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In der vorliegenden Dissertation wurde das Potential des naturwissenschaftlichen Bildungsangebots von Straßenschulen zur Realisierung des Sustainable Development Goals „Quality Education“ für ihre Schülerschaft untersucht. Straßenschulen sind Bildungsprojekte, in denen Straßenjugendliche unter Berücksichtigung ihrer besonderen (Bildungs-)Bedürfnisse und Lebenslagen Schulabschlüsse nachholen können. Als Straßenjugendliche werden dabei Jugendliche und junge Erwachsene in instabilen Wohnsituationen bezeichnet. Diese Gruppe umfasst in Deutschland laut verschiedenen Studien mindestens 37.000 Personen. Notwendig sind Straßenschulen vor allem deswegen, weil Straßenjugendliche überdurchschnittlich häufig die Schule ohne Schulabschluss verlassen. Die hohen Schulabbruchsquoten können als Hinweis interpretiert werden, dass ihr Recht auf hochwertige Bildung im deutschen Regelschulsystem nicht vollumfänglich realisiert wird. Nach erfolgtem Schulabbruch äußern viele Straßenjugendliche den Wunsch, einen Schulabschluss nachzuholen. Dies gelingt jedoch aus diversen Gründen im Regelschulsystem nach erfolgtem Schulabbruch nur selten, weswegen alternative Bildungsprojekte – wie die besagten Straßenschulen – notwendig sind. Folglich bieten sich Straßenschulen als Untersuchungskontext an, um diverse Forschungsdesideraten nachzukommen. Hierzu gehören insbesondere die Fragen, wie erfolgreich solche besonderen Bildungsprojekte sind und welche Anforderungen an Bildungsangebote für Straßenjugendliche zu stellen sind.
In der vorliegenden Dissertation wurden besagte Forschungslücken aus einer naturwissenschaftlichen Perspektive bearbeitet. Von Interesse war dabei, inwiefern naturwissenschaftliche Bildung an Straßenschulen angeboten wird, wie erfolgreich Straßenschulen mit ihrem (naturwissenschaftlichen) Bildungsangebot sind und welchen Anforderungen das naturwissenschaftliche Bildungsangebot von Straßenschulen gerecht werden muss. Zur Beantwortung dieser Fragen wurde ein mehrgliedriges Forschungsvorgehen gewählt. Der erste Schritt bestand darin, systematisch nach Straßenschulen in Deutschland zu suchen, wobei zwölf Bildungsprojekte identifiziert werden konnten. Im Anschluss fand eine umfangreiche Datenerhebung statt. Zuerst wurden anfängliche Telefonate geführt, in denen der Aufbau der Bildungsprojekte beschrieben wurde, und die Inhalte der Telefonate in Notizen festgehalten. Zudem wurden Statistiken zu den in den Straßenschulen erworbenen Bildungsabschlüssen gesammelt. Das Herz der Datenerhebung bildete jedoch eine zweistufige Delphi-Erhebung. In der ersten Delphi-Welle wurden Experteninterviews mit zehn der zwölf Straßenschulen geführt. Hierbei wurden vierzehn naturwissenschaftlichen Lehrkräften und zehn verantwortlichen Personen interviewt. Ergänzt wurden die Interviews durch eine Dokumentensammlung, bestehend aus den pädagogischen Konzepten und den Websites der zehn Straßenschulen. Diese Daten wurden mit einer qualitativen Inhaltsanalyse hinsichtlich verschiedener Aspekte – unter anderem den Anforderungen an die naturwissenschaftlichen Bildungsangebote der Straßenschulen – ausgewertet. Aufbauend auf den Ergebnissen der Inhaltsanalyse wurde für die zweite Delphi-Welle ein Fragebogen erstellt. Im Fragebogen sollten die naturwissenschaftlichen Lehrkräfte und verantwortlichen Personen der Straßenschulen die Erkenntnisse der ersten Delphi-Welle erneut bewerten. Insgesamt nahmen an der Fragebogen-Erhebung 20 naturwissenschaftliche Lehrkräfte und 18 verantwortliche Personen von elf der zwölf gefundenen Straßenschulen teil. Die Fragebögen wurden im Anschluss statistisch ausgewertet.
