systematisch wiederholt. Eine Überprüfung der internen Konsistenz der Skalen ergab im Vergleich zum Original leicht niedrigere Alpha-Werte. Die Faktorenstruktur des Originalfragebogens konnte im Ganzen mittels Hauptkomponentenanalyse (PCA) in ihrer Eindeutigkeit nicht repliziert werden, bot jedoch für 4 von 11 Faktoren begrenzte Belege für faktorielle Validität. Weitere Analysen fanden Belege für konvergente Validität durch erfolgreiche Replikation des Korrelationzusammenhangs zwischen einem Faktor zu durchgeführten Lernaktivitäten (WLA) und dem externen Konstrukt der SRL-Bewertung sowie dem Nachweis der Korrelation zwischen Selbstwirksamkeit im Homeoffice und zwei SRL-Faktoren zur Selbstreflexion. Mediationszusammenhänge zwischen Faktoren zum Lernkontext und durchgeführten Lernaktivitäten konnten über Bestimmung zweier SRL-Subprozesse als Mediatoren (Aufgabeninteresse und Aufgabenstrategien) mittels linearer Regression und Sobel's Test teils repliziert werden und lieferten so Belege für externe Validität des Fragebogens. Zukünftige Verbesserungen der deutschen Version des SRLWQ könnten sich in erster Linie auf eine adäquatere Anpassung der Items an den deutschsprachigen kulturellen Kontext konzentrieren, um eine höhere inhaltliche und damit faktorielle Validität des Instruments zu erreichen.
Ausbau von sprachlichen Potenzialen : Sozio- und Ontogenese in einer didaktischen Perspektive
(2016)
Wird es im Deutschunterricht immer noch versäumt, die sprachlichen Potenziale einer mehrsprachigen Schülerschaft wahrzunehmen?
Diese Frage ist Ausgangspunkt dieses Buches. Hierin werden in einer didaktischen Perspektive sozio- und ontogenetische Aspekte des Sprachausbaus so verschränkt, dass der Anteil, den Unterricht und Wissenschaft daran haben, sowohl in seinen Leistungen und Chancen als auch in seinen Beschränkungen und Versäumnissen sichtbar wird.
Der Begriff des Transfers kennt sowohl in der Fachdidaktik der Physik als auch in der Psychologie viele Facetten. Unterschieden werden unter anderem traditionelle von modernen Ansätzen, wobei bei letzteren das Individuum, das einen Transfer ausführt, im Zentrum der Betrachtung steht. Das Ziel der vorliegenden Promotionsarbeit ist die Untersuchung und Beschreibung von Prozessen, die beim Transfer von physikalischen Konzepten aus dem Themenbereich Energie ablaufen. Dabei stehen die Strategien, die Lernende beim Lösen von Transferaufgaben anwenden, im Vordergrund. In einem ersten Schritt werden Transferprozesse im Rahmen einer qualitativen Laut-Denken-Interviewstudie (N=20) analysiert. Ein daraus entwickeltes Framework zur Analyse und Kategorisierung von Transferprozessen und -strategien bildet die Grundlage für die Erstellung eines Messinstruments zur Erfassung von Transferstrategien. In einer Pilotierung (N=120) lösen Proband*innen einige Wochen nach der Behandlung des Themas Energie im regulären Unterricht eine Transferaufgabe zu ebendiesem Thema und geben anschließend in einem Selbsteinschätzungsfragebogen (Messinstrument) Auskunft über die Nutzung von verschiedenen Transferstrategien. Die Faktorenanalysen zeigen, dass sich fünf Konstrukte respektive Transferstrategien trennen lassen (Vermutungen oder Fragen formulieren, Einnehmen einer Subjektperspektive, Analogien Schule, Analogien Freizeit und Schlüsse ziehen), wobei diese auf bekannten Mechanismen beim Transfer wie auch auf induktiv aus Aussagen von Proband*innen der Interviewstudie abgeleiteten Vorgehensweisen basieren. Das überarbeitete und validierte Messinstrument wird daraufhin in der Haupterhebung (N=456) eingesetzt. Das Ziel dieses Studienteils ist die Untersuchung von Faktoren, wie das situationale Interesse am vorangegangenen Physikunterricht oder die wahrgenommene Kontextorientierung in diesem Unterricht, die die Nutzung von Transferstrategien potenziell beeinflussen. Ein Strukturgleichungsmodell zeigt hierzu, dass bei drei der fünf Transferstrategien (Vermutungen oder Fragen formulieren, Einnehmen einer Subjektperspektive und Schlüsse