Transfer in der Physik – Die Nutzung von Strategien beim Transfer von physikalischen Konzepten in Zusammenhang mit kontextorientiertem Unterricht
- Der Begriff des Transfers kennt sowohl in der Fachdidaktik der Physik als auch in der Psychologie viele Facetten. Unterschieden werden unter anderem traditionelle von modernen Ansätzen, wobei bei letzteren das Individuum, das einen Transfer ausführt, im Zentrum der Betrachtung steht. Das Ziel der vorliegenden Promotionsarbeit ist die Untersuchung und Beschreibung von Prozessen, die beim Transfer von physikalischen Konzepten aus dem Themenbereich Energie ablaufen. Dabei stehen die Strategien, die Lernende beim Lösen von Transferaufgaben anwenden, im Vordergrund. In einem ersten Schritt werden Transferprozesse im Rahmen einer qualitativen Laut-Denken-Interviewstudie (N=20) analysiert. Ein daraus entwickeltes Framework zur Analyse und Kategorisierung von Transferprozessen und -strategien bildet die Grundlage für die Erstellung eines Messinstruments zur Erfassung von Transferstrategien. In einer Pilotierung (N=120) lösen Proband*innen einige Wochen nach der Behandlung des Themas Energie im regulären Unterricht eine Transferaufgabe zu ebendiesem Thema und geben anschließend in einem Selbsteinschätzungsfragebogen (Messinstrument) Auskunft über die Nutzung von verschiedenen Transferstrategien. Die Faktorenanalysen zeigen, dass sich fünf Konstrukte respektive Transferstrategien trennen lassen (Vermutungen oder Fragen formulieren, Einnehmen einer Subjektperspektive, Analogien Schule, Analogien Freizeit und Schlüsse ziehen), wobei diese auf bekannten Mechanismen beim Transfer wie auch auf induktiv aus Aussagen von Proband*innen der Interviewstudie abgeleiteten Vorgehensweisen basieren. Das überarbeitete und validierte Messinstrument wird daraufhin in der Haupterhebung (N=456) eingesetzt. Das Ziel dieses Studienteils ist die Untersuchung von Faktoren, wie das situationale Interesse am vorangegangenen Physikunterricht oder die wahrgenommene Kontextorientierung in diesem Unterricht, die die Nutzung von Transferstrategien potenziell beeinflussen. Ein Strukturgleichungsmodell zeigt hierzu, dass bei drei der fünf Transferstrategien (Vermutungen oder Fragen formulieren, Einnehmen einer Subjektperspektive und Schlüsse ziehen) eine hohe wahrgenommene Kontextorientierung im Unterricht zu einer verstärkten Nutzung von solch metakognitiven Strategien führt. Das situationale Interesse spielt hingegen eine weniger einflussreiche Rolle, indem dieses lediglich die Anwendung der Transferstrategie 'Vermutungen oder Fragen formulieren' (negativ) beeinflusst. In weiteren Teilstudien wird die Häufigkeit der Nutzung der fünf Transferstrategien, auch in Bezug auf die Schulstufen und das Schulniveau, verglichen. Hierbei zeigen sich nur wenige signifikante Unterschiede. Ergänzend dazu wird der Frage nachgegangen, ob sich Schülerinnen bei der Nutzung von Transferstrategien wie auch bei der Wahrnehmung der Kontextorientierung des Physikunterrichts und im diesbezüglich entwickelten situationalen Interesse von Schülern unterscheiden. Schülerinnen weisen bei einem Aspekt des situationalen Interesses, der emotionalen Valenz, einen tieferen Durchschnittswert auf, nehmen aber denselben Unterricht als stärker kontextorientiert wahr. Hinsichtlich der Nutzung von Transferstrategien unterscheiden sich Schülerinnen bei vier der fünf Strategien signifikant von Schülern. Bis auf die Transferstrategie 'Schlüsse ziehen' werden alle Strategien von Schülerinnen signifikant häufiger eingesetzt, wenn auch nur mit einer kleinen Effektstärke. Aus den Ergebnissen der insgesamt vier Teilstudien lässt sich unter anderem schließen, dass Transferprozesse sehr unterschiedlich ablaufen (hinsichtlich der Kategorien des entwickelten Frameworks) und ein kontextorientierter Unterricht die Nutzung von gewissen Transferstrategien beim späteren Transfer fördern kann.
Author: | Daniel Gysin |
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Publishing Institution: | Pädagogische Hochschule Heidelberg |
Granting Institution: | Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fakultät für Natur- und Gesellschaftswissenschaften (Fak. III) |
Date of final exam: | 2024/05/16 |
DDC classes: | 500 Naturwissenschaften und Mathematik |
Tag: | Energiekonzept; Interesse; Kontextorientierung; Physikdidaktik; Transfer |
GND Keyword: | Kontext; Physikdidaktik; Transfer |
Document Type: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
URN: | urn:nbn:de:bsz:he76-opus4-16781 |
DOI: | https://doi.org/10.60497/opus-1678 |
Referee: | Dorothee BrovelliGND, Markus RehmGND |
Advisor: | Dorothee Brovelli, Markus Rehm |
Year of Completion: | 2024 |
Release Date: | 2024/06/17 |
Page Number: | 105 |
Institutes: | Fakultät für Natur- und Gesellschaftswissenschaften (Fak. III) |
hasSourceSWB: | withoutPPN |
Licence (German): | ![]() |