Durch die Analyse der erhobenen Daten konnten die drei Forschungsfragen ausführlich beantwortet werden. Es zeigte sich, dass zehn der zwölf Straßenschulen naturwissenschaftlichen Unterricht anbieten und dass dieser insbesondere auf die Abschlussprüfungen in den jeweiligen Fächern vorbereiten soll. Zudem konnte herausgearbeitet werden, dass Straßenschulen sowohl im Allgemeinen als auch im naturwissenschaftlichen Sinne erfolgreich sind. Diesbezüglich wurde jedoch deutlich, dass die alleinige Nutzung von traditionellen Erfolgsvariablen dem besonderen Kontext der Straßenschulen nicht gerecht wird und weitere Erfolgsaspekte berücksichtigt werden sollten. Mit Hilfe der Delphi-Studie konnten außerdem Anforderungen an naturwissenschaftliche Bildungsangebote in Straßenschulen identifiziert werden. Diesbezüglich wurde der hemmende Einfluss der schulischen Vergangenheit und der momentanen Lebenslage der Jugendlichen auf ihre Lernprozesse im naturwissenschaftlichen Unterricht an Straßenschulen deutlich. Straßenschulen haben jedoch verschiedene Wege gefunden, um auf die ungünstigen Lernvoraussetzungen der Jugendlichen zu reagieren. In diesem Zusammenhang ist insbesondere das Ergebnis hervorzuheben, dass eine hohe sozio-emotionale Qualität in naturwissenschaftlichen Bildungsangeboten in Straßenschulen von Bedeutung ist.
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit zeigen, wie gelingende (naturwissenschaftliche) Bildungsangebote für Straßenjugendliche aussehen können. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen wurde in diesem Zusammenhang diskutiert, welche Rolle Straßenschulen und ihre Expertise im Regelschulsystem spielen könnten, um dem Recht der Jugendlichen auf hochwertige (naturwissenschaftliche) Bildung im Bildungssystem vollumfänglich nachzukommen.
Die institutionelle Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern unter drei Jahren wird auch noch 11 Jahre nach dem politisch verankerten Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung ab dem ersten Lebensjahr politisch und öffentlich kontrovers diskutiert. Hinter der mitunter emotional geführten Debatte steht die Befürchtung, dass eine frühkindliche außerfamiliäre Betreuung mit negativen sozialen und emotionalen Folgen einhergeht. Die gesellschaftliche Haltung zu früher außerfamiliärer Bildung befindet sich in einem Spannungsfeld, welches durch biographische Einflüsse, vielfältige Familienverhältnisse sowie regionale und allgemeine politische Rahmenbedingungen geprägt wird. Deutlich wird dies u.a. dadurch, dass die frühe außerfamiliäre Bildung auch knapp 33 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung regionale Unterschiede zwischen Ost und West verzeichnen lässt. Vorstellungen von außerfamiliärer Bildung, Familie und Kindheit lassen sich in der professionellen Haltung pädagogischer Fachkräfte als Teil der Orientierungsqualität verorten. Es wird davon ausgegangen, dass solche Haltungen als Bezugspunkte pädagogischen Handelns die Interaktionen mit Kindern und Eltern prägen. Bislang ist wenig über die professionelle Haltung pädagogischer Fachkräfte mit Bezug zu außerfamiliärer Betreuung von unter Dreijährigen und deren regionale Variationen zwischen Ost und West bekannt.
Die Dissertation stellt zwei Veröffentlichungen vor: Die erste Veröffentlichung untersuchte anhand einer schriftlichen Befragung von N=320 pädagogischen Fachkräften deren Leitbilder zu außerfamiliärer Betreuung von unter Dreijährigen, familiärer Rollenaufteilung und Berufstätigkeit von Eltern. Innerhalb der Stichprobe konnte eine Gruppe mit egalitärem Leitbild sowie eine komplementär-ambivalente Gruppe identifiziert werden. Variationen dieser Leitbilder mit sozioökonomischen, biografischen und institutionellen Variablen wurden untersucht. Des Weiteren zeigte sich eine deutliche Differenz zwischen den empirisch gefundenen Leitbildern und der persönlich präferierten Rollenaufteilung der Fachkräfte. Aufbauend auf diesen Ergebnissen verglich die zweite Veröffentlichung N=303 pädagogische Fachkräfte aus Ost- und Westdeutschland hinsichtlich ihrer Einstellungen zu Eintritt und Umfang außerfamiliärer Betreuung im Bereich Kinder unter drei Jahren (U3-Bereich). Fachkräfte aus ostdeutschen Bundesländern bevorzugten eine signifikant längere Betreuungsdauer im zweiten und dritten Lebensjahr. Hinsichtlich des Eintrittsalters und der Betreuungsdauer im ersten Lebensjahr zeigten sich keine regionalen Unterschiede.