ziehen) eine hohe wahrgenommene Kontextorientierung im Unterricht zu einer verstärkten Nutzung von solch metakognitiven Strategien führt. Das situationale Interesse spielt hingegen eine weniger einflussreiche Rolle, indem dieses lediglich die Anwendung der Transferstrategie 'Vermutungen oder Fragen formulieren' (negativ) beeinflusst. In weiteren Teilstudien wird die Häufigkeit der Nutzung der fünf Transferstrategien, auch in Bezug auf die Schulstufen und das Schulniveau, verglichen. Hierbei zeigen sich nur wenige signifikante Unterschiede. Ergänzend dazu wird der Frage nachgegangen, ob sich Schülerinnen bei der Nutzung von Transferstrategien wie auch bei der Wahrnehmung der Kontextorientierung des Physikunterrichts und im diesbezüglich entwickelten situationalen Interesse von Schülern unterscheiden. Schülerinnen weisen bei einem Aspekt des situationalen Interesses, der emotionalen Valenz, einen tieferen Durchschnittswert auf, nehmen aber denselben Unterricht als stärker kontextorientiert wahr. Hinsichtlich der Nutzung von Transferstrategien unterscheiden sich Schülerinnen bei vier der fünf Strategien signifikant von Schülern. Bis auf die Transferstrategie 'Schlüsse ziehen' werden alle Strategien von Schülerinnen signifikant häufiger eingesetzt, wenn auch nur mit einer kleinen Effektstärke. Aus den Ergebnissen der insgesamt vier Teilstudien lässt sich unter anderem schließen, dass Transferprozesse sehr unterschiedlich ablaufen (hinsichtlich der Kategorien des entwickelten Frameworks) und ein kontextorientierter Unterricht die Nutzung von gewissen Transferstrategien beim späteren Transfer fördern kann.
Im Physikunterricht kommen oft kleinere Versuche zum Einsatz, die Lernende eigenständig erarbeiten sollen. Da für diese nur begrenzt Zeit zur Verfügung steht, stellt sich die Frage, wie eine Versuchsanleitung aufgebaut sein muss, damit Lernende möglichst schnell, selbständig und korrekt einen Versuch aufbauen können, um sich vor allem auf die kognitive Auseinandersetzung mit dem Phänomen und nicht primär auf den Versuchsaufbau konzentrieren zu können. Unter Berücksichtigung der Cognitive Load Theory, der Cognitive Theory of Multimedia Learning, empirischer Befunde zum Instruktionsdesign und der Selbstwirksamkeitserwartung von Lernenden wurden drei Anleitungsvarianten mit identischem Text- und Bild-Material, aber unterschiedlichem Präsentationsmodus zum Thema Optik und Infrarotstrahlung untersucht: Bild-Text-, Bild-Instruktions- und Video-Anleitungen. Um sicherzustellen, dass die erhobenen Daten und die daraus resultierenden Erkenntnisse ausschließlich auf die Versuchsanleitungen zurückzuführen sind, wurde ein 90-minütiger Workshop, strukturiert nach der Basismodelltheorie, als Rahmung entwickelt. Die Konstrukte Selbstwirksamkeitserwartung und Cognitive Load wurden mit erprobten Erhebungsinstrumenten aus den Erziehungswissenschaften erfasst. Ein eigens für die Studie entwickelter Konzepttest diente zur Überprüfung der Lernwirksamkeit. An der Hauptstudie nahmen 820 Schüler*innen im Alter von 12 bis 16 Jahren teil. Konfirmatorische Faktoranalysen wurden eingesetzt, um die latenten Konstrukte zu modellieren. Um die Zusammenhänge zwischen den Variablen umfassend zu überprüfen, kamen unter anderem gemischte Varianzanalysen, um Wechselwirkungen zwischen den Gruppen zu untersuchen, Mehrebenenmodelle für die Analyse der Daten mit möglichen hierarchischen Strukturen, lineare Regressionen zur Vorhersage von Variablenbeziehungen und schließlich Mediationsanalysen, um indirekte Effekte zwischen den Variablen zu identifizieren. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass alle drei Anleitungsvarianten in Bezug auf die Lernwirksamkeit als gleichwertig anzusehen sind. Bild-Text-Anleitungen führten jedoch im Gegensatz zu den anderen Anleitungsvarianten zu einer signifikanten Abnahme der Selbstwirksamkeitserwartung. Zudem zeigten sich je nach verwendeter Anleitungsvariante Unterschiede im Cognitive Load, was aber keinen Effekt auf die Lernwirksamkeit hatte.
