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Naturwissenschaftliche Bildung in Straßenschulen und ihr Potenzial zur Erfüllung des Sustainable Development Goals „Quality Education“

  • In der vorliegenden Dissertation wurde das Potential des naturwissenschaftlichen Bildungsangebots von Straßenschulen zur Realisierung des Sustainable Development Goals „Quality Education“ für ihre Schülerschaft untersucht. Straßenschulen sind Bildungsprojekte, in denen Straßenjugendliche unter Berücksichtigung ihrer besonderen (Bildungs-)Bedürfnisse und Lebenslagen Schulabschlüsse nachholen können. Als Straßenjugendliche werden dabei Jugendliche und junge Erwachsene in instabilen Wohnsituationen bezeichnet. Diese Gruppe umfasst in Deutschland laut verschiedenen Studien mindestens 37.000 Personen. Notwendig sind Straßenschulen vor allem deswegen, weil Straßenjugendliche überdurchschnittlich häufig die Schule ohne Schulabschluss verlassen. Die hohen Schulabbruchsquoten können als Hinweis interpretiert werden, dass ihr Recht auf hochwertige Bildung im deutschen Regelschulsystem nicht vollumfänglich realisiert wird. Nach erfolgtem Schulabbruch äußern viele Straßenjugendliche den Wunsch, einen Schulabschluss nachzuholen. Dies gelingt jedoch aus diversen Gründen im Regelschulsystem nach erfolgtem Schulabbruch nur selten, weswegen alternative Bildungsprojekte – wie die besagten Straßenschulen – notwendig sind. Folglich bieten sich Straßenschulen als Untersuchungskontext an, um diverse Forschungsdesideraten nachzukommen. Hierzu gehören insbesondere die Fragen, wie erfolgreich solche besonderen Bildungsprojekte sind und welche Anforderungen an Bildungsangebote für Straßenjugendliche zu stellen sind. In der vorliegenden Dissertation wurden besagte Forschungslücken aus einer naturwissenschaftlichen Perspektive bearbeitet. Von Interesse war dabei, inwiefern naturwissenschaftliche Bildung an Straßenschulen angeboten wird, wie erfolgreich Straßenschulen mit ihrem (naturwissenschaftlichen) Bildungsangebot sind und welchen Anforderungen das naturwissenschaftliche Bildungsangebot von Straßenschulen gerecht werden muss. Zur Beantwortung dieser Fragen wurde ein mehrgliedriges Forschungsvorgehen gewählt. Der erste Schritt bestand darin, systematisch nach Straßenschulen in Deutschland zu suchen, wobei zwölf Bildungsprojekte identifiziert werden konnten. Im Anschluss fand eine umfangreiche Datenerhebung statt. Zuerst wurden anfängliche Telefonate geführt, in denen der Aufbau der Bildungsprojekte beschrieben wurde, und die Inhalte der Telefonate in Notizen festgehalten. Zudem wurden Statistiken zu den in den Straßenschulen erworbenen Bildungsabschlüssen gesammelt. Das Herz der Datenerhebung bildete jedoch eine zweistufige Delphi-Erhebung. In der ersten Delphi-Welle wurden Experteninterviews mit zehn der zwölf Straßenschulen geführt. Hierbei wurden vierzehn naturwissenschaftlichen Lehrkräften und zehn verantwortlichen Personen interviewt. Ergänzt wurden die Interviews durch eine Dokumentensammlung, bestehend aus den pädagogischen Konzepten und den Websites der zehn Straßenschulen. Diese Daten wurden mit einer qualitativen Inhaltsanalyse hinsichtlich verschiedener Aspekte – unter anderem den Anforderungen an die naturwissenschaftlichen Bildungsangebote der Straßenschulen – ausgewertet. Aufbauend auf den Ergebnissen der Inhaltsanalyse wurde für die zweite Delphi-Welle ein Fragebogen erstellt. Im Fragebogen sollten die naturwissenschaftlichen Lehrkräfte und verantwortlichen Personen der Straßenschulen die Erkenntnisse der ersten Delphi-Welle erneut bewerten. Insgesamt nahmen an der Fragebogen-Erhebung 20 naturwissenschaftliche Lehrkräfte und 18 verantwortliche Personen von elf der zwölf gefundenen Straßenschulen teil. Die Fragebögen wurden im Anschluss statistisch ausgewertet. Durch die Analyse der erhobenen Daten konnten die drei Forschungsfragen ausführlich beantwortet werden. Es zeigte sich, dass zehn der zwölf Straßenschulen naturwissenschaftlichen Unterricht anbieten und dass dieser insbesondere auf die Abschlussprüfungen in den jeweiligen Fächern vorbereiten soll. Zudem konnte herausgearbeitet werden, dass Straßenschulen sowohl im Allgemeinen als auch im naturwissenschaftlichen Sinne erfolgreich sind. Diesbezüglich wurde jedoch deutlich, dass die alleinige Nutzung von traditionellen Erfolgsvariablen dem besonderen Kontext der Straßenschulen nicht gerecht wird und weitere Erfolgsaspekte berücksichtigt werden sollten. Mit Hilfe der Delphi-Studie konnten außerdem Anforderungen an naturwissenschaftliche Bildungsangebote in Straßenschulen identifiziert werden. Diesbezüglich wurde der hemmende Einfluss der schulischen Vergangenheit und der momentanen Lebenslage der Jugendlichen auf ihre Lernprozesse im naturwissenschaftlichen Unterricht an Straßenschulen deutlich. Straßenschulen haben jedoch verschiedene Wege gefunden, um auf die ungünstigen Lernvoraussetzungen der Jugendlichen zu reagieren. In diesem Zusammenhang ist insbesondere das Ergebnis hervorzuheben, dass eine hohe sozio-emotionale Qualität in naturwissenschaftlichen Bildungsangeboten in Straßenschulen von Bedeutung ist. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit zeigen, wie gelingende (naturwissenschaftliche) Bildungsangebote für Straßenjugendliche aussehen können. Aufbauend auf den Forschungsergebnissen wurde in diesem Zusammenhang diskutiert, welche Rolle Straßenschulen und ihre Expertise im Regelschulsystem spielen könnten, um dem Recht der Jugendlichen auf hochwertige (naturwissenschaftliche) Bildung im Bildungssystem vollumfänglich nachzukommen.

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frontdoor_oas
Metadaten
Author:Matthias Fischer
Publishing Institution:Pädagogische Hochschule Heidelberg
Granting Institution:Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fakultät für Natur- und Gesellschaftswissenschaften (Fak. III)
Date of final exam:2025/02/05
DDC classes:300 Sozialwissenschaften / 370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen / 371 Schulen, schulische Tätigkeiten; Sonderpädagogik
500 Naturwissenschaften und Mathematik / 500 Naturwissenschaften / 507 Ausbildung, Forschung, verwandte Themen
Tag:Bildungsqualität; Jugendwohnungslosigkeit; Straßenjugendliche; Straßenschule
Second-Chance Education
GND Keyword:Dropout; Naturwissenschaftliche Bildung; Schulabbruch; Wohnungslosigkeit
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
URN:urn:nbn:de:bsz:he76-opus4-17404
DOI:https://doi.org/10.60497/opus-1740
Referee:Manuela Welzel-BreuerGND, Havva EnginGND
Advisor:Manuela Welzel-Breuer, Havva Engin
Year of Completion:2025
Release Date:2025/04/09
Page Number:XXI, 373
Institutes:Fakultät für Natur- und Gesellschaftswissenschaften (Fak. III)
hasSourceSWB:withoutPPN
Licence (German):License LogoVeröffentlichungsvertrag mit Print-on-Demand