Die Dissertation leistet eine Einordnung der Ergebnisse mit Blick auf das Zusammenspiel biografischer, gesellschaftlicher und politischer Gegebenheiten. Der Manteltext umfasst über die Inhalte der Veröffentlichungen hinaus interdisziplinäre Perspektiven aus der Psychologie und Soziologie und integriert zusätzliche Ergebnisse, die aufgrund von Beschränkungen des Seitenumfangs in den Veröffentlichungen nicht berücksichtigt wurden.
Diese Dissertation untersucht die subjektiven Einstellungen von Grundschullehrkräften zur Selbstregulationsförderung im Unterricht und deren Einfluss auf die Unterrichtsqualität. Die Forschungsfragen zielen insbesondere darauf ab, zu klären, wie Lehrkräfte das Konzept wahrnehmen, bewerten und umsetzen. Darüber hinaus wird betrachtet, inwieweit die Förderung von Selbstregulation die Entwicklung gegenwarts- und zukunftsrelevanter Kompetenzen unterstützen kann und in welchen Phasen der Ausbildung, Weiterbildung und beruflichen Praxis Lehrkräfte ihr Wissen zur Selbstregulation erwerben und erweitern.
Die empirische Untersuchung basiert auf einer qualitativen Interviewstudie mit leitfadengestützten Expert:inneninterviews. Die erhobenen Daten werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet, um individuelle Einstellungen und Erfahrungen differenziert zu analysieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrkräfte, die das Konzept der Selbstregulation aktiv in den Unterricht integrieren, positive Einflüsse auf die Unterrichtsqualität und die Schüler:innenentwicklung feststellen. Insbesondere wird die Förderung der Selbstregulation als effektiv im Umgang mit Lern- und Verhaltensauffälligkeiten sowie in der Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung und der Stärkung von Selbststeuerungsfähigkeiten identifiziert. Zudem wird deutlich, dass das Wissen zur Selbstregulation häufig nicht in der formalen Lehrerausbildung, sondern vor allem durch praktische Erfahrungen erlangt wird. Dies weist auf die Notwendigkeit hin, die Selbstregulation stärker in die Lehrerausbildung zu integrieren.
Die Befunde betonen die zentrale Rolle einer systematischen Förderung von Selbstregulation für qualitativ hochwertigen Unterricht auf Schüler:innenseite. Diese Förderung unterstützt sowohl die Optimierung der Lernbedingungen als auch die Entwicklung zukunftsrelevanter Kompetenzen der Schüler:innen. Darüber hinaus wird die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Implementierung der Selbstregulationsförderung im schulischen Alltag hervorgehoben, um nachhaltig positive Effekte auf das Lernen und Wohlbefinden der Schüler:innen zu erzielen.
Diese Arbeit untersucht das emotionale Potenzial von erzählenden Bilderbüchern: hinsichtlich ihrer Darstellung von Emotionen, der emotionalen Rezeption durch Kinder und ihrer Anwendbarkeit in Gesprächen über Emotionen mit Kindern. Ziel ist es, Möglichkeiten der Darstellung von Emotionen in Bilderbüchern zu analysieren, emotionale Prozesse bei der Rezeption von Bilderbüchern sowie die emotionale Auseinandersetzung mit Figuren zu konzeptualisieren und diese Erkenntnisse in die Anwendung in Form von Bilderbuchgesprächen mit Kindern zu übertragen.
Im ersten Teil wird untersucht, wie Bilderbücher Emotionen mithilfe multimodaler Darstellungsformen präsentieren und wie Kinder diese wahrnehmen und verarbeiten können. Die Analyse, die anhand verschiedener Bilderbücher erfolgt, stützt sich auf entwicklungspsychologische und literaturwissenschaftliche Ansätze und nutzt ein Emotionsmodell, um verschiedene Präsentationsstrategien zu differenzieren.
Der zweite Teil widmet sich der emotionalen Auseinandersetzung von Kindern mit Bilderbüchern. Auf Grundlage psychologischer und literaturwissenschaftlicher Theorien werden Emotionen bei der Rezeption kategorisiert und Möglichkeiten diskutiert, wie Kinder sich mit Figuren im Bilderbuch in Verbindung setzen können. Darauf aufbauend wird ein Modell entworfen, das emotionale Aspekte der Bilderbuchrezeption konzeptualisiert.
Im dritten Teil werden die theoretischen Erkenntnisse auf die Praxis der Bilderbuchgespräche mit Kindern angewendet. Dabei wird gezeigt, wie emotionsfokussierte Gespräche die emotionale Entwicklung von Kindern fördern können und emotionale Anteile der Rezeption vertieft und reflektiert werden können.
Der theoriebildende, interdisziplinäre Ansatz der Arbeit verbindet Bilderbuchforschung, Emotionspsychologie, Kognitionspsychologie und Entwicklungspsychologie, um einen systematischen Blick auf die Rolle von Emotionen bei der Bilderbuchrezeption zu bieten.
Ausgehend von der aktuellen Situation von Care-Arbeit als prekärem gesellschaftlichem Status quo fordern die akademischen Disziplinen eine Care-sensible Bildung. Schulbücher als Medien bildungspolitischer Interessen können dazu beitragen, ein neues Bewusstsein für Sorgearbeit zu fördern. In Anlehnung an Gabriele Sorgos Diskursanalyse von Care-Arbeit in österreichischen Schulbüchern für Physik und Deutsch wird in der hier vorliegenden Arbeit die Darstellung von Care-Arbeit in zwei Schulbüchern der Ernährungs- und Verbraucherbildung inhaltsanalytisch betrachtet. Um deren potenziellen Beitrag auf dem Weg hin zu gerechteren sozialen Care-Arrangements aufzuzeigen, wurden sie hinsichtlich der in ihnen genannten Care-Akteure und -Bedingungen und der Bedeutung, die sie Care-Arbeit beimessen, untersucht. Dazu wurde eine multimethodale Analyse durchgeführt, bestehend aus einer systematischen Textanalyse, einer exemplarischen Bildanalyse und einer Sprachanalyse.
Es zeigt sich in beiden Büchern ein unterschiedlicher Fokus auf private Haushalte als Care-Schaffende: Während „Startklar! 7/8“ sie eher als soziale Institutionen in ihren spezifischen und engen zwischenmenschlichen und familiären Beziehungsgefügen darstellt, betont „Nah dran...1“ ihre Rolle als Marktakteure und selbstversorgende Erwerbstätige. Wenngleich beide Bücher in der Bild- und Sprachanalyse Bemühungen um Geschlechtergerechtigkeit erkennen lassen, zeigt die Textanalyse, dass sie das Potenzial zur Reproduktion ungerechter Care-Arrangements beinhalten. Darüber hinaus mangelt es an der Vermittlung von strukturellem Wissen über soziale Care-Kontexte und -Abhängigkeiten, was mit Blick auf die Anforderungen einer Care-sensiblen Bildung als unzureichend angesehen werden muss. In der Diskussion der detaillierten Forschungsergebnisse wird deutlich, dass die Unterrichtsmaterialien einer Überarbeitung bedürfen, um den Zielen einer Care-sensiblen Bildung und eines Care-bewussten Unterrichts gerecht zu werden.