Emotionen sind ein fundamentaler Bestandteil unseres menschlichen Wesens und beeinflussen maßgeblich unser Denken, Lernen und Handeln. Dabei prägen Emotionen unsere Beziehungen, unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und auch unsere Lebensqualität. Als essenzieller Bestandsteil zwischenmenschlicher Kommunikation und emotionaler Entwicklung spielt die emotionale Kompetenz (d. h. die Fähigkeiten sowohl eigene Emotionen zu regulieren und auszudrücken als auch Emotionen des Gegenübers zu erkennen, entsprechend zu interpretieren und darauf adäquat zu reagieren) eine entscheidende Rolle.
In der Interaktion mit Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung gestaltet sich das gegenseitige emotionale Verstehen herausfordernd, da diese meist weder verbal noch mit anderen subsidiären Kommunikationsmöglichkeiten Emotionen anderer kommentieren noch eigene Emotionen äußern können. Dementsprechend fällt dem Umfeld eine essenzielle und herausfordernde Rolle zu, da u. a. der Emotionsausdruck des Gegenübers mit schwerer und mehrfacher Behinderung anhand des Verhaltens interpretiert und dementsprechend reagiert werden muss. Studien im Kontext dieses Personenkreises und der Emotionsforschung sind allerdings trotz insgesamt steigender empirischer Forschungsbemühungen nur partiell vorhanden. Ein Grund liegt u. a. in den forschungsethischen Herausforderungen, die sich beim Einbezug dieser Zielgruppe in Forschungsvorhaben stellen.
Die vorliegende Dissertation greift mit der Analyse des Emotionsausdrucks von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung als forschungsethische Herausforderung und Indikator für Lebensqualität die zuvor skizzierten Themen- und Forschungsfelder (d. h. Lebensqualität, Forschungsethik, Emotionen, Forschungsmethoden, Zielgruppe) auf. Als theoretische Arbeiten widmeten sich Publikation I der Darstellung des aktuellen Forschungsstands zur Lebensqualität des Personenkreises (Forschungsfrage I) und Publikation II der Diskussion forschungsethischer Herausforderungen und Lösungsansätze beim Einbezug der Zielgruppe in Forschung (Forschungsfrage II). Als empirische Arbeiten untersuchten die Publikationen III und IV den Emotionsausdruck von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung anhand der expressiven (d. h. Mimik, Gestik, Körperhaltung und Vokalisationen) sowie physiologischen Emotionskomponente (d. h. Hautleitwert, Herzfrequenz(-variabilität) und Bewegungsaktivität) und thematisierten die dadurch entstehenden Konsequenzen für pädagogische Szenarien (Forschungsfrage III).
Forschungsfrage I wurde durch die Zusammenstellung (inter-)nationaler Studien zur Lebensqualität der Zielgruppe adressiert. Verschiedene Möglichkeiten zur Annäherung an Lebensqualität (d. h. die direkte Interaktion, stellvertretende Befragungen, Verhaltensbeobachtungen und technikgestützte Ansätze) wurden identifiziert. Es zeigten sich Fortschritte, aber weiterhin Handlungsbedarf in verschiedenen Lebensbereichen bzgl. der Verbesserung der Lebensqualität. Besonders wichtig erschien die Berücksichtigung der Bedürfnisse und Wünsche einer Person mit schwerer und mehrfacher Behinderung, um sie aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.
