@phdthesis{Hatz2015, author = {Hubertus Hatz}, title = {Phonologische Bewusstheit und Schriftspracherwerb : Auswirkungen eines Trainings phonologischer Bewusstheit und eines um Rechtschreibinhalte erweiterten Trainings im ersten Schuljahr auf den Erwerb des Lesens und Rechtschreibens bei Sch{\"u}lerinnen und Sch{\"u}lern mit gering ausgebildeten schriftsprachspezifischen Vorl{\"a}uferfertigkeiten}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:he76-opus4-799}, pages = {361}, year = {2015}, abstract = {Phonologische Bewusstheit und Schriftspracherwerb Auswirkungen eines Trainings phonologischer Bewusstheit und eines um Rechtschreibinhalte erweiterten Trainings im ersten Schuljahr auf den Erwerb des Lesens und Rechtschreibens bei Sch{\"u}lerinnen und Sch{\"u}lern mit gering ausgebildeten schriftsprachspezifischen Vorl{\"a}uferfertigkeiten Hintergrund Das Erlernen des Lesens und Schreibens kn{\"u}pft an Vorl{\"a}uferfertigkeiten an, die bei Kindern zu Beginn der ersten Klasse unterschiedlich ausgepr{\"a}gt sind. Der phonologischen Informationsverarbeitung und speziell der phonologischen Bewusstheit kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. In Studien konnte ein enger Zusammenhang dieser Vorl{\"a}uferfertigkeit mit Lese-Rechtschreibleistungen nachgewiesen werden. Die phonologische Bewusstheit gilt als wichtigster Einzelpr{\"a}diktor. Kinder mit gering entwickelten F{\"a}higkeiten im Bereich der phonologischen Bewusstheit laufen Gefahr, Lese-Rechtschreibschwierigkeiten zu entwickeln. Trainingsstudien mit Kindergartenkindern haben gezeigt, dass die vorschulische F{\"o}rderung phonologischer Bewusstheit pr{\"a}ventiv wirksam ist, sich der Anteil lese-rechtschreibschwacher Kinder dar{\"u}ber bedeutsam reduzieren l{\"a}sst. Trifft dies aber auch noch zu, wenn die F{\"o}rderung phonologischer Bewusstheit zeitgleich zum Schriftspracherwerb im ersten Schuljahr durchgef{\"u}hrt wird? Methode In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob in der ersten Klasse bei Kindern mit einem Risiko f{\"u}r Lese-Rechtschreibschwierigkeiten ein altersangepasstes Training der phonologischen Bewusstheit allein oder in Kombination mit einem Rechtschreibtraining den Schriftspracherwerb positiv beeinflussen und die H{\"a}ufigkeit von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten verringern kann. Die Risikokinder wurden zu Beginn des ersten Schuljahres aus 793 Erstkl{\"a}sslern (aus 49 Klassen) mittels diagnostischem Auswahlverfahren ausgew{\"a}hlt. F{\"u}r die Auswertungen im ersten Schuljahr konnten die Daten von 113 Risikokindern ber{\"u}cksichtigt werden. Die Evaluation der Trainingsma{\"s}nahmen im ersten Schuljahr erfolgte im Pr{\"a}-Post-Design mit Interventions- und Vergleichsgruppen. Trainingsphase 1 (Training phonologischer Bewusstheit einschlie{\"s}lich Buchstaben-Laut-Zuordnung) dauerte 21 Wochen, Trainingsphase 2 (Rechtschreibtraining) sieben Wochen. Beide Trainingsma{\"s}nahmen wurden in Kleingruppen zus{\"a}tzlich zum Deutschunterricht angeboten. Die Risikokinder der Vergleichsgruppe besuchten den regul{\"a}ren Deutschunterricht ihrer Klasse ohne ein zus{\"a}tzliches Kleingruppentraining. Ergebnisse Eine unmittelbare Trainingswirksamkeit auf die Entwicklung phonologischer Bewusstheit wie auch Transfereffekte auf Rechtschreib- und Leseleistungen konnten ummittelbar nach Abschluss des Trainings phonologischer Bewusstheit (Trainingsphase 1) nicht nachgewiesen werden. Die Effektivit{\"a}tspr{\"u}fung in Abh{\"a}ngigkeit vom zugrunde liegenden methodisch-didaktischen Unterrichtskonzept ergab jedoch einen kompensatorischen unmittelbaren Trainingseffekt. Die trainierten Sch{\"u}ler, die in Klasse 1 nach dem Konzept des Spracherfahrungsansatzes unterrichtet wurden, erzielten nach Abschluss des Trainings phonologischer Bewusstheit ein den trainierten wie untrainierten Sch{\"u}lern in Fibelklassen vergleichbares Leistungsniveau in den Ma{\"s}en zur phonologischen Bewusstheit. Diese bedeutsame Leistungssteigerung (insbesondere in der phonologischen Bewusstheit im engeren Sinne) blieb jedoch ohne Auswirkung auf die schriftsprachlichen Leistungen. Das zus{\"a}tzliche Rechtschreibtraining (Trainingsphase 2) entfaltete einen kurzfristigen tendenziellen Effekt mit einem deutlich geringeren Anteil an Kindern mit unterdurchschnittlicher Rechtschreibleistung am Ende der ersten Klasse. Zus{\"a}tzliche Auswertungen zeigen, dass die pr{\"a}ventiven Effekte der Schriftspracherwerbsmethode (lehrgangsorientierter Unterricht) deutlich gr{\"o}{\"s}er ausfallen als die eines additiven Trainings der phonologischen Bewusstheit oder eines kombinierten Trainings im 1. Schuljahr. Diskussion Die Befunde zur unmittelbaren Wirksamkeit des alleinigen Trainings phonologischer Bewusstheit verweisen darauf, dass die Auswirkungen mit Blick auf die Gesamtgruppe der trainierten Sch{\"u}ler {\"u}berlagert werden von didaktisch-methodischen Merkmalen des Schriftspracherwerbsunterrichts in Klasse 1. Dass f{\"u}r die Sch{\"u}ler im Fibellehrgang keine zus{\"a}tzliche Leistungssteigerung in den Ma{\"s}en der phonologischen Bewusstheit zu erzielen waren, verweist auf die dbzgl. Entwicklungsimpulse, die bereits von einem systematischen und lehrgangsorientierten Schriftspracherwerbsunterrichts ausgehen. Die Befunde zur Wirksamkeit des kombinierten Trainings zeigen, dass ein Effekt auf schriftsprachliche Leistungen nur zu erzielen ist, wenn spezifische {\"U}bungsinhalte, die direkt auf die schriftsprachlichen Prozesse abzielen, in die Trainingsma{\"s}nahmen zur phonologischen Bewusstheit integriert werden. Die insgesamt jedoch schwachen Effekte verweisen darauf, dass ein rechtschriftliches Anschlusstraining von lediglich sieben Wochen nicht ausreichend war. Eine Modifikation des Gesamttrainings unter Ausweitung entsprechender rechtschriftlicher {\"U}bungsinhalte ist notwendig, um deutlichere Effekte erzielen zu k{\"o}nnen. Unter pr{\"a}ventiven Gesichtspunkten ist eine lehrgangsorientierte Gestaltung des Schriftspracherwerbsunterrichts einem additiven Training, das die Schulen vor gro{\"s}e organisatorische Herausforderungen stellt, vorzuziehen.}, language = {de} }