Im Kontext zunehmender Heterogenität in der Bildungslandschaft ist die Professionalisierung von Lehramtsstudierenden für inklusiven Unterricht ein Ziel vieler hochschulischer Lehrangebote. Auch Bildungsangebote, die Bildungsfachkräfte an Hochschulen ausbringen, fokussieren diese Zielsetzung. Bildungsfachkräfte sind Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, die nach ihrer Tätigkeit an einer Werkstatt für behinderte Menschen eine dreijährige Vollzeitqualifizierung durchlaufen haben. Im Rahmen der Bildungsangebote stellen die Bildungsfachkräfte ihre reflektierten Erfahrungen mit Inklusion und Exklusion dar und regen einen Austausch mit den Lehramtsstudierenden an. Bislang liegen nur vereinzelt Studien dazu vor, auf welche Weise und inwieweit diese Bildungsangebote auf Lehramtsstudierende wirken. Die vorliegende Untersuchung kommt diesem Desiderat mit einem Mixed-Methods-Design nach: In zwei quantitativen quasi-experimentellen Teilstudien wurden Prä- und Post-Erhebungen durchgeführt (Teilstudien I und III). Die Erhebungen fanden vor und nach einem Bildungsangebot (Experimentalgruppe) bzw. einem regulären Lehrangebot zum Thema Inklusion (Vergleichsgruppe) statt. In Teilstudie I (N = 120) wurden Sichtweisen zu Inklusion und Menschen mit Behinderungen erhoben. Es zeigte sich, dass sich die impliziten Einstellungen zu Inklusion nach Besuch eines Bildungsangebots (n = 53) positiver entwickeln als in der Vergleichsgruppe (n = 67). Darüber hinaus wurden in einer qualitativen Studie (Teilstudie II) offene Fragen (n = 60), Fokusgruppeninterviews (n = 13) und Einzelinterviews (n = 5) eingesetzt, um insgesamt 78 Lehramtsstudierende über die Wirkungen der Bildungsangebote von Bildungsfachkräften zu befragen. Über eine qualitative Inhaltsanalyse konnten drei Kategorien mit mehreren Subkategorien herausgearbeitet werden: (1) Soziale Kompetenzen (z.B. Perspektivübernahme), (2) Sichtweisen auf Inklusion und Menschen mit Behinderungen (z.B. Selbstreflexion) und (3) berufsbezogene Kompetenzen (z.B. Verhaltensintention als Lehrkraft). In der abschließenden Teilstudie III (N = 57) wurden Procedere und Untersuchungsinstrument entsprechend den Ergebnissen aus den vorherigen Studien angepasst, indem Sichtweisen zu Inklusion und Menschen mit Behinderungen, die Sicherheit im Umgang mit ihnen und lehramtsbezogene Überzeugungen sowie die subjektive Einschätzung des Lernertrags erfasst wurden. Es wurden positive Wirkungen auf explizite Einstellungen zu Inklusion bei der Experimentalgruppe gemessen und der Lernertrag der Bildungsangebote subjektiv als positiv eingeschätzt. Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass Bildungsangebote von Bildungsfachkräften einen Beitrag zur Kompetenzentwicklung von Lehramtsstudierenden im Rahmen der Professionalisierung für Inklusion leisten.
Die Maske im Unterricht – Eine gouvernementale Fallstudie zu Ungewissheitsbedingungen von Politik
(2024)
Am 07. April 2023 liefen die letzten Corona-Schutzmaßnahmen aus. Am 05. Mai 2023 erklärte Tedros Adhanom Ghebreyesus als Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ende von COVID-19. Die Pandemie war offiziell beendet.
Doch auch wenn sie für beendet erklärt wurde, ist ihr politisches Potenzial noch lange nicht erloschen. Die Konflikte im Jahr 2024 drehen sich um die Frage, ob Enquete-Kommissionen, Bürgerräte oder parlamentarische Untersuchungsausschüsse geeignete Instrumente zur Aufarbeitung der Pandemiejahre sind. Auch wenn die Gesundheitspandemie vorbei zu sein scheint, die agonale Struktur des Politischen ist es nicht.
Die vorliegende Arbeit mit dem Titel "Die Maske im Unterricht – Eine gouvernementale Fallstudie zu Ungewissheitsbedingungen von Politik" folgt dieser vielschichtigen Diskursivität und rekonstruiert den Diskurs rund um die Maske im Unterricht in den Hochjahre der Pandemie 2020/2021. Als Dissertation rekonstruiert sie den Maskendiskurs im Kontext von Schule, Gesellschaft, ihren Inhalts- und Machtperspektiven und richtet sich an ein Publikum, das an Forschungsmethodik, theoretischen Hintergründen und dem vielfältigen Zusammenspiel von Forschungsperspektiven, -interessen und -ergebnissen interessiert ist. Darüber hinaus wird eine gekürzte Fassung der Arbeit als Buch in der Schriftenreihe der Pädagogischen Hochschule Heidelberg erscheinen.
