@phdthesis{Grassau2014, author = {Jutta Grassau}, title = {Schulwahlentscheidungen. Eine qualitative Analyse elterlicher Begr{\"u}ndungsmuster beim {\"U}bertritt in die Sekundarstufe}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:he76-opus-75461}, year = {2014}, abstract = {In der vorliegenden Arbeit werden die Begr{\"u}ndungsmuster der Eltern bei der Wahl der Schulart am Ende der Grundschulzeit und in den ersten Jahren der Sekundarstufe mit Hilfe einer qualitativen Vorgehensweise erfasst. Das Erhebungsinstrument bilden themenzentrierte Interviews. Die Auswahl der Untersuchungsteilnehmer/-innen erfolgt anhand eines Extremgruppendesigns, dessen Grundlage die Stichprobe des an der P{\"a}dagogischen Hochschule Heidelberg durchgef{\"u}hrten L{\"a}ngsschnittprojektes PRISE ({\"U}bergang vom Primar- zum Sekundarbereich) von Roos und Sch{\"o}ler (Roos \& Sch{\"o}ler 2013) bildet. Bei den untersuchten Extremgruppen handelt es sich um Gruppen von Eltern, die von der Grundschulempfehlung nach \"oben\" oder \"unten\" abweichen, sowie Eltern, deren Kinder nach Eintritt in die Sekundarstufe einen erneuten Wechsel der Schulart vornehmen. Im Rahmen einer thematischen Analyse des Interviewmaterials werden zun{\"a}chst die elterlichen Einsch{\"a}tzungen und Erkl{\"a}rungen f{\"u}r das Zustandekommen der jeweiligen Grundschulempfehlung sowie die Reaktion der Eltern auf die Empfehlung untersucht. Im Anschluss daran werden sieben f{\"u}r die elterliche Schulwahlentscheidung relevante Themenbereiche identifiziert: 1. Individuelle Merkmale des Kindes, 2. Bisherige Schulerfahrungen des Kindes, 3. Wahrnehmung der Schularten und des Schulsystems, 4. Schul- und Berufserfahrungen der Eltern und Geschwister, 5. Bildungsaspirationen, 6. Familiale Ressourcen und 7. Einstellung des sozialen Umfelds. Diese Themenbereiche bilden die Vergleichsdimensionen einer gruppenvergleichenden Analyse, auf deren Grundlage gruppenspezifische Argumentationsmuster f{\"u}r die Gruppen Abweichung nach \"unten\" sowie Abweichung/Wechsel nach \"oben\" modellhaft dargestellt werden. Als sensibilisierendes Konzept dienen dabei die Grundelemente der Wert-Erwartungs-Theorie. F{\"u}r die Eltern, deren Kinder von der Grundschulempfehlung nach \"unten\" abweichen, sind folgende vier Ziele leitend: 1. Erfolgreicher Schulbesuch, 2. positives Erleben der Schulzeit, 3. erf{\"u}lltes Berufsleben und 4. Soziale Anerkennung/positives Selbstbild. In der Gruppe Abweichung/Wechsel nach \"oben\" wird dagegen vor allem der schulische und berufliche Erfolg hervorgehoben. Die Erfolgserwartung unterscheidet sich in beiden Gruppen infolge der unterschiedlichen Einsch{\"a}tzung der Leistungsf{\"a}higkeit des Kindes, die in der Gruppe Abweichung nach \"unten\" als eingeschr{\"a}nkt wahrgenommen wird, w{\"a}hrend die Eltern der zweiten Gruppe (Abweichung/Wechsel nach \"oben\") von einer hohen Leistungsf{\"a}higkeit ihres Kindes ausgehen. Auch in der Wahrnehmung des Schulsystems und den Folgerungen, die aus eigenen Schul- und Berufserfahrungen gezogen werden, unterscheiden sich beide Gruppen deutlich: F{\"u}r die Eltern der ersten Gruppe, die {\"u}berwiegend selbst einen Haupt- bzw. Realschulabschluss haben, spielt die Durchl{\"a}ssigkeit des Schulsystems eine wichtige Rolle. Sie sind bestrebt, ihrem Kind Druck und Misserfolgserlebnisse zu ersparen und trotzdem den Weg zum Abitur offen zu halten. Demgegen{\"u}ber bewerten die Eltern der zweiten Gruppe die Bedeutung des Gymnasialbesuchs als Voraussetzung f{\"u}r gute berufliche Chancen als sehr hoch, was ihrer eigenen Schulerfahrung entspricht. Die Erfolgszuversicht gr{\"u}ndet sich bei ihnen auf das Vorhandensein familialer Ressourcen finanzieller und zeitlicher Art. Die Gruppe Schulwechsel nach \"unten\" weist beim Gruppenvergleich kein einheitliches Argumentationsmuster auf, weshalb sie einer gesonderten Analyse unterzogen wird: Es zeigt sich, dass die {\"u}berwiegende Zahl der Sch{\"u}ler/-innen die Schulart nicht erst dann wechselt, wenn dies durch die Versetzungsordnungen der Schularten zwingend erforderlich ist; h{\"a}ufig erfolgt die Entscheidung f{\"u}r den Wechsel bereits deutlich fr{\"u}her. Folgende Bedingungen sind dabei ausschlaggebend f{\"u}r die Eltern: 1. Die Schulleistungen sind schwach, 2. das Kind leidet, 3. die Ma{\"s}nahmen der Eltern sind erfolglos und 4. die Lehrkraft r{\"a}t direkt oder indirekt zum Wechsel. Von besonderem Interesse sind dabei die F{\"a}lle, bei denen der Wechsel der Schulart nicht prim{\"a}r auf schwache Leistungen zur{\"u}ckgef{\"u}hrt wird, da sie dem Anspruch der Leistungsdifferenzierung im gegliederten Schulsystem widersprechen.}, language = {de} }