Mit Forschungsfrage II wurden die forschungsethischen Reflexionsaspekte beim Einbezug der Zielgruppe in Forschung untersucht. Vier Leitfragen zu Forschungsbegründung, Einwilligungsmöglichkeiten, Sicherstellung von Schutz und Wohlergehen sowie Ergebnisbewertung und -kommunikation wurden herausgearbeitet. Bestehende Herausforderungen wurden identifiziert, und Lösungsansätze – veranschaulicht am eigenen Forschungsvorgehen – präsentiert. Demnach wird als Zielsetzung für Forschung empfohlen, diese forschungsethischen Aspekte im Kontext schwerer und mehrfacher Behinderung zu wahren und gleichzeitig die Zielgruppe an Forschung(sergebnissen) teilhaben zu lassen.
Forschungsfrage III wurde in kontrollierten Einzelfallstudien nachgegangen und der Emotionsausdruck von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung analysiert. Dabei ermöglichten die Emotional Profiles der Teilnehmenden die Unterscheidung der Emotionsausdrücke anhand von Verhaltenssignalen. Die mittels Wearable gemessenen physiologischen Parameter wurden mit statistischen Analysen und maschinellem Lernen untersucht. Diverse Studienergebnisse der Emotionsforschung konnten bestätigt werden. Die vielversprechendsten Ergebnisse wurden bei der emotionalen Erregung erreicht. Demnach ist der Einbezug physiologischer Parameter ein gewinnbringender Ansatz zur Analyse emotionaler Reaktionen bei dieser Zielgruppe. Abschließend wurden darauf basierende pädagogische Implikationen explorativ diskutiert.
Aufbauend auf den in dieser Arbeit erbrachten forschungsethischen und -methodischen sowie empirisch-inhaltlichen Erkenntnissen sollte zukünftige Forschung die Themen Lebensqualität und emotionale Kompetenz im Kontext schwerer und mehrfacher Behinderung durch längerfristige und in den Alltag integrierte Studien weiter im Fokus behalten.
Ausgehend von einer Krisensituation – den Herausforderungen und Belastungen durch die pandemiebedingte Umstellung auf Emergency Remote Teaching (ERT) – wird mit der Individual Digital Readiness (IDR) als Bereichsspezifität von Resilienz ein theoriegeleitetes und evidenzbasiertes Konzept vorgeschlagen, das sich mit den Gelingensfaktoren einer erfolgreichen Adaptation an digitale Lehr-/Lernbedingungen beschäftigt und das sowohl im Hinblick auf die Bewältigung zukünftiger Katastrophen als auch im Hinblick auf sich verändernde Lehr- und Lernkulturen über die COVID-19-Pandemie hinaus relevant sein wird.
Basierend auf Resilienz als theoretischem Rahmen wurde ein explorativ-sequenzielles Mixed-Methods-Design durchgeführt, um 1) adaptive (resiliente) Verhaltensreaktionen auf ERT zu identifizieren und von nicht-adaptivem Verhalten zu unterscheiden und 2) auf der theoretischen Konzeptualisierung aufbauend die Anpassungsfähigkeit an digitale Lehr-/Lernbedingungen zu operationalisieren. Hinweise auf Adaptationsprozesse konnten zu acht Hauptkategorien verdichtet werden: Lösungsorientierung, Digitale Sozialität, Reflexivität, Lernbereitschaft, Selbstorganisation, Zukunftsorientierung, Technikaffinität, Digitale Partizipation. Es wurde eine ökonomische Kurzskala (IDR-24) mit drei Items pro Merkmalsdimension entwickelt und validiert, die es erlaubt, die individuelle Ausprägung der IDR in ihren unterschiedlichen Facetten zu erfassen, Handlungsempfehlungen abzuleiten und Ansatzpunkte zur Intervention aufzuzeigen.