Die hier vorliegende Dissertationsfassung zur Coronamaske im Unterricht der Jahre 2020/2021 stellt die Ergebnisse in vier Hauptkapiteln dar. In Teil A legt die Arbeit ihren gouvernementalen Forschungszugriff dar und erläutert ihre Grundannahmen und empirischen Konzeptionen. Teil B der Arbeit übernimmt die situierte Beschreibung der Rahmenbedingungen, unter denen die Maske diskutiert wurde. Darüber hinaus rekonstruiert die Arbeit in Teil C, wie der Staat seine Ansätze zum Pandemiemanagement umsetzt. Die Arbeit geht davon aus, dass politisches Handeln immer in politischen Hegemoniefeldern wetteifert. In einem solchen Feld findet der Diskurs um die Maske statt, den die Arbeit in ihrem Hauptteil analysiert. Sie rekonstruiert den Diskurs inhaltlich und untersucht ihn mittels einer Diskursfunktionsanalyse auf horizontale und vertikale Spannungen. Der abschließende Teil D beschreibt die gouvernementale Vorstellung, dass der politische Prozess mit der Betrachtung von Problem und Lösung, also von Situierung und Hegemonie, noch nicht abgeschlossen ist. Die Arbeit schließt mit der Frage, was wir aus der Fallstudie der Maske im Unterricht lernen können.
Das deutsche Bildungssystem hat ausgelöst durch den „PISA-Schock“ im Jahr 2000 eine Bildungsreform erfahren. Damit einhergehend erfolgte eine Kompetenzorientierung, die durch die Verabschiedung zentraler Bildungsstandards im Jahr 2004 eingeleitet wurde. Für den naturwissenschaftlichen Unterricht bedeutet dies die Implementation des funktionalen Bildungskonzeptes von Scientific Literacy, welches dem Programme for International Student Assessment (PISA) zugrunde liegt. Damit erfährt die Dimension des epistemischen Wissens eine konkrete Beachtung in der Unterrichtsgestaltung sowie einen Aufschwung in der empirischen Bildungsforschung: das Verständnis des Ursprungs, der Art und der Grenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnis aus metakognitiver Perspektive als das Wesen der Naturwissenschaften (Nature of Science, NOS) wird damit explizit berücksichtigt.
Seit der Bildungsreform sind zwei Jahrzehnte vergangen und eine Vielzahl von nationalen und internationalen Forschungsarbeiten zeigen insbesondere für den epistemischen Wissensbereich kaum Verbesserungen in den Lernerfolgen von Schülerinnen und Schülern, Lehramtsstudierenden sowie Lehrkräften. Obwohl insbesondere in der naturwissenschaftsdidaktischen Forschung ein nationaler und internationaler Boom in der Erforschung von NOS und dem individuellen Wissenschaftsverständnis erfolgte, bleibt der erhoffte Erfolg in der Förderung angemessener NOS-Ansichten aus. Diese Schieflage soll im Folgenden analysiert werden und Gründe für eine (noch) nicht geglückte vollständige Implementation des Bildungskonzeptes von Scientific Literacy herausgestellt werden. Hierbei sollen insbesondere verschiedene NOS-Modellierungen, Interventionsmaßnahmen und Erhebungsinstrumente in den Blick genommen werden. Daraus lassen sich abschließend Förderstellschrauben zur Entwicklung angemessener NOS-Ansichten und somit Handlungsbedarfe für den naturwissenschaftlichen Unterricht und die Lehramtsausbildung in der ersten Phase herauskristallisieren. Zusätzlich werden dabei die drei der Arbeit zugrundeliegenden Publikationen innerhalb der Argumentation verortet, da sie jeweils unterschiedliche Perspektiven zur Förderung angemessener NOS-Ansichten thematisieren.
Eine ausreichende Leseflüssigkeit gilt in Prozessmodellen der Lesedidaktik als zentrale Voraussetzung für die Möglichkeit der mentalen Orientierung auf das Verstehen schriftlicher Texte. Das Projekt „Erwerb von Leseflüssigkeit gering literalisierter Erwachsener: Explorative Untersuchung von Lernangeboten und deren Nutzung“ (LegelitE) ermittelte, ob und wie in Grundbildungs- und Alphabetisierungs-Kursen der Erwachsenenbildung Verfahren zur Förderung der Leseflüssigkeit integriert werden.
Auf Grundlage von 64 Unterrichtsbeobachtungen, 57 Lernstandseinschätzungen und Interviews mit 23 Kursleitenden und 63 Teilnehmenden identifizierten die Projektmitarbeitenden verschiedene Hemmfaktoren und gelingende Komponenten für die Förderung der Leseflüssigkeit. Der inhaltliche Fokus des Kursgeschehens liegt nicht auf dem Aufbau von Leseflüssigkeit, obwohl sie nicht gegeben ist. Ausdruck findet diese Vernachlässigung in den vorherrschenden Förderverfahren: Überwiegend wird nicht wiederholend bzw. chorisch oder im Tandem gelesen, das Textmaterial ist meistens überfordernd, und Feedback wird nicht immer in angemessener Form geleistet. Es konnten Routinen des Leseunterrichts auf Wort-, Satz- und Textebene identifiziert und beschrieben werden, in die sich Flüssigkeitsförderung je spezifisch einpassen lässt. Auch konnten vereinzelt Unterrichtssequenzen mit Lautlese-Verfahren beobachtet werden, die exemplarisch zeigen, dass und wie sie für die unterschiedlichen Alpha-Level implementiert werden kann.
Auch noch für Lernende der Sekundarstufe I kann die Kasusflexion eine Herausforderung darstellen. Kasus formal- und funktionalsprachlich passend markieren zu können, ist allerdings von großer Relevanz, da Kasus u. a. für die Produktion eindeutiger Aussagen und das Textverstehen von Bedeutung ist. Dennoch stellen wissenschaftlich fundierte und empirisch evaluierte, integrative Sprachförderangebote zum Ausbau der Kasusflexion für die Sekundarstufe I ein Desiderat dar. Die übergeordnete Forschungsfrage dieser Arbeit lautet deshalb: Wie kann Sprachförderung integriert in den Regelunterricht der Sekundarstufe I zum Ausbau der Kasusflexion bei Deutsch-als-Zweitsprache-Lernenden mit einem spät-sukzessiven Spracherwerbstyp gestaltet werden?
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde sich dem Design-Based Research-Ansatz bedient, da eine wissenschaftlich fundierte Konzeption noch nicht garantiert, dass das Design auch in der und für die Schulpraxis funktioniert. In einem ersten Schritt wurden anhand von Erkenntnissen verschiedener Forschungsdisziplinen (Linguistik, Zweitspracherwerbsforschung, Psycholinguistik, Sprach- sowie Fremdsprachdidaktik) ein erster Prototyp des Sprachförderkonzepts namens FLEX und Gestaltungsannahmen für in den Regelunterricht integrierte Sprachfördermaßnahmen entwickelt. Diese wurden dann in insgesamt sieben Teilstudien mit insgesamt 35 Proband:innen und unter Einbezug von insgesamt 426 Schriftprodukten (z. B. Heftaufschriebe oder Förderaufgaben) empirisch untersucht. Im Fokus standen insbesondere die Kognitionen der Lernenden, die Praktikabilität für die Unterrichtspraxis und die Wirksamkeit des Designs.
Die Ergebnisse dieser Arbeit bestehen übergeordnet auf theoretischer Seite aus fachlich und empirisch fundierten, kontextsensitiven Gestaltungsprinzipien zur Konzeption integrativer Sprachfördermaßnahmen zum Ausbau der Kasusflexion in der nicht gymnasialen Sekundarstufe, die über didaktische Empfehlungen hinausgehen. Demnach sollte eine integrative Sprachförderung sprachstandsdifferenziert, analog zur Erwerbsprogression und durchgängig erfolgen. Das Förderverfahren sollte zur Förderart, der Zielgruppe und dem Erwerbsgegenstand passen sowie wirksam sein. Auf bildungspraktischer Seite liegt als Ergebnis das Sprachförderkonzept FLEX zum unterrichtsbegleitenden Ausbau der Kasusflexion bei Deutsch-als-Zweitsprache-Lernenden mit einem spät-sukzessiven Spracherwerbstyp der Sekundarstufe I vor. Durch die fachwissenschaftlich fundierte Konzeption, wiederholte empirische Implementierung sowie zyklische Weiterentwicklung des Designs kann davon ausgegangen werden, dass FLEX in der Praxis adhärent umgesetzt werden kann. Im Zuge der Förderung mittels FLEX wird zuerst der Sprachstand der Lernenden im Bereich der Kasusmarkierung mittels einer Sprachstandseinschätzung ermittelt. Die Förderung erfolgt unterrichtsbegleitend entweder an Schriftstücken, welche im Regelunterricht produziert werden oder an Förderaufgaben, die im Unterrichtsgeschehen eingesetzt werden. Immer wenn Lernende einen Kasusfehler produzieren, welcher ihrem Sprachstand entspricht, erhalten sie schriftliches, fokussiertes, metasprachlich-indirektes, korrektives